Erster Torschütze Timo Konietzka und sein Treffer für die Ewigkeit

Nach vierzig Sekunden am ersten Spieltag 1963 wurde schon Geschichte geschrieben: Der Dortmunder Timo Konietzka schoß gegen Bremen das erste Bundesligator.

Es gibt kein Foto, kein Fernsehbild und bis heute Streit über den genauen Zeitpunkt des Treffers. Mit seiner 1:0- Führung für Borussia Dortmund überraschte Timo Konietzka am 24. August 1963 nicht nur die Abwehr von Werder Bremen, sondern auch die Pressevertreter im Weserstadion. Ob es die 30. oder 40. Spielsekunde war, in der er Fußball-Geschichte schrieb, kann Timo Konietzka bis heute nicht sagen. Bei der Schilderung des ersten Treffers der Bundesliga-Geschichte leuchten jedoch noch immer die Augen: "Emma legt vor und ich brauche nur noch den rechten Fuß hinhalten. Mein Gegenspieler Max Lorenz hat mich dabei noch an der Achillessehne gekitzelt - aber er kam zu spät."

Gefragter Gesprächspartner

Was im heutigen Medienzeitalter für jede Menge Aufregung gesorgt hätte, war damals lediglich eine Randnotiz wert. Erst mit den Jahren nahm das Interesse zu. Längst ist die Eliteklasse zu einem Markenzeichen mit Millionenumsätzen und jede Anekdote von damals zu einer Kultgeschichte geworden. Zum 40. Jubiläum der Bundesliga steht das Telefon im Haus der Konietzkas am idyllischen Vierwaldstädter See deshalb nicht mehr still. Der 65. Geburtstag des in Westfalen geborenen Wahl-Schweizers am 2. August interessierte die zahlreichen Anrufer nur am Rande. Vielmehr wollen alle die Story von jenem 2:3 der Borussia in Bremen hören. "Auch wenn in meiner Karriere viele Knallertore dabei waren, dieser Treffer hat mir am meisten genutzt", sagt Konietzka.

"Der Schiri heutzutage ein arme Sau"

Viel hat sich in der Bundesliga seither verändert. In seiner unnachahmlichen Manier bringt Konietzka den Wandel auf den Punkt: "Früher gab es Masseure oder Einreiber, heute gibt es Physiotherapeuten. Früher gab es Bolzplätze, heute Trainingsplätze auf denen man Golf spielen kann - und der Schiri ist heutzutage ein arme Sau." Doch bei aller Kritik an den Begleitumständen der wachsenden Kommerzialisierung ist der langjährige Bundesliga-Profi, der in 100 Punktspielen für Borussia Dortmund und TSV 1860 München beachtliche 72 Treffer erzielte, ein Fan der Eliteklasse geblieben. Mit großem Interesse fiebert er dem ersten Spieltag am Wochenende entgegen: "Die Bundesliga hat nichts an Spannung und Faszination verloren. Ich sauge noch immer alles begierig auf."

Immer noch sportlich aktiv

Charismatische Persönlichkeiten wie er haben viel zum Kultcharakter der Liga beigetragen. Nicht nur seine Auftritte als Spieler, sondern auch als Coach bei Bayer Uerdingen und Borussia Dortmund sind unvergessen. Aus dem Hardliner, der seine Spieler während seiner insgesamt sechs Trainerstationen bei Eiseskälte einmal pro Woche zur Abhärtung auf den Übungsplatz schickte, ist auch im Alter kein tatenloser Müßiggänger geworden. Noch immer joggt er jeden Morgen eine Stunde am Seeufer entlang und bedient in einer Ländlermusik-Kapelle bei gelegentlichen Auftritten das Waschbrett. Der goldenen Kuh am linken Ohrläppchen ist er ebenfalls treu geblieben: "Das ist mein Markenzeichen - das habe ich immer dabei."

DPA
Heinz Büse

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