Ballack und Löw Geheimtreffen in der DFB-Zentrale

Alles wieder gut? Kapitänsbinde weg? Rauswurf? Nach ihrem Streit haben sich (Ex?-)Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack und Bundestrainer Joachim Löw in der DFB-Zentrale in Frankfurt zu einem Vier-Augen-Gespräch getroffen. Vor der Aussprache bekam Löw Rückendeckung vom Teammanager.

Michael Ballack hat sich am Donnerstag zu dem mit Spannung erwarteten Vier-Augen-Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw getroffen. Das hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Abend bestätigt. Der mit Genehmigung seines Premier-League-Clubs FC Chelsea in die DFB-Zentrale gekommene Ballack flog nach der Unterredung umgehend zurück nach London. Eine Stellungnahme zu der Aussprache, auf der Löw nach Ballacks kritischen Aussagen in einem Zeitungsinterview bestanden hatte, wurde für Freitag angekündigt.

Die Gerüchte um möglicherweise drastische Konsequenzen köchelten danach unvermindert weiter. Boulevard-Medien hatten schon vorher über einen freiwilligen Rücktritt Ballacks vom Spielführeramt spekuliert. Der DFB wollte weder zu möglichen Maßnahmen durch Löw Stellung nehmen noch zu Spekulationen, Ballack solle seine Kapitänsbinde an den Münchner Philipp Lahm weiterreichen.

Löw bekam in der Auseinandersetzung mit seinem wichtigsten Spieler Zuspruch von Teammanager Oliver Bierhoff. "Man kann Joachim Löw nicht vorwerfen, dass er anderen gegenüber keinen Respekt zeigt. Der Trainer hat die Verantwortung, er muss die Entscheidungen treffen, er muss schließlich auch den Kopf hinhalten. Alle Spieler haben dies zu akzeptieren", sagte Bierhoff dem Fachmagazin "kicker". Bierhoff reihte sich damit nach der Rückkehr von seiner Hotel-Inspektionstour ins WM-Land Südafrika in die lange Liste der Löw-Unterstützer ein.

Bislang hatte sich Bierhoff, der von Juni bis September wegen des EM-Disputs selbst mit Ballack im öffentlichen Verbal-Clinch lag, nicht zu dem Konflikt geäußert. In wichtigen Situationen habe Löw "immer die richtigen Entscheidungen getroffen", sagte Teammanager Bierhoff - und traut dem Chefcoach wohl nun auch eine Lösung der verfahren wirkenden Lage zu. Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte Löw freie Hand für die Sanktionierung des kritischen Kapitäns gegeben. "Ich wage keine Prognose, wie sich der Trainer entscheidet. Aber ich werde jede Entscheidung mittragen", sagte Zwanziger.

Inwiefern auch die einflussreiche Rolle Bierhoffs rund um die Aktivitäten der Nationalmannschaft Ballack zu seinen Äußerungen bewegte, ist unklar. Der DFB wollte sich am Donnerstag zu den vielfältigen Spekulationen nicht äußern. Ballack selbst sowie sein Berater Michael Becker waren für ein Statement nicht zu erreichen. Löw hatte beharrlich auf dem Treffen in Deutschland bestanden. Ballack, der den Disput mit kritischen Interview-Äußerungen zu Löws Führungsstil und Personalpolitik ausgelöst hatte, hatte allerdings von seinem englischen Arbeitgeber FC Chelsea nach einer Operation an beiden Füßen zunächst ein Reiseverbot erhalten. Nun war die Blessur offenbar ausreichend ausgeheilt.

Ballack hatte nach der geballten Schelte an seinem Vorgehen sein Fehlverhalten bereits in einer schriftlichen Erklärung eingeräumt. Um den Gordischen Knoten bei der Lösungssuche für den hausgemachten Konflikt zu zerschlagen, wird der 32-Jährige aber wohl noch weitere Zugeständnisse machen müssen. Der Rücktritt vom Kapitänsamt ist nur ein mögliches Szenario.

DPA
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