Dass man mit dem Rausschmiss der drei Frauen- und Mädchenmannschaften ein peinliches Eigentor geschossen hatte, dürfte den Verantwortlichen von Holstein Kiel schnell bewusst geworden sein. Empörung und Protest schlug dem Club, dessen Männermannschaft noch die Chance auf den Aufstieg in die Bundesliga hat, von allen Seiten entgegen. Sogar der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) äußerte sein Unverständnis. In einem Liga-Spiel machten die "Holstein Women" mit einer Sitzblockade deutlich, was sie von der Entscheidung halten. Nun rudern die "Störche" kleinlaut zurück. Die Fußballerinnen dürfen doch im Verein bleiben.
Allerdings unter einer Bedingung. Wie die "Kieler Nachrichten" berichten, hat der Club den Trainern des Regionalligateams, der U23 und der U17 angeboten, weiter unter dem Holstein-Dach aktiv zu bleiben, jedoch den Trainings- und Spielbetrieb finanziell auf eigene Beine zu stellen. Die Kosten in Höhe von kolportierten rund 100.000 Euro jährlich hatten die Vereinsbosse dazu bewegt, sich vom Frauenfußball abzuwenden und das Geld lieber in die erfolgreiche Herrenmannschaft zu stecken. Wie die "Holstein Women" künftig vermarktet werden sollen, ist aber noch unklar. Laut dem Bericht gibt es bisher kaum Sponsoren.
Offenbar politischer Druck auf Holstein Kiel
"Wir sind mit den Verantwortlichen der drei Mannschaften in Gesprächen und suchen nach gemeinsamen Lösungen", zitieren die "KN" Holstein-Präsident Steffen Schneekloth. Der Vereinschef und Geschäftsführer Wolfgang Schwenke waren dem Bericht zufolge offenbar durchaus heftigem Druck ausgesetzt, den Rausschmiss der Frauenteams zurückzunehmen. Wie es heißt, hat Ministerpräsident Günther das direkte Gespräch mit Schneekloth und Schwenke gesucht und sein Unverständnis deutlich gemacht. Ein Rolle dürfte den "Kieler Nachrichten" zufolge gespielt haben, dass das Land den Stadion-Ausbau mit sieben Millionen Euro unterstützt. Angeblich stehen sogar Forderungen der Landtagsfraktionen der Grünen, der Linke und des SSW im Raum, die öffentlichen Zuschüsse infrage zu stellen. Dafür gebe es allerdings keine rechtliche Grundlage, heißt es. Laut Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) gibt es zwar keinen rechtlichen Zusammenhang mit der Holstein-Entscheidung, "wohl aber einen politischen", zitieren ihn die "KN".
Ob die "Holstein Women" das Angebot annehmen, ist derzeit noch offen. "Wir sind auf sie zugegangen, haben ihnen gestern Abend unseren Weg aufgezeigt, wie es aus unserer Sicht weitergehen könnte", bestätigte Holstein-Präsident Schneekloth auch dem NDR. Nun warte man ab, "wie die Verantwortlichen darauf reagieren."
