In der 26. Minute der Champions-League-Partie zwischen Olympiakos Piräus und Borussia Dortmund war sie endlich mal wieder zu sehen. Die berühmte Grinsekatze. Aber Jürgen Klopp lachte sich nach dem hochverdienten Ausgleichstreffer von Robert Lewandowski nicht nur einen ab, er schüttelte gleichzeitig auch den Kopf, so als würde er sich innerlich fragen: Was ist hier eigentlich schon wieder los? Man konnte ihn verstehen. Um es vorweg zu nehmen: Die kopfschüttelnde Grinsekatze wurde an diesem Abend im Stadio Georgios Karaiskakis von Athen nicht nochmal gesichtet.
Klopps Borussia hat ein Champions-League-Problem. Das dritte Spiel in diesem Wettbewerb verlief schon wieder nach einem ähnlichen Muster, wie die beiden Partien zuvor gegen Arsenal (1:1) und bei Olympique Marseille (0:3): Der BVB war auch beim 1:3 gegen Olympiakos Piräus nicht viel schlechter als der Gegner. Die Dortmunder waren vor allem in der ersten Hälfte sogar klar besser. Bei optimaler Chancenauswertung hätte es bereits nach fünf Minuten 2:0 für die Gäste stehen müssen. Aber Shinji Kagawa verfügt neuerdings nicht mehr über das Füßchen aus der Meistersaison.
Versagen im Kollektiv
Es war zum Verzweifeln: Die Schwarz-Gelben spielten flüssig nach vorne, sie kamen gefährlich über die Flügel vor das Tor, sie kombinierten sich in den Strafraum, schossen in der ersten Hälfte sage und schreibe sieben Mal auf das Tor der Griechen, aber bis auf Lewandowskis Ausgleich (26.) sprang nichts Zählbares dabei heraus. Schlimmer noch: Weil der BVB konzentriertes Verteidigen verlernt hat, endete auch der dritte Auftritt in der Königsklasse mit großer Ernüchterung.
Beim ersten Gegentreffer von Holebas (8.) fehlte zunächst Mats Hummels bei der Flanke von links das richtige Timing, danach verlor Marcel Schmelzer auch noch das Kopfballduell. Kann passieren, könnte man meinen. Aber Fehler in der Defensive dürfen sich eben nicht wiederholen. Dortmund machte aber weiter Schnitzer. Und wie! Beim 1:2 durch Djebbour (40.) war die Borussia hinten in Überzahl. Fünf gegen Zwei lautete das Kräfteverhältnis. Auch egal. Wer sich verschätzt (Subotic), nicht hinterherkommt (Hummels) und insgesamt viel zu naiv agiert, wird auf diesem Niveau sofort bestraft.
Sportdirektor Michael Zorc analysierte zur Halbzeitpause folgerichtig: "Wir hatten das Spiel doch lange im Griff, aber der Gegner kommt viel zu einfach zu Chancen, weil wir nicht die richtigen Zweikämpfe gewinnen." Nach der Pause war es dann für die Hausherren ein leichtes Spiel. Olympiakos empfing den BVB mit zehn Feldspielern in der eigenen Hälfte, mauerte sich ein und trug immer wieder recht ansehnlichde Konter vor. In der letzten Saison knackten die Dortmunder solche Gegner im Kollektiv oder mithilfe eines Geniestreichs von Einzelkönnern wie Nuri Sahin. Der spielt jetzt bei Real Madrid. Sahin, der gerade in schlechten Phasen enorm wichtig war, fehlt dem BVB sehr.
Das endgültige Aus droht
Und was war mit Mario Götze? Er begann wie immer stark, setzte die Flügelspieler toll ein und begeisterte mit sehenswerten Soli. Aber so gerne man dem Jung-Nationalspieler auch bei seiner Arbeit zuschaut, er muss schleunigst zielstrebiger werden. In der zweiten Hälfte fand Götze dann fast gar nicht mehr statt - und so fehlte es dem BVB gerade im offensiven Mittelfeld an Vollstreckerqualitäten.
Der Auftritt des Deutschen Meisters nach dem Wechsel war eine einzige Enttäuschung. Der Routine und internationalen Erfahrung von Olympiakos Piräus hatte die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp nichts mehr entgegen zu setzen, das 1:3 durch Modesto (78.) der negative Höhepunkt. Abgezockt und routiniert schlägt naiv und fehlerhaft, unter dieser Kurzformel lässt sich diese Partie vielleicht am besten zusammenfassen.
Nach dem 1:1 gegen den FC Arsenal und dem 0:3 bei Olympique Marseille dümpeln die weiter sieglosen Dortmunder mit nur einem Pünktchen auf dem letzten Platz der Gruppe F herum. In 13 Tagen beim Rückspiel gegen Piräus droht jetzt das endgültige Aus in der Königsklasse. Wer hätte das nach der berauschenden letzten Saison bloß gedacht?