Weltmeisterschaft 2006 Holte Schröder mit Katar-Hilfe die WM nach Deutschland?

Wie kam die WM 2006 nach Deutschland? Seit dem Fifa-Skandal eine brisante Frage. Laut einem Medienbericht half Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder damals massiv nach - und bediente sich ausgerechnet der Hilfe von Katar.

Seit dem Fifa-Skandal ist es eine brisante Frage: Wurde auch bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland gemauschelt? Dafür gibt es bisher keine Hinweise. Doch laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" wurde auf höchster Ebene zumindest alles dafür getan. Demnach soll der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) 1999 bei einem Staatsgast für die entscheidenden Stimmen zugunsten der Vergabe  der WM nach Deutschland geworben haben. Es war ausgerechnet der Emir von Katar - Gastgeber der inzwischen äußerst umstrittenen WM 2022.

Dem Bericht zufolge drehten sich die Gespräche mit dem Emir nicht nur um Fragen des Friedens im Nahen Osten und um Geschäfte für die deutsche Wirtschaft, sondern auch um die WM 2006. Es sei darum gegangen, große Konkurrenz auszuräumen: Fifa-Chef Sepp Blatter hatte seinerzeit die erste WM in Afrika versprochen, Marokko und Südafrika standen bereit. Für die deutsche Bewerbung kam es demnach auf jede Stimme im Exekutivkomitee der Fifa an. Und Katar wurde damals eine entscheidende Rolle zugesprochen: "Emir ist fußballbegeistert; hat großen Einfluss auf die Stimmabgabe", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" eine damalige Notiz des Kanzleramtes.

Nichts Illegales

Schröders mutmaßlicher Einsatz hat sich bekanntlich gelohnt. Ein Jahr später, im Juli 2000, ging die WM 2006 mit einer Stimme Vorsprung nach Deutschland. Der Vertreter Katars, der inzwischen lebenslang für Fifa-Aktivitäten gesperrte Mohamed bin Hammam, stimmte ebenfalls dafür. Und er hatte laut dem Bericht seinen Einfluss als Vorsitzender des asiatischen Fußballverbandes AFC geltend gemacht, so dass auch Südkorea, Thailand und Saudi-Arabien der deutschen Kandidatur zustimmten.

Dass bei den Gesprächen zwischen Schröder und dem Emir irgendwelche illegalen Absprachen getroffen worden seien, dafür gibt es keinerlei Hinweise, betont die "Süddeutsche Zeitung". Die Begebenheit verdeutliche aber, dass es mit dem Mantra Sepp Blatters, dass Sport und Politik sauber zu trennen seien, nicht viel auf sich hat. Bei der Vergabe aller großer Sportereignisse werde mit allen Kräften und auf allen Ebenen kräftig gedealt. So eben auch bei der Vergabe der WM 2006. Das Sommermärchen scheint also auch ein klein wenig ein Märchen aus 1000 und einer Nacht gewesen zu sein. Das Turnier ging allem Anschein nach nicht nur wegen der schönen Stadien und dem Einsatz Franz Beckenbauers als WM-Botschafter an die Bundesrepublik.

Schröder äußert sich nicht

Interessant bleibt laut dem Bericht aber die Frage, wie Schröder den Emir überzeugen konnte. Der soll seinerzeit nämlich durchaus auch Sympathie für eine erste WM in Afrika gehabt haben, die dann vier Jahre später in Südafrika stattfand. Es liegt nahe, spekulieren die Autoren des Berichts weiter, dass gute Wirtschaftsbeziehungen letztlich den Ausschlag gegeben haben. So seien kurz vor der WM-Vergabe große Geschäfte mit Thailand und Südkorea angekündigt und beschlossen worden. Der FC Bayern absolvierte Anfang 2000 Freundschaftsspiele in Thailand und Malta. Satte TV-Honorare seien an die Gastgeber geflossen. Auch der Fifa-Mann aus Malta soll schließlich für die DFB-Bewerbung gestimmt haben. Und zu Katar bestünden ohnehin beste Wirtschaftsbeziehungen: Autos, Maschinen, ganze Anlagen werden an den Golf geliefert, das Emirat hält Anteile an großen deutschen Firmen.

Worüber bei den Gesprächen 1999 im Detail wirklich gesprochen wurde, bleibt dennoch offen. Schröders Büro teilte auf Anfrage der "Süddeutschen" mit, dass es keinerlei Auskünfte über Gespräche während der Amtszeit des früheren Kanzlers gebe. Das Bundespresseamt habe auf Nachfrage betont, es habe keine wirtschaftlichen Absprachen gegeben, berichtet das Blatt weiter.

Allerdings gelten Sportgeschäfte mit Katar längst auch als mehr als heikel. Als etwas, über das man ebenso ungern spricht wie über die Stimmabgabe zugunsten der WM in Katar 2022.

dho

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