Innerhalb von vier Minuten hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Olympiastadion von Helsinki ein schon verloren geglaubtes Spiel noch aus dem Feuer gerissen. Durch Tore von Michael Ballack (Foulelfmeter) und Carsten Jancker erkämpfte die Elf von Teamchef Rudi Völler am Samstagabend ein 2:2 (0:2) gegen Finnland und hält als ungeschlagener Tabellenführer der Qualifikations-Gruppe 9 weiter Kurs auf die Weltmeisterschaft 2002. Vor 35 774 Zuschauern drohte dem deutschen Team nach einer desolaten Vorstellung in der Abwehr und zwei Toren von Mikael Forssell lange Zeit die erste Länderspiel-Niederlage gegen Finnland seit 78 Jahren.
Zu viele Ausfälle
Die deutsche Mannschaft unterstrich, dass sie derzeit nicht in der Lage ist, den Ausfall von sechs Stammkräften ohne weiteres zu kompensieren. Vier Tage nach dem lockeren 2:0-Sieg im Testspiel gegen die Slowakei brachte sich das Team trotz Feldvorteilen durch eine katastrophale Abwehrleistung und miserable Chancenauswertung selbst um die Früchte seiner Arbeit. Als Achillesferse des DFB-Teams entpuppte sich die Innenverteidigung, in der der Leverkusener Jens Nowotny mit seinem Gegenspieler schlichtweg überfordert war. Und auch im Aufbau lief es längst nicht wunschgemäß. Michael Ballack tat erneut im Mittelfeld alles andere, als das Spiel anzukurbeln und Lars Ricken gelang es trotz allen Bemühens nicht, den gesperrten Sebastian Deisler als Ballverteiler zu ersetzen.
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Nach dem Spiel:
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Die Mannschaften:
stern.de: Aufstellungen Finnland - Deutschland
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Vielversprechender Beginn
Die deutsche Mannschaft startete temperamentvoll und gewann schnell die Kontrolle über das Spiel. Schon in der 5. Minute lag nach einer Freistoß-Flanke von Neuville das Führungstor in der Luft. Mit einer tollen Parade rettete Finnlands Keeper gegen Marco Bode, den Nachschuss setzte Asamoah gegen den Pfosten. Als wenig später Ville Nylund im Strafraum den alleine auf das Tor zustrebenden Neuville von den Beinen holte, blieb zum Entsetzen der Gäste die Pfeife von Schiedsrichter Dick Jol stumm. Der niederländische Schiedsrichter verweigerte der deutschen Elf einen klaren Strafstoß.
Hüherhaufen-Abwehr
Den vergebenen Chancen folgte wie eine kalte Dusche das finnische Führungstor. Als Bode im Mittelfeld ein Kopfball-Duell gegen Nurmela verlor, hatte der pfeilschnelle Forssell gegen die vergebens auf Abseits spekulierende deutsche Abwehr plötzlich freie Bahn zum Tor, umspielte Oliver Kahn und vollstreckte zum 1:0. Im Anschluss ein ähnliches Bild: Deutschland spielte und Finnland lauerte auf Chancen. Nachdem Asamoah den möglichen Ausgleich gegen den prächtig reagierenden Niemi vergeben hatte, schlug erneut Forssell zu. Gegen eine völlig konfuse deutsche Abwehr gelang dem 20-Jährigen vom FC Chelsea das zweite finnische Tor.
Janckers Doppelschlag
Der Wiederanpfiff brachte auf deutscher Seite keine Besserung. In der 53. Minute standen sich Forssell und Kolkka zum Glück selbst im Weg, sonst wäre das 3:0 für die Finnen fällig gewesen. Erst der vorbildlich kämpfende Jancker brachte Rudi Völlers Truppe zurück ins Spiel. Nach einer recht harmlosen Rangelei holte Jancker erst einen Elfmeter (den Ballack sich verwandelte) und zog dann vier Minuten später aus 20 Metern kaltblütig ab. 2:2 durch ein Tor, wie man es lange nicht mehr vom deutschen Team zu Gesicht bekommen hat..