Krise in Schwarz-Gelb Der verlorene Sohn ist im Anflug: BVB will Jadon Sancho zurückholen, aber die Probleme bleiben

Seltener Anblick: Im Februar 2023 jubelt Jadon Sancho im Trikot von Manchester United über ein Tor
Seltener Anblick: Im Februar 2023 jubelt Jadon Sancho im Trikot von Manchester United über ein Tor
© Dave Thompson / DPA
Borussia Dortmund ist mit einem Koffer voller Probleme ins Trainingslager nach Marbella geflogen. Dass der bei Manchester United gescheiterte Jadon Sancho zurückkehren wird, ist eine gute Nachricht, wird die Krise aber kaum beenden.

Die Medienabteilung von Borussia Dortmund postete am Mittwoch in den sozialen Medien Bilder vom Dortmunder Flughafen. Darauf ist zu sehen, wie die Profis des BVB und Trainer Edin Terzic Autogramme für Fans schreiben, bevor sie in den Flieger ins Trainingslager nach Marbella steigen. Es ist zu vermuten, dass einige Anhänger zwei Personen aus dem Tross nicht erkannt haben, weil sie selbst noch zu jung sind, um Nuri Sahin und Sven Bender bewusst erlebt zu haben. Sahin und Bender haben den BVB 2018 bzw. 2017 verlassen. 

Jetzt sind sie zurückgekehrt und sollen Terzic als Co-Trainer helfen, die Mannschaft aus der Krise zu führen. Zur Verstärkung des Kaders setzen sie in Dortmund ebenfalls auf einen Ehemaligen: Jadon Sancho. Der Engländer soll im Anflug sein, heißt es. Es gilt als sicher, dass das Leihgeschäft mit Manchester United zustande kommt und der 23 Jahre alte Profi für ein halbes Jahr zurückkehrt. 

Es wäre die Heimkehr eines verlorenen Sohnes. Der hochtalentierte Sancho spielte von 2017 bis 2021 beim BVB. Hier reifte er zur absoluten Spitzenkraft und zum Nationalspieler. Seine Bilanz in den vier Jahren ist beeindruckend. In 137 Pflichtspielen erzielte er 50 Treffer und gab 65 Torvorlagen. Er war so gut, dass er für 85 Millionen Euro zu Manchester United wechselte. Es war die zweithöchste Ablöse in der Geschichte des Klubs.

Jadon Sancho soll Leerstelle füllen, die er selbst hinterlassen hat

Sancho soll die Leerstelle füllen, die er selbst auf der Außenstürmerposition (meist links) hinterlassen hat. Seine Nachfolger Karim Adeyemi und Donyell Malen haben zu selten überzeugt. Der ebenfalls hochtalentierte Jamie Bynoe-Gittens ist zu jung, um eine echte Stütze des Teams zu sein. Sancho soll helfen, die abschlussschwache Offensive zu stärken.

Noch sind viele Wenns und Aber dabei. Sancho ist bei Manchester United nie richtig durchgestartet. Zuletzt verdarb er es sich mit Trainer Eric ten Hak, der ihn aus der Mannschaft warf. Sancho hat seit vier Monaten kein Spiel absolviert. Seinen Platz in der Nationalelf hatte er vorher wegen schwacher Leistungen verloren. Dennoch bauen sie beim BVB auf den Rückkehr-Effekt, so wie bei Sahin und Bender. 

Es herrscht dingender Handlungsbedarf: Der BVB rangiert aktuell nach einer ganz schwachen Hinrunde in der Bundesliga auf dem fünften Platz, 15 Punkte hinter Tabellenführer Bayer Leverkusen. Für die Dortmunder geht es im Moment darum, die Trendwende zu schaffen, die gute Ausgangsposition in der Champions League zu nutzen und die erneute Qualifikation für die Königsklasse in der nächsten Saison zu sichern. 

Relativ risikolos

Der anstehende Sancho-Deal erscheint sinnvoll, weil er relativ risikolos ist und für beide Seiten zur Win-win-Situation werden kann. Für Sancho geht es um die Karriere. Will er im Sommer einen neuen Verein finden (oder in Dortmund bleiben), muss er sich anbieten. Gleichzeitig geht der BVB kein finanzielles Risiko ein. Das Gesamtpaket für das Leihgeschäft soll laut englischer Medien unter fünf Millionen Euro betragen. Sollte Sancho seine frühere Form abrufen, wäre er ein echtes Schnäppchen.

Doch seine mögliche Rückkehr wird nicht ausreichen, um die gravierenden, strukturellen Probleme des Kaders in den Griff zu bekommen, der teilweise zu schwach besetzt ist. Sportdirektor Sebastian Kehl will weitere Transfers tätigen, um seine verfehlte Transferpolitik aus dem Sommer zu korrigieren. Sahin und Bender sollen den Trainer stützen, um das beschädigte Verhältnis zu Teilen der Mannschaft wieder kitten. Doch das ist das größte Problem, das sie in Dortmund haben: Trainer und Sportdirektor sind angeschlagen. Ob da zwei Assistenten Abhilfe schaffen, bleibt zumindest fraglich. Und ob Sancho in einer kriselnden Mannschaft alte Qualitäten abruft, ebenfalls.

Quellen: "kicker", "Sportbild"

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