Real-Star macht Faxen Gareth Bale, der gelangweilte 100-Millionen-Mann

Real-Star Gareth Bale machte in den vergangenen Tagen mit Faxen auf der Ersatzbank auf sich aufmerksam
Real-Star Gareth Bale machte in den vergangenen Tagen mit Faxen auf der Ersatzbank auf sich aufmerksam
© Jose Breton / DPA
Er kam einst für mehr als 100 Millionen Euro, gehört zu den Großverdienern im Team und schoss Real Madrid zum letzten Champions-League-Titel 2018. Im Moment steht Gareth Bale bei den Königlichen jedoch im Abseits – und trotzdem im Fokus.

Real Madrid ist zum 34. Mal spanischer Fußballmeister. Und einer der Kicker, genauer: der aktuelle Höchstverdiener im Team und noch immer teuerste Einkauf in der Vereinsgeschichte, hat daran nur sehr bedingt Anteil. Trotzdem drehen sich viele der aktuellen Schlagzeilen rund um den Klub um Gareth Bale.

Der seit Donnerstag 31-Jährige machte zuletzt mit Faxen auf der Ersatzbank auf sich aufmerksam. Und die spanische Presse – ohnehin in weiten Teilen nicht unbedingt Team Bale – ist not amused. Von einer "Null-Bock-Mentalität" war die Rede, Ex-Kollege Dimitar Berabatov sprach von "unprofessionellem" und "respektlosem" Verhalten. Coach Zinedine Zidane reagierte am Mittwoch sehr genervt auf die Frage eines Reporters, ob es denn nicht für alle das beste sei, wenn Bale im Sommer den Klub verlasse.

Aber was war passiert? Bale spielt seit dem Neustart der Liga kaum eine Rolle bei Real Madrid. Von zehn Partien verbrachte er acht komplett auf der Bank und schaffte es dort trotzdem, sich in den Fokus zu rücken. Am Wochenende zog er sich seinen Mund-Nasenschutz wie eine Schlafmaske über die Augen und gab vor, ein Nickerchen zu machen – während seine Kollegen auf dem Rasen um den Sieg kämpften wohlgemerkt. Und am Montag entstand das Foto über diesem Artikel, als er offenbar eine Tape-Rolle aus Jux als Fernrohr benutzte.

Gareth Bale und die Wechselposse im vergangenen Sommer

Nun kann man das als ein bisschen Faxen auf der Ersatzbank abtun, was sicherlich auch viele tun werden. Man kann die Gesten jedoch auch als Zeichen einer zunehmenden Unzufriedenheit Bales mit seinem Arbeitgeber oder zumindest als Bocklosigkeit werten.

Bale ist bei Madrid auch nicht erst seit gestern in Ungnade gefallen. Vergangenen Sommer sollte der Waliser eigentlich nach China verkauft werden. Coach Zidane verkündete öffentlich, dass Bale "besser heute als morgen" den Klub verlasse. Doch der Deal platzte in letzter Sekunde. Es gibt unterschiedliche Berichte dazu, warum. Entweder lag es an den Ablöseforderungen Madrids oder an den Gehaltsvorstellungen Bales. Der Außenstürmer verdient bei Real Madrid kolportierte 17 Millionen Euro im Jahr, und zwar netto.

Am Ende blieb Bale in Madrid, sein Kontrakt läuft schließlich noch bis 2022. Er stellt seitdem jedoch immer wieder offen zur Schau, was er von seinem Arbeitgeber hält. Nachdem er in der Presse mehrfach angegangen wurde, weil er angeblich zu viel Zeit in sein Hobby Golf stecken würde, ließ er sich im Herbst nach einem Länderspiel mit einem Banner ablichten, auf dem stand: "Wales. Golf. Madrid. In der Reihenfolge."

Die großen Taten liegen etwas zurück

Öffentlich hält sein Coach Zidane auf jeden Fall wieder zu Bale. Auf eine möglichen Abgang in diesem Sommer angesprochen, antwortete der ehemalige Weltfußballer etwas angesäuert: "Was für eine Frage? Was soll ich darauf sagen? Nichts! Gareth ist einer von uns!" Die Presse versuche "einen Keil zwischen uns zu treiben". Bale sei professionell und arbeite gut und sie alle wollten dasselbe, nämlich den Meistertitel, so Zidane am Mittwoch.

Und tatsächlich hätte man in Madrid aufgrund eines erstklassigen, breiten Kaders auch die Möglichkeit Bale gar nicht erst zu den Spielen mitzunehmen. Aber der begabte Linksfuß steht ja nicht von ungefähr seit nunmehr sieben Jahre in Diensten von Real Madrid. Wer sich solange bei diesem Team hält, gehört zweifelsfrei zu den besten der Welt, noch dazu als Offensivspieler.

Bale hat zudem durchaus entscheidenden Anteil an den Madrider Erfolgen der vergangenen Jahre. Unvergessen ist etwa sein Tor nach Solo-Sprint über den halben Platz im Copa-Finale 2014 gegen Barcelona und natürlich das Champions-League-Finale 2018, als er mit zwei Treffern entscheidend zum 3:1-Sieg über Liverpool beitrug. Das wichtige 2:1 erzielte er dabei per genialem Fallrückzieher. Die 101 Millionen Euro, die Madrid 2013 nach Tottenham überwies, waren sicherlich solide investiert.

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Wie geht es weiter mit dem Stürmer?

Das war allerdings alles vor dem Wechseltheater des vergangenen Sommers. In dieser Spielzeit hat Bale magere zwei Tore und zwei Vorlagen zum Meistertitel beigetragen. Zudem ist er bei den Fans nicht gerade beliebt. Vor der Coronapause wurde Bale im Santiago Bernabeu regelmäßig ausgepfiffen. Die Chancen stehen also tatsächlich gut, dass Real erneut versuchen wird, den Stürmer auf den Markt zu werfen.

Unklar ist jedoch, was Bale möchte. Sein Berater hatte sich nach dem vergangenen Sommer öffentlich gegen den Klub gestellt. Sonst wollten doch die Vereine immer, dass Spieler ihren Vertrag erfüllen, hatte er gepoltert. Ein nicht von der Hand zu weisendes Argument. Und bei schlappen 320.000 Euro Wochensalär lässt es sich ja auch passabel ein, zwei Jahre auf Bank oder Tribüne aushalten – fragen Sie doch mal bei Mezut Özil in London nach.

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