Es ist nicht die Fußball-Winterpause allein, die Raum bietet für ordentlichen Streit. Oft steckt Strategie dahinter. Keiner beherrscht die "Pausenfüller-Unterhaltung" so perfekt wie Münchens Manager Uli Hoeneß (56) - wie er auch im neusten Streit eindrucksvoll unter Beweis stellt. Selbst über viele tausend Kilometer hinweg wie im neuesten "Zoff" mit Stuttgarts Manager Horst Heldt. Die einen weilen im fernen sonnigen Dubai, und mühen sich, überhaupt außerhalb Stuttgarts mal in die Meldungsspalten zu kommen, während die anderen bald in Portugal ihre Zelte aufschlagen und vorher kräftig auf die Trommel hauen. Es geht dabei nur vordergründig um den bei Bayern München unter Vertrag stehenden Stürmer Lukas Podolski.
In Dubai war der Manager des deutschen Meisters VfB Stuttgart einigermaßen überrascht angesichts der Attacken aus München. Horst Heldt aber kam ziemlich schnell darauf, was die Stunde geschlagen hatte. "Der Hoeneß will wohl wieder von vereinsinternen Problemen ablenken", sagte Heldt trocken. Das könnte sogar stimmen. Auslöser oder besser eine gute Gelegenheit dazu waren harmlose Aussagen von Heldt, der zur Zukunft von Bankdrücker Podolski gefragt wurde und sich zurückhaltend äußerte. Nun warf ihm Hoeneß offensiv eine schlechte Kinderstube vor und prangerte das "Geschäftsgebaren" der Schwaben an. "Es ist nicht korrekt, einen Profi anzubaggern, der bei einem anderen Verein noch zweieinhalb Jahre unter Vertrag steht", sagte Hoeneß. "Ich weiß nicht wie die Stuttgarter reagieren würden, wenn wir sagen, der Mario Gomez würde uns auch interessieren".
"FC Hollywood" produziert Folge auf Folge
Jetzt ist die Sache seit Tagen in den Schlagzeilen und Hoeneß am Ziel. Die schlechte Außendarstellung, die schwache Abwicklung der Trainerfrage und der baldige Abgang von Ottmar Hitzfeld sind zumindest eine Weile lang in den Hintergrund getreten. Darüber, dass die Bayern eine schlechte Figur abgegeben haben und Hitzfeld die vielen "Chefs" im Hauptquartier des "Sterns des Südens" nicht mehr lange ertragen kann, wird kaum noch berichtet. Schnell hat Hoeneß gemerkt, das Publikum findet Gefallen an seiner "Fußballserie" und die Einschaltquoten sind entsprechend. Und so produziert der "FC Hollywood" Folge auf Folge. Er könne hier keinen 30-jährigen wie den Heldt hinstellen, blaffte Hoeneß, als es um die Nachfolgefrage des Postens des Bayern-Managers ging.
Verwundert bleiben die Konkurrenten der Münchner zurück, die sich die Angriffe zwar erklären können, sie aber auch kontern müssen, um nicht wie ratlose Schulbuben dazustehen. So zählt auch Heldt auf, welche Beispiele ihm einfallen, bei denen die Bayern auf ihre Art reagierten. "Und was war bei Magath und was bei Veh", fragte Heldt. "Wir finden es auch nicht schön, wenn unserem Trainer Armin Veh vor laufender Kamera Avancen gemacht werden". Das hatte diesmal der "Kaiser" Franz Beckenbauer getan. Zuvor hatten sich die Bayern schon dem damaligen Stuttgarter Trainer Felix Magath 2004 "unsittlich" genähert und ihn dem VfB als Trainer weggeschnappt. "Mir fällt da noch allerlei ein, aber das lassen wir lieber", schnaubte Heldt.
Geheimtreffen der Münchner Moralapostel
Sicher fällt auch Heldt der "Fall Klose" ein. Da trafen sich die Münchner Moralapostel in Hannover mit dem bei Werder Bremen unter Vertrag stehenden Miroslav Klose. Resultat des vorzeitig entdeckten Geheimtreffens mit einem Angestellten eines anderen Vereins war dessen Wechsel an die Isar. Es gibt wohl unzählige Beispiele, die Hoeneß immer wieder mit Gewissheit sagen lassen: "Wir kriegen jeden Spieler" oder "Wir kriegen jeden Trainer".
Unvergessen die Auftritte der Münchner in Karlsruhe. Dort kaufte man beim Karlsruher SC einst die Herren Oliver Kahn, Mehmet Scholl, Oliver Kreuzer und Michael Sternkopf aus ihren Arbeitsverhältnissen. Legendär dabei die Ereignisse im Karlsruher Hauptbahnhof als Manager Hoeneß und der damalige Trainer Jupp Heynckes mit hochroten Köpfen durch die Bahnhofshalle eilten und für die Familie Sternkopf noch eben schnell Blumen in der Bahnhofsblumenhandlung kauften. Natürlich hat man die Herren erkannt, auch in Karlsruhe hat die Bevölkerung wie anderenorts in der nicht-bayrischen Republik Zugang zu allerlei Massenmedien und kannte die Gesichter der Geheimagenten des FC Bayern.
Bayern gehen immer nach bekanntem Strickmuster vor
Die Liste der Bayern-Verfehlungen ist lang und jedes Mal wird bei Beutezügen nach bekanntem Strickmuster vorgegangen. Köder auswerfen und zuschlagen. Dann Nebelkerzen werfen und bei nächster Gelegenheit, der Konkurrenz tonnenweise Vorwürfe machen. So kann man hübsch ablenken von den eigenen Baustellen. Und wie man hört gibt es da ja in München in diesen Tagen jede Menge davon. Große und kleine. Das bekommen dann die Konkurrenten zu spüren. Und da steht der VfB Stuttgart nicht alleine. Allein im aktuellen Kader der Bayern stehen mit den Herren Valerien Ismael (Bremen), Marcell Jansen (Mönchengladbach), Lucio (Leverkusen), Daniel van Buyten (HSV), Hamit Altintop (Schalke), Miroslav Klose (Bremen) und Jan Schlaudraff (Aachen) sieben Akteure, die meist von Konkurrenten kamen, die sich über den Verlust ordentlich ärgerten. Deren zahlreiche Vorgänger reichten dazu aus, ganze Fußball-Lexika zu füllen.