Ex-Manager Willi Lemke schießt scharf gegen die Münchner, Bayern-Manager Uli Hoeneß will die Bremer "niedermachen", Oliver Kahn ist wieder einmal heiß wie nie, Ottmar Hitzfeld erwartet ein "Spiel wie gegen Real Madrid": Der Ballyhoo vor dem Bremer Gastspiel bei den Bayern, das "Spiel der Spiele" am diesem Bundesliga-Wochenende, hatte es wieder einmal in sich.
Vor dem Showdown in München ist die Spannung in beiden Lagern förmlich zu spüren. Beide Mannschaften geben sich siegesgewiss. Wobei der Druck auf den Deutschen Rekordmeister wesentlicher größer ist - die Bayern müssen gewinnen, um sich die Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung zu erhalten.
Die Bayern wollen im direkten Duell die Kräfteverhältnisse im deutschen Fußball zurechtrücken. "Wir wollen zeigen, wer die beste Mannschaft Deutschlands ist", sagte Nationalspieler Jens Jeremies kämpferisch. Und Uli Hoeneß glaubt nicht an einen Sieg, vielmehr an einen Kantersieg. "Warum nur 3:1", antwortet er lächelnd auf die Reporter-Frage, warum die Bayern gegen Bremen mit 3:1 gewinnen würden.
Makaay wird spielen - Ballacks Einsatz ungewiss
"Die Stimmung ist besser als je zuvor", verkündete Trainer Ottmar Hitzfeld am Donnerstag nach einer verregneten Trainingseinheit. Psychologisch sieht er seine Mannschaft eindeutig im Vorteil. "Wir können sehr viel gewinnen. Es ist ein klarer Trend zu erkennen. Bei uns geht es aufwärts, bei Bremen abwärts", behauptet der Bayern-Coach tapfer.
Dafür dass der Titelglaube wieder nach München zurückgekehrt ist, sorgte auch Roy Makaay. Die holländische Torgarantie ist nach einer überstandenen Fieber einsatzbereit.
Nur Michael Ballacks Waden- und Knieprobleme drohen Ottmar Hitzfelds personelle Probleme zu durchkreuzen. Die endgültige Entscheidung über einen Einsatz von Ballack werde wohl erst kurz vor dem Anpfiff fallen, hieß es. Über Ailton machte sich der Bayern-Trainer keine großen Gedanken: "Ich gehe davon aus, dass ihn unsere Verteidiger stoppen." Konkret wird auch das Comeback von Deisler: Der Mittelfeldspieler absolvierte am Donnerstag die komplette Übungseinheit. Das genesene deutsche Super-Talent werde nach den Worten Hitzfelds eventuell auf der Ersatzbank Platz nehmen können.
Demonstrative Gelassenheit in Bremen
Ob die psychologische Kriegsführung der Bayern in Bremen die erwünschte Wirkung erzielt, bleibt allerdings fraglich. Im Lager der Hanseaten herrscht selbstbewusste Gelassenheit - zumindest nach außen. "Meine Jungs freuen sich ungemein auf das Spiel", sagte Trainer Thomas Schaaf.
Das Meisterstück wollen sie am liebsten im direkten Duell perfekt machen und anschließend spontan feiern. "Wir haben das Ziel vor Augen und wollen es so schnell wie möglich erreichen", verkündete Kapitän Frank Baumann. Und Stürmer Ivan Klasnic versprach: "Wir treten auf wie gegen den HSV." Den Hamburger SV fertigten die Bremer mit 6:0 ab. "Wir werden sehr viel Spaß haben".
Schaaf spielt auf Sieg - Meisterfeier in München
Sportlich hat Schaaf kaum Sorgen. Nach der Rückkehr von Nationalspieler Fabian Ernst in das Team streiten Tim Borowski und der Finne Pekka Lagerblom um den Platz des am Kreuzband operierten Krisztian Lisztes im Mittelfeld. Der Ungar sitzt als Glücksbringer im Olympiastadion, wo die Bremer ihre Erfolgsserie mit Offensivfußball fortsetzen wollen. "Wir bleiben unserer Linie treu und spielen auch in München konsequent nach vorn", versicherte Schaaf.
Auch wenn Thomas Schaaf das Gegenteil beteuerte - ein Spiel wie jedes anderes ist es nicht. Obwohl sie mit einem Sieg beim großen Rivalen ihren vierten Meistertitel endgültig perfekt machen können, sind keine Partys geplant. "Wir haben nichts in der Schublade und auch keine Trikots mit entsprechenden Aufschriften dabei, die wir nach dem Abpfiff im Stadion auspacken", sagte Allofs. Sollte aber der "größte anzunehmende Glücksfall" eintreten, seien die sonst so kühlen Hanseaten jedoch "in der Lage zu improvisieren."