Der Weltmeister kommt auf Touren - und zeigt sich bereit für die ganz großen K.o.-Spiele. Mit einem starken Auftritt und einem EM-Rekordsieg ist die deutsche Nationalmannschaft ins Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft gestürmt. Der rechtzeitig genesene Abwehrchef Jérôme Boateng mit seinem ersten Länderspiel-Tor, Mario Gomez und Julian Draxler machten den ungefährdeten 3:0-Sieg gegen überforderte Slowaken perfekt. Mit der dominanten Vorstellung zeigte sich das Team gut vorbereitet für den Viertelfinal-Klassiker am Samstag gegen Titelverteidiger Spanien oder Ex-Weltmeister Italien.
Die Stimmen zum Spiel:
Julian Draxler: "Ich freue mich einfach, dass ich ein gutes Spiel gemacht und der Mannschaft geholfen habe. Ob es das beste oder zweitbeste war, müssen andere beurteilen. Ich habe versucht, (im Training) zu zeigen, dass der Bundestrainer auf mich zählen kann. Er hat von mir gefordert, dass ich Eins-gegen-eins-Situationen suche."
Mario Gomez: "Das ist so ein schöner Moment, den will ich genießen und gar nicht mehr zurückdenken. Es macht riesigen Spaß in dieser Mannschaft zu spielen. Jetzt kommen die Spiele, auf die wir uns freuen. Deshalb sind wir ja zur Euro gefahren. Wir wollen den Titel ganz klar. Und dafür musst du auch solche Mannschaften schlagen."
Joachim Löw: "Wir haben sicherlich am Anfang wie viele Mannschaften auch Probleme gehabt, ins Turnier reinzukommen. Heute haben wir insgesamt eine gute Leistung gezeigt. Es gibt natürlich ein gutes Gefühl, wenn die Mannschaft defensiv gut steht. Aber das bezieht sich nicht nur auf die Abwehr, dafür ist die gesamte Mannschaft verantwortlich. Jetzt kommt im Turnier aber ein anderes Kaliber auf uns zu. Spanien ist sicher leichter Favorit, aber die Italiener sind zu allem fähig und werden den Spaniern sicher heftige Gegenwehr leisten."
Deutschland in der Einzelkritik
Konnte sich die ersten 41 Minuten entspannt sonnen, und musste dann auf einmal glänzend parieren. Hielt gegen einen Kopfball aus kürzester Distanz stark, kurz darauf erhöhte Deutschland auf 2:0. Nach der Pause hier und da gefordert. Immer da. Note 2.
Mit viel Zug nach vorne. In Halbzeit eins mit mehreren guten Flanken vors Tor. Stets anspielbar, bestätigte den guten Eindruck seines EM-Debüts. Spielt, als sei er schon ewig Teil der Mannschaft. Wird die Lösung für hinten rechts bleiben. Note 2-.
Räumte die wenigen Konter der Slowaken im ersten Durchgang sicher ab. Auch im Aufbauspiel stark, traut sich offensiv zunehmend mehr zu. Assistpunkt beim 3:0 gesammelt. Insgesamt souverän. Note 2.
Sehr sicher, wieder stark im Aufbau. Immer wieder gute Diagonalbälle auf den linken Flügel. Machte per sehenswerter Direktabnahme das wichtige 1:0. Guter Zeitpunkt fürs erste Länderspieltor. Insgesamt weiterhin bärenstark. Gelb vorbelastet nach 70 Minuten runter. Note 2+.
Immer anspielbar, viel Zug nach vorne im ersten Durchgang. Harmonierte gut mit Draxler. Die ganz starken Aktionen fehlten aber. Note 3+.
Bemüht um Struktur im Aufbau. Eine gute Kopfballchance zu Beginn. Ansonsten passsicher und ruhig am Ball, aber ohne Ausrufezeichen. Trotzdem solide. Wich gegen Ende Schweinsteiger. Note 3+.
Erneut weniger im Spiel als noch zu Beginn des Turniers, trotzdem natürlich gewohnt passsicher im Aufbau. In der Nachspielzeit mit einer Riesenchance. Note 3.
Im ersten Durchgang erneut bemüht, aber glücklos. Zwei, drei kleinere Chancen nach ungefähr einer halben Stunde. Nichts Zwingendes dabei, ansonsten wieder unauffällig. Gegen Ende leicht verbessert. Note 4-.
Kommt nach schwachem Start immer besser ins Turnier. Im ersten Durchgang der Dreh- und Angelpunkt im deutschen Spiel. Mehrere gute Chancen, starke Zuspiele, fast alles lief über ihn. Vergab den Elfmeter zwar schwach, trotzdem insgesamt ganz, ganz stark. Note 1-.
Gewinnt den direkten Vergleich mit Götze um Längen. Nach Özil bester Mann in Durchgang eins. Traute sich viel zu, ging oft erfolgreich ins 1-gegen-1. Bereitete Gomez' Tor ganz stark vor. Dazu Fleißsternchen. Nach der Pause dann die Krönung mit dem 3:0. Durfte nach 71 Minuten duschen. Note 1.
War gut im Spiel, wenn auch mit wenigen Szenen. Hat fast nur Augen für das Tor, wenn am Ball. Aber Elfmeter herausgeholt, Tor gemacht: Aufgabe erfüllt. Note 2.
Kam für die letzten 20 Minuten für Boateng. Ersetzte ihn solide. Note 3.
Durfte die Schlussphase für Draxler rein – unter frenetischem Beifall im Stadion. Hatte sichtlich Bock. Ein, zwei gute Szenen. Note 3.
Der Lieblings-"Joker" von Löw durfte dieses Mal eine Viertelstunde ran. Fand gut ins Team. Klar und geordnet im Mittelfeld. Note 3.
Jérôme Boateng: "Ich habe den Ball gut getroffen. Es wurde auch Zeit, dass er mal reingeht. Ich freue mich für die Mannschaft, die heute sehr gut gespielt hat. Die letzten Tage haben die Physiotherapeuten Vollgas gegeben, ohne sie hätte ich nicht spielen können. Die Auswechslung war eine Vorsichtsmaßnahme. Ich musste nichts riskieren."
Manuel Neuer: "Wir sind total im Soll. Jetzt kommen die dicken Brocken. Da ist es egal, auf wen wir treffen. Es ist in jedem Fall ein Hochkaräter. Aber es ist auch für die anderen unangenehm, gegen Deutschland zu spielen."
Marek Hamsik (Slowakei): "Es ist schon schade, so klar zu verlieren. Aber wenn ich auf die gesamte Europameisterschaft und auch die Qualifikation zurückblicke, dann können wir stolz auf das Geleistete sein."
Reinhard Grindel (DFB-Präsident): "Das war die bisher beste Turnierleistung. Wir haben dominiert und endlich Zug zum Tor gehabt. Vor allem Julian Draxler hat für viele Impulse auf der linken Seite gesorgt und sich selbst belohnt. Heute gibt es nichts zu beklagen, aber jetzt geht es erst richtig los."