Wie hoch würde der HSV wohl gegen Borussia Dortmund verlieren? Das war die Frage, die sich wohl die meisten Fußballfans vor diesem Spieltag stellten. Doch dann gewann die Hamburger Mannschaft, deren Auftritte sich zuletzt zwischen leblos und verängstigt bewegten, 3:0 gegen den haushohen Favoriten aus Dortmund.
In nur einer Woche hat Mirko Slomka geschafft, was wohl kaum jemand für möglich gehalten hätte. Der HSV zeigte sich kämpferisch und läuferisch stark verbessert. Er freue sich sehr auf diese Aufgabe, der HSV sei ein großartiger Verein, "auch mit einer tollen Mannschaft. Wir sind uns alle einig, dass der HSV eigentlich in Deutschland unter die Top Fünf gehören sollte", hatte Slomka bei seiner Vorstellung als neuer HSV-Trainer gesagt. Und eine Kampfansage in Richtung BVB schickte er gleich hinterher: Der HSV wolle eine "richtig gute Partie" abliefern. Der BVB sei "ein fantastischer Gegner, um zu zeigen, hier ist Leben in dieser Mannschaft", sagte Slomka.
Neue Chance für die Aussortierten
Und das demonstrierte der HSV dann tatsächlich. Slomka dürfte eher mit psychologischen Kniffen als mit seinem verstärkten Training den größten Effekt erreicht haben. Er hat seine Spieler stark geredet und es geschafft, dass eine total verunsicherte Truppe wieder an sich glaubt. Die Verletzung von Spielmacher Rafael van der Vaart sorgte dafür, dass niemand in der Mannschaft sich hinter dem Kapitän verstecken konnte. Jeder Spieler musste mehr Verantwortung übernehmen - und tat das dann auch. Den von Thorsten Fink und Bert van Marwijk verschmähten Slobodan Rajkovic und Petr Jiracek gab Slomka eine neue Chance. Rajkovic machte in der Innenverteidigung ein starkes Spiel gegen den Dortmunder Robert Lewandowski, Jiracek bedankte sich kurz vor dem Pausenpfiff mit einem Kopfballtor zum 1:0.
Auch auf Dortmunder Seite spielte die Psychologie den Hamburgern in die Karten. Die klare Favoritenrolle und das kommende Spiel gegen Zenit St. Petersburg dürften ihren Anteil gehabt haben, dass die Dortmunder ungewohnt unkonzentriert zu Werke gingen. BVB-Trainer Jürgen Klopp meinte, seine Offensivkraft Marco Reus für die anstehende Aufgabe schonen zu können - und ließ ihn die ersten 45 Minuten auf der Bank. Erst in der zweiten Halbzeit brachte er Reus, doch an der fehlenden Konsequenz der Dortmunder änderte auch der nichts.
Sieg gegen schwachen BVB
"Wir sind spielerisch nicht zu Potte gekommen", sagte Klopp nach dem Abpfiff. "Es war ein sehr bescheidenes Spiel von uns." Glücklich, aber bescheiden zeigte sich Slomka: "Wir haben das Ergebnis in dieser Höhe nicht verdient. Borussia Dortmund hatte viele Chancen", sagte der neue HSV-Trainer. "Meine Mannschaft kann auf die drei Punkte stolz sein." Als Psychologe konnte Slomka einen ersten Erfolg verbuchen. Durch den Sieg hat sich der HSV schon auf den Relegationsplatz hochgearbeitet. Nur die schlechtere Tordifferenz trennt die Hamburger vom VfB Stuttgart auf dem rettenden 15. Tabellenplatz. Nächste Woche muss Slomkas Mannschaft bei Werder Bremen ran. Gerade einmal zwei Punkte liegt der Nord-Rivale vor dem HSV. Ein Sieg in Bremen wäre wichtiger als die psychologisch wertvollen, aber unverhofften Punkte gegen den BVB.
Und Slomka weiß, dass er in Hamburg nicht als Psychologe angeheuert hat: "Wir werden hart arbeiten und am Ende hoffentlich noch einen Platz klettern."