Geschäftsmodell Kopfnuss-Kohle

Mit Zinedine Zidanes Mega-Foul werden vier Wochen nach dem WM-Finale Millionen gemacht: In Frankreich stürmt der "Kopfstoß-Song" die Charts, und ein Chinese hat sich die Markenrechte an der Silhouette der Attacke gesichert.

Ein Spottlied über den Kopfstoß von Zinedine Zidane im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft ist in Frankreich zum Sommerhit geworden. Der Song hat quasi über Nacht drei junge Berufsmusiker der Gruppe La Plage zu Stars gemacht. Für sie wurde der Ausraster des französischen Fußball-Helden im WM-Endspiel am 9. Juli in Berlin gegen den Italiener Marco Materazzi eine wahre Goldgrube. Sie stürmten mit ihrem Song "Coupe de Boule" ("Kopfstoß") die Hitparade und sind jetzt dick im Geschäft.

Die Plattenfirma Warner Music France, die sich die Rechte an dem 2:30 Minuten langen Song sicherte, reibt sich schon jetzt die Hände. Ihr Chef Thierry Chassagne meinte nach mehr als 135 000 verkauften Titeln zwar abwiegelnd, es sei noch zu früh, von einem Verkaufsschlager zu sprechen, aber es sei auf jeden Fall ein Sommerhit. Die Verkaufszahlen werden nach dem Raketenstart wohl weiter in die Höhe schnellen, denn seit kurzem ist der Schlager auch bei iTunes, dem weltweit führenden Anbieter für Musik-Downloads, im Programm. Laut Chassagne könne man ab 400 000 Verkäufen von einem Superhit sprechen. Verantwortliche der internationalen Musikbranche rennen den Parisern bereits die Türen ein. Mindestens 20 Länder, darunter Japan, die Philippinen und Mexiko, wollen den Titel haben. Eine italienische und eine spanische Version sind bereits auf dem Markt.

Jungstars bleiben auf dem Teppich

Sébastien Lipszyc (31), der mit seinem Bruder Emmanuel (34) und Sänger Franck Lascombes (35) für den Hit verantwortlich ist, erzählt die Entstehungsgeschichte immer noch sehr gern. Sie klingt wie ein modernes Märchen. Am Anfang standen am Montagmorgen nach dem Finale Witze gegen den Frust über die Niederlage der "Blauen" im Elfmeterschießen. Daraus wurde in gerade mal einer halben Stunde der spätere Sommerhit. Den Soundtrack fanden die Musiker, die ihr Geld bisher hauptsächlich mit der Komposition von Jingles verdienten, in einer ihrer "Schubladen". Das Produkt verschickten sie am 10. Juli gegen 17.00 Uhr via Internet an etwa 50 Kumpel. Nach dem "Schneeballsystem" gaben die es weiter. Schon am Abend dudelte ein Radiosender den Song mit leicht afrikanisch gefärbten Klängen, der spottet: "Zidane hat zugeschlagen, Kopfstoß". Am Dienstag wurde er bei La Plage Records innerhalb einer Stunde 2000 Mal heruntergeladen.

Am Mittwochmorgen klopften "sehr aggressiv" Vertreter von drei großen Musikhäusern an. Abends wurde der Vertrag mit Warner Music France unterzeichnet. Am Samstag war das Video fertig. Und seitdem geht die Post richtig ab. Den Jungstars ist der Ruhm bisher nicht zu Kopf gestiegen. Die eingefleischten Fans der "Equipe Tricolore" wollen auf dem Teppich bleiben, schwören sie. Und Zidane? Lipszyc hofft, dass der zumindest darüber lachen kann. Doch der so unschön von der Fußball-Bühne abgetretene Star hat möglicherweise gerade anderes im Kopf. Franck Riboud, Chef seines langjährigen Werbepartners Danone, soll mit dem Gedanken spielen, den Ballzauberer - wie einst Skirennfahrer Jean-Claude Killy - eines Tages in den Aufsichtsrat des Nahrungsmittelkonzerns zu holen. Wenn Gras über die Sache mit dem Kopfstoß gewachsen ist, vielleicht.

Cleverer Chinese

Unterdessen hofft man auch am anderen Ende der Welt, Profit aus der "Zizou-Attacke" zu schlagen. Zhao Xiaokai, der Chef einer chinesischen PR-Agentur, habe sich den Angriff des französischen Fußballkapitäns Zidane auf den Italiener Marco Materazzi im WM-Finale als Markenzeichen registrieren lassen, berichtete die Zeitung "Beijing Daily" am Donnerstag. Jetzt biete er die Rechte an dem Schattenriss zum Verkauf an - mit entsprechendem Gewinn. Er habe bereits kurz nach dem Finale am 9. Juli Ideen entwickelt, wie der Kopfstoß zu vermarkten sei, wurde Zhao, dessen PR-Firma sich auf Sportprodukte spezialisiert hat, zitiert.

"Dieses Bild hat einen großen Wiedererkennungswert. Und indem ich Silhouetten verwende, kann ich mögliche Verstöße gegen die Rechte des Fußballstars umgehen." Zhao habe 2.000 Yuan (knapp 200 Euro) für das Markenzeichen auf Kleidung, Schuhe, Hüte und Bier gezahlt, hieß es in dem Bericht weiter. Als Gebot für den Verkauf der Rechte habe er eine Million Yuan genannt.

DPA/AP/kbe

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