Die Sache ist anrüchig, deshalb will auch niemand offen darüber sprechen. Nationalcoach Jogi Löw wurde durch TV-Bilder, die ihn zeigen, wie er seine Hose richtet und anschließend an seinen Fingern riecht, europaweit bloßgestellt. In den sozialen Medien gab es Spott und Häme. Ungewöhnlich dabei: Eigentlich werden solche Bilder durch die Regie des die EM veranstaltenden europäischen Fußballverbands Uefa gefiltert. Diesmal jedoch nicht, zumindest nicht überall. Der DFB hat gegen die Freigabe der Bilder bei der Uefa daher protestiert. Das berichtet die Hamburger "Morgenpost".
Zu sehen waren die Bilder von Löws Fauxpas in einem italienischen Sender, der offenbar mehr Kameraeinstellungen gebucht hat als das deutsche Fernsehen. Denn hierzulande war Löws inzwischen berühmtes "Handspiel" nicht zu sehen. Dem Bericht zufolge gibt es daher sogar Stimmen, die Absicht vermuten - etwa um Unruhe ins Lager des Weltmeisters und Turnierfavoriten zu bringen. Daher wollen die Verantwortlichen rund um die Nationalelf trotz allen Ärgers auch nicht weiter auf die anrüchige Sache eingehen. Auf Nachfrage des Blattes wollten angeblich weder Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff noch der Bundestrainer selber zu der Sache Stellung nehmen. Volle Konzentration aufs Sportliche, laute die Devise, heißt es weiter. Jetzt also: Schwamm drüber!
Abseits des Falls Joachim Löw: ARD und ZDF beklagen Zensur
Die Forderung des DFB ist ein zweischneidiges Schwert. Während der Verband die Uefa nun offenbar regelrecht gebeten hat, TV-Bilder zu filtern, haben sich ARD und ZDF gerade erst über eben jene "Schönung der Bilder" beschwert. Der europäische Fußballverband nutzt die Bild-Regie offensichtlich dazu, ein rein positives und sauberes Bild von seinem Event zu zeichnen. Deutlich wurde das vor allem dadurch, dass die Prügelszenen auf der Tribüne des Stadions von Marseille nach dem Spiel England gegen Russland von der Uefa nicht gezeigt wurden. Ausschreitungen und Hooligan-Krawalle wurden ausgeblendet, fanden schlicht nicht statt. Ein weiteres Beispiel: Auch die Jubelbilder der kroatischen Spieler nach dem Tor von Luca Modric gegen die Türkei sollen eng geschnitten worden sein - weil sich ein Fan beteiligte. "Wir müssen alles Wichtige berichten, was im Stadion passiert, nicht nur das auf dem Spielfeld. Das ist einfach eine Frage der Glaubwürdigkeit", betonte WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn in einem ARD-Bericht.
Die besten Sprüche der EM 2016
"Ich hoffe, dass Puma keine Pariser macht."
"So ist das im Fußball. Mal ist man der Hund, mal ist man der Baum. Kritik im Fußball gehört zum Geschäft."
"Die standen ja mit 20 Mann hinten. Das ist normal, dass man dann seine Schwierigkeiten hat."
"Das wird ein sehr hartes Spiel gegen Deutschland. Aber manchmal ist Fußball auch ein romantisches Spiel, manchmal kommen die Underdogs durch."
"Deutschland hat eine starke Abwehr - einen großartigen Torhüter und zwei sehr gute Verteidiger - aber man kann jede Wand zum Einsturz bringen."
"Wenn wir joggen, dann kommt die Security mit. Man hat dann so ein präsidiales Gefühl, das hat mir ganz gut gefallen."
"Keiner!"
"80 Prozent von euch haben sich auch schon mal die Eier gekrault. Von daher ist alles gut."
"Bitte lasst uns über Fußball reden. Wir sind nicht bei einer Streetfight-EM, wir wollen Fußball spielen."
"Wenn er mich einlädt, bin ich natürlich dabei. Wenn nicht, bin ich irgendwo in Köln unterwegs."
"Wir waren vor dem Spiel gegen Rumänien nicht die Besten, danach sind wir auch nicht die Schlechtesten."
"Es ist gut, wenn man einen Jérôme Boateng als Nachbarn in der Abwehr hat."
"Wenn das Turnier vorbei ist, wissen wir, wie wichtig das erste Spiel war."
"Ich bin auch langsam."
"Die kroatischen Fans wissen, wie man ihr Nationalteam unterstützt. Diejenigen, die immer wieder Probleme machen, sind für mich keine Fans. Die nenne ich immer die anti-kroatischen Fans."
"In Nordirland leben viele Polen, die haben uns bei unserer Recherche geholfen."
"Vielleicht ist mein Bett ein kleines bisschen zu weich."
"Wenn ich sagen würde, wir wollen die EM nicht gewinnen, würde ich mir eine einfangen vom Trainer."
"Das ist eine Mannschaft, die Millionen, hunderte von Millionen wert ist."
"Würde mir jemand den Zopf abschneiden, ginge meine Kraft verloren."
"Wenn wir joggen, dann kommt die Security mit. Man hat dann so ein präsidiales Gefühl, das hat mir ganz gut gefallen."
Ob der Fall Löw nach Einschätzung der die EM übertragenden Sender von ausreichendem Interesse wäre, um darüber zu berichten, bleibt offen. Mit ihren manipulativen TV-Praktiken fällt die Uefa allerdings nicht zum ersten Mal auf. Auch bei der EM 2012 stand eine Szene mit Joachim Löw dabei im Mittelpunkt. Der Nationalcoach erlaubte sich damals einen Spaß mit einem Balljungen. Die Szene wurde damals ohne jede Kennzeichnung ins Live-Programm eingespeist. Der an sich harmlose Vorfall löste eine Diskussion um die Glaubwürdigkeit der EM-Berichterstattung aus. Die Befürchtungen von damals scheinen sich nun zu bewahrheiten. Noch mehr als der Fall Löw belegt das das Ausblenden der Hooligan-Krawalle.