Michael Schumacher hat Fans, Presse und Publikum lange warten lassen, aber unmittelbar nach seinem Sieg beim Großen Preis von Italien in Monza, hat der siebenmalige Weltmeister dann seine Entscheidung bekannt gegebn: Nach dem Ende dieser Saison zieht er sich aus dem aktiven Rennsport zurück. Der 37 Jahre alte Ferrari-Pilot, der am 25. August 1991 in Belgien sein erstes Rennen bestritt, wird damit noch drei Mal an den Start gehen. Am 22. Oktober in Sao Paulo beim Großen Preis von Brasilien wird Schumacher möglicherweise als achtmaliger Champion nach seinem 250. Grand Prix' seinen Abschied aus der Formel 1 feiern.
Für Schumacher kommt Räikkönen
Ferrari plant für die kommende Saison in der Formel 1 mit dem finnischen Piloten Kimi Räikkönen und Felipe Massa aus Brasilien. Räikkönen, der bislang für McLaren-Mercedes fuhr, erhält bei den Italienern einen Vertrag bis 2009. Massas Kontrakt wurde bis zum Jahr 2008 verlängert. Das gab der Rennstall am Sonntag am Rande des Grand Prix von Italien in Monza bekannt.
Obwohl der erfolgreichste deutsche Formel-1-Pilot aller Zeiten, ist der gebürtige Kerpener kein Weltmeister der Herzen. Kompromisslos, besessen, perfektionistisch nennen ihn Teamkollegen und Konkurrenten - verlässlich, großzügig, entspannt beschreiben ihn diejenigen, die Michael Schumacher nahe stehen. "Ich bin kein Mensch, der gerne Emotionen zeigt, außer bei denen, die mich gut kennen", sagt der Formel-1-Rekordweltmeister von sich selbst. "Ansonsten kontrolliere ich mich, so gut es geht, was den Leuten vielleicht nicht das richtige Bild davon gibt, wer ich bin."
Dominanz schaffte Distanz
Länger als jeder andere Fahrer vor ihm hat Schumacher die Formel 1 geprägt und bestimmt. "Ich mache das, was mir Spaß macht", hat der 37 Jahre alte Ferrari-Pilot immer betont. Nie stand ein Pilot derart im Fokus der Öffentlichkeit wie der Kerpener. Dabei ist Schumacher nie ein Weltmeister der Herzen geworden, wie der tödlich verunglückte Brasilianer Ayrton Senna.
Seine Dominanz mit sieben WM-Titeln und beinahe allen wichtigen Rekorden hat Distanz geschaffen. Das reservierte Auftreten des Multi-Millionärs in der Öffentlichkeit verstärkte den Eindruck des "Renn-Robotors". Er ist misstrauisch im Umgang mit den Journalisten, vermutet - bedingt durch zahlreiche negative Erfahrungen - hinter Fragen oft eine Falle. Manche seiner Antworten sind auch deshalb nichts sagend. Trotz des Trubels ist sein Privatleben tabu. Homestorys und Bilder mit seiner Familie gibt es nicht.
Engagierte sich für Kollegen
Seine Überlegenheit und seine rücksichtslose Art auf der Rennpiste, die selbst vor seinem jüngeren Bruder Ralf nicht Halt macht, haben ihn unter den Fahrer-Kollegen nicht beliebt gemacht. Er ist der "Super-Super-Star", so Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, und die Reizfigur der Szene. An Schumacher haben sich viele gerieben, um selbst Profil zu bekommen. Nach umstrittenen Aktionen wie zuletzt der "Straßensperre" in Monaco wurde der Champion heftig angegriffen. Aber Schumacher kämpft auch für seine Kollegen. So finanziert er die Piloten-Organisation GPDA beinahe allein und hat die Sicherheit auf den Strecken vorangebracht.
Den Erfolg und den Reichtum (Jahresverdienst: geschätzte 70 Millionen Dollar) hat sich der "Jahrhundert-Fahrer", geschickt gemanagt von Willi Weber, hart erarbeitet. In Kerpen betrieben sein Vater Rolf und seine 2003 gestorbene Mutter Elisabeth eine Kartbahn, auf der er als vierjähriger Knirps den Grundstein für seine Karriere legte. Der gelernte Kfz-Mechaniker hat bei allem überragenden Talent nie aufgehört, an sich zu arbeiten. "Ich kennen keinen Fahrer, der körperlich und geistig so fit ist", sagte Ferrari-Chef Luca di Montezemolo über seinen schnellsten Angestellten.
Mit der Troika kam der Ferrari-Erfolg
Als Schumacher 1996 nach zwei WM-Titeln für Benetton zu Ferrari wechselte, lebte die Scuderia nur noch vom Glanz der Vergangenheit. Mit dem Teamchef und väterlichen Freund Jean Todt sowie dem Technischen Direktor und Strategie-Genie Ross Brawn bildete er die Troika, die die Marke mit dem Pferd auf Trab brachte. Schumacher ist wissbegierig, verlangt viel von sich und anderen. Nie vergisst er einen Geburtstag seiner Mechaniker oder Teammitglieder und betont: "Ich diktiere nichts. Wir erarbeiten uns die Lösungen im Konsens."
Er ist ein Harmoniemensch - beruflich wie privat. Familie und Freunde gehen ihm über alles. Seit 1996 wohnt er im beschaulichen Vufflens-le-Chateaux am Genfer See. Schumacher genießt dort mit seiner "Traumfrau" Corinna, mit der er seit elf Jahren glücklich verheiratet ist, sowie den Kindern Gina Maria (9) und Mick (7) die Ruhe. "Ich bin ein normaler Vater, spiele mit meinen Kindern und mache, worauf sie Lust haben." Abseits der Piste will er kein Aufhebens machen. Seine caritativen Einsätze als UNESCO-Sonderbotschafter oder für die Stiftung für Gehirn- und Rückenmarkserkrankung verlaufen meist abseits des öffentlichen Interesses. Als er nach der Tsunami-Katastrophe 2004 zehn Millionen Dollar spendete, wollte er nicht darüber reden. Aber Bescheid wissen will er auch in diesem Fall und informiert sein, in welche Projekte die Mittel fließen.