Nicht einmal der niederländische Trainer-Exportschlager Guus Hiddink konnte Fredericus Jacobus Rutten vor zweieinhalb Jahren zur gewünschten Beförderung verhelfen. Nach Hiddinks Rückkehr von Heldentaten in Südkorea bei der WM 2002 bis hin zu dessen Doppel-Engagement in Eindhoven und Australien vor der WM 2006 hatte Rutten dem berühmten Meister beim PSV als Assistent gedient. Und als Hiddink zum russischen Rubel zog, lockte der Lohn für so viel Treue.
Denn bevor er ging, empfahl Hiddink den Eindhoven-Chefs seinen langjährigen Assistenten als Nachfolger. Doch die PSV-Oberen senkten die Daumen - und Rutten musste zurück nach Enschede. Dorthin, wo er von 1993 bis 2001 schon sein ganzes Trainerleben verbracht hatte. Da ist es geradezu Pflicht einer jeden Loskugel, den Mann auch in seinem ersten Auslandsjob bei Schalke 04 an die alte Wirkungsstätte zu lotsen: Also tritt Rutten am Mittwoch im letzten Gruppenspiel der Königsblauen im Uefa-Cup im Stadion De Grolsch Veste auf. Spötter sagen, seinen 46. Geburtstag am Freitag könne Rutten getrost gleich in Enschede feiern.
Am Montag war der Niederländer dann wieder die Ruhe in Person: "Ich habe noch immer Spaß an meinem Beruf, die Ergebnisse machen aber sicher weniger Spaß." Da geht es ihm wie Andreas Müller. Der Klubmanager steht wegen seiner Einkaufspolitik bei den Fans wie bei den Vereinsoberen in der Kritik. Vor dem wichtigen Duell in Enschede wollte der 45-Jährige auf interne Zänkereien aber keine Energie mehr verschwenden. "Wir alle brauchen unsere ganze Kraft", betonte Müller, genehmigte sich aber einen Seitenhieb auf die Vereinsspitze: "Am besten mit der Unterstützung von allen, die Schalke lieb und gern gewonnen haben."
Ein frommer Wunsch. Die Luft wird dünner für Müller - und für Rutten. Auch nach einem knappen halben Jahr sucht der Ex-Vorstopper, den sie "das Türschloss von Twente" nannten, noch den passenden Schlüssel, um die in den Profis schlummernden Talente freizulegen. Und alle warten, dass sich des Managers These, Rutten könne das Personal besser machen, bewahrheitet.
Müller verweist gern darauf, dass er bei Ruttens Arbeit positive "Entwicklungen" erkenne und bittet um "Zeit". Doch gerade das wirtschaftlich gewagte Projekt FC Schalke verlangt nach regelmäßigem sportlichem Erfolg. Offiziell will Aufsichtsratschef und Oberkritiker Clemens Tönnies Mannschaft, Trainer und Manager bis zur Winterpause "nicht weiter unter Druck setzen". Doch angeblich gibt es in der Vereinsspitze schon Überlegungen, den Schalker Jahrhunderttrainer Huub Stevens zu reaktivieren. Der betreut gerade mit mäßigem Erfolg den PSV Eindhoven. Jenen Verein, der den sanften Rutten nie als Cheftrainer haben wollte.