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Bundesliga

Borussia Dortmund Der BVB entlässt Lucien Favre - daran ist der Trainer gescheitert

BVB-Trainer Lucien Favre
Der Arbeitsplatz von Trainer Lucien Favre war schon seit Längerem gefährdet .
© Marius Becker / DPA
Schneller als erwartet zog der BVB die Konsequenzen aus dem Heimdebakel gegen den VfB Stuttgart. Trotz einer guten Bilanz muss Trainer Lucien Favre gehen. Am Ende überwogen die Zweifel an seiner Arbeit.

Am Ende ging alles ganz schnell: Keine 24 Stunden nach dem Debakel gegen Aufsteiger VfB Stuttgart zog der BVB die Konsequenzen aus der sportlichen Misere der zurückliegenden Wochen und trennte sich von Trainer Lucien Favre. "Die Entscheidungsträger des BVB haben sich nach der 1:5-Heimniederlage bei #BVBVFB einmütig darauf verständigt, Favre und seinen Co-Trainer Manfred Stefes mit sofortiger Wirkung freizustellen", verkündete der Verein auf Twitter.

Dass es in absehbarer Zeit dazu kommen sollte, war nach der dritten Heimniederlage in Folge absehbar. Wie schnell die Verantwortlichen beim Vizemeister die Reißleine zogen, überrascht dann aber doch. Offenbar war das Vertrauen geschwunden, mit dem Schweizer eine Trendwende hinzubekommen. Sportdirektor Michael Zorc begründete den Schritt damit, er sehe die Saisonziele "aufgrund der zuletzt negativen Entwicklung in der gegenwärtigen Konstellation stark gefährdet", man habe deshalb handeln müssen.

Die sportliche Bilanz von Favre kann sich sehen lassen

Dabei lässt sich Lucien Favre rein sportlich wenig vorwerfen: Er hat in der Bundesliga bis zur gestrigen Niederlage den besten Punkteschnitt aller BVB-Trainer erzielt und der Mannschaft zwei Mal überzeugend die Vizemeisterschaft und damit die Champions-League-Qualifikation gesichert. Gerade hat er die Borussia zum dritten Mal nacheinander ins Achtelfinale des Wettbewerbs geführt.

Zudem hat er in seinen knapp zweieinhalb Jahren zahlreiche Talente weiterentwickelt und an die Mannschaft herangeführt, darunter Jadon Sancho, Giovanni Reyna, Dan-Axel Zagadou. Erst kürzlich hat er Youssoufa Moukoko mit seinen Einsätzen zu jüngsten Spieler der Bundesliga und der Champions League gemacht. 

Doch es gibt auch eine andere Seite. Spätestens seit er in seiner ersten Saison einen Sieben-Punkte-Vorsprung nach dem 20. Spieltag aus der Hand gab und die sicher geglaubte Meisterschaft verspielte, gab es Zweifel, ob sich mit Favre tatsächlich Titel gewinnen lassen. Die Mannschaft wirkte dabei bisweilen mutlos, Favre wurde als zaudernd wahrgenommen, in seinen Pressekonferenzen redete er oft auch kleine Gegner stark.

Zwei blamable Pokalniederlagen gegen Bremen

Dazu schied seine Mannschaft nach blamablen Vorstellungen zwei Mal im Pokal gegen Werder Bremen aus. Auch in der Champions League wäre mit einem anderen Auftreten in den beiden vergangenen Jahren mehr möglich gewesen als das Achtelfinale, wo man sich Tottenham und PSG geschlagen geben musste.

So kam es, dass trotz aller Erfolge die Diskussion um den Trainer nie verstummte. Favre sei immer eine Niederlage von einer Trainerdiskussion entfernt, war eine geflügelte Redewendung beim BVB. Tatsächlich sind es drei Heimniederlagen in Folge geworden, dazu enttäuschende Remis im Heimspiel gegen Lazio Rom und auswärts bei Eintracht Frankfurt. 

Vor allem war am Schluss keine Entwicklung mehr festzustellen: Favre bekam die defensiven Probleme auch im dritten Jahr nicht in den Griff. Die Mannschaft kassierte deutlich zu viele Gegentore für einen Titelanwärter. Im Angriffsspiel blieb der BVB ohne Top-Stürmer Erling Haaland harmlos, es fehlte oftmals Tempo und Tiefe, um defensiv stehende Gegner zu knacken.

Co-Trainer Edin Terzic übernimmt den BVB

Um die Probleme wird sich nun Favres Co-Trainer Edin Terzic kümmern, der das Team bis zum Saisonende trainieren soll. Eine vernünftige Entscheidung: Schon am Dienstag steht das nächste Bundesligaspiel bei Werder Bremen an, bis Weihnachten sind noch drei Partien zu absolvieren. Ein neuer Trainer hätte sich unmöglich so schnell einarbeiten können. Terzic wird unterstützt von dem bisherigen U17-Trainer Sebastian Geppert und Talente-Coach Otto Addo.

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Ob das die Mannschaft zurück auf die Erfolgsspur bringen wird? Nicht wenige haben ihre Zweifel, ob Favre die Alleinschuld an den zuletzt enttäuschenden und bisweilen lustlos wirkenden Auftritten trägt - oder ob die Spieler nicht stärker in die Verantwortung genommen werden müssen. 

Mit Favres Demission steht nun auch die Mannschaft in der Pflicht zu zeigen, dass sie Titelreife besitzt.

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