Eigentlich wird Bruno Labbadia in Fußball-Fachkreisen nur noch "der Helikopter" genannt. Nach jedem Tor seines Teams in den vergangenen Wochen raste er schließlich vollkommen irre auf den Rasen, drehte kleine Kreisel im Drei-Meter-Radius und ballte dabei die rechte Hand zur Faust. Am Montagabend in der Relegation durfte Heli-Labbadia wieder zweimal auf dem Rasen in Karlsruhe landen - der HSV bleibt erstklassig.
Dass dieser Trainer so großartig für den vor Wochen schon komplett zerstörten Dino werden würde, hatten wohl die wenigsten geahnt. Ob der "schöne Bruno" wirklich der Richtige in der bedrohlichen Lage sei, fragten sich Fans und Journalisten beim Amstrantritt gleichermaßen? Und etwas spöttisch hätte man fragen können: Ist der Labbadia komplett verrückt?
Labbadias großartige Geste
Er ist es - und komplett verrückt ist auch, was er aus dem Trümmerhaufen HSV gemacht hat. Fußballspielen können sie zwar immer noch nicht, aber eines hat Labbadia geschafft: Er hat ein Team geformt, das nie aufgab und immer weiter kämpfte. Das muss man erst einmal aus einer leblosen Mannschaft herausholen.
Dass Labbadia dem HSV guttut wie kein Zweiter, konnte man dann nach dem Schlusspfiff beobachten. Der Trainer war der beste Gewinner beim HSV, er dachte an die Verlierer, ging zu jedem KSC-Spieler, gratulierte zum starken Spiel und sprach sein Mitgefühl aus. Das ist alles andere als selbstverständlich in Hamburg. Im vergangenen Jahr hatten sich Lassogga und Co. noch provokativ vor den Verlierern aus Fürth aufgebaut und so symbolisiert: Wir sind der Sieger!
"Es geht nicht unbedingt um Geld oder Verträge"
Auch im ARD-Studio bei Matthias Opdenhövel und Mehmet Scholl zollte Labbadia zuerst dem Gegner Respekt. Er sagte: "Es tut mir wahnsinnig leid für den KSC. Sie haben uns alles, wirklich alles, abverlangt." Dann ging er zu seinem HSV über, und er sprach Worte aus, die sich wohl jeder HSV-Fans seit Jahren gewünscht hatte.
Auf die Frage, warum gerade die Spieler zuletzt überzeugten, die keine Zukunft mehr in Hamburg haben, sagte Labbadia: "Ach wissen Sie, das war doch immer das Problem hier. Es geht beim Fußball nicht unbedingt um Geld oder Verträge. Es geht vor allem darum, sich reinzuhauen, für und mit der Mannschaft zu arbeiten." Es waren die wohl wichtigsten Worte beim HSV seit Jahren. Heli-Labbadia ist gerade noch rechtzeitig in Hamburg gelandet.