"Wieso immer ich?", fragte Mario Balotelli einst auf seinem T-Shirt bei einem Torjubel. "Ja, es ist immer ER", antworte ihm darauf der Daily Mirror. Mit seinen Eskapaden unterhält "Mad Mario" Fußball-England. Aber nun reicht es wohl auch seinem Coach, der den Italiener in den letzten sechs Saisonspielen nicht mehr in den Kader berufen wird.
Bisher brachte Manchester Citys Trainer Roberto Mancini eine väterliche Geduld für Mario Balotelli auf. Doch die ist offenbar aufgebraucht: Nachdem City nicht zuletzt wegen der zahllosen Disziplinlosigkeiten des 21-Jährigen den englischen Meistertitel abhaken kann, kündigte Mancini nun erstmals an, ihn "wahrscheinlich" zu verkaufen.
"Ich bin mit ihm fertig. Wir haben noch sechs Spiele, und er wird in diesen sechs Spielen nicht mehr spielen", sagte Mancini über Balotelli. Der Stürmer war bei der 0:1-Pleite gegen den FC Arsenal mit Gelb-Rot in der 90. Minute vom Platz geflogen. Zudem blieb ein übler Tritt von ihm ungeahndet.
Der Guardian schreibt Klartext
Balotelli sei die "spatzenhirnige Verkörperung des Zusammenbruchs von City", schrieb sogar der Guardian am Montag. Innerhalb einer Woche hatte Balotelli sich schon handfest mit Teamkollegen in einem Spiel um einen Freistoß gestritten, war mit seinem Bentley in einen Unfall verwickelt und räumte über seinen Berater ein, seine Freundin mit einem Wayne Rooney wohlbekannten Call-Girl betrogen zu haben.
Dabei hatte die Saison durchaus vielversprechend für Balotelli begonnen, der zu Saisonbeginn sogar als Bankdrücker seine Nerven im Zaum gehalten hatte. Es folgten dann starke Auftritte gegen Everton, Blackburn und Aston Villa, bevor er beim 6:1-Erfolg gegen Manchester United zwei Treffer erzielte. Knapp drei Wochen später bejubelte er sein erstes Tor für Italien und für die Citizens sah es so aus, als ob auch die englische Meisterschaft in diesem Jahr möglich wäre.
Vorsprung verspielt
Doch es sollte anders kommen zumindest sieht es nach dem jetzigen Zeitpunkt so aus. In etwas mehr als einem Monat wurde aus dem Fünf-Punkte-Polster des Scheichclubs ein Acht-Punkte-Rückstand auf den Stadtrivalen United. "Game over für Mancini und seine City-Millionäre", titelte die Times nach der Partie im Emirates Stadium.
Für Balotelli begann der Wendepunkt vielleicht mit der Gelb-Roten Karte, die er sich innerhalb von sechs Minuten im Spiel gegen den FC Liverpool eingehandelt hatte am 13. Spieltag. Am 22.Spieltag trat er im Spiel gegen Tottenham seinem Gegenspieler Scott Parker auf die Hand, wurde daraufhin für vier Spiele gesperrt.
Für Balotelli ist es nun bereits die zweite Gelb-Rote Karte dieser Saison. Darüber hinaus wurde er wegen eines Tritts gegen den Kopf eines Gegenspielers auch noch einmal im Nachhinein verbannt. Dies könnte ihm nun wieder blühen. Laut Mancini verdient er eine lange Sperre.
''Er ist kein Bad Guy. Er ist ein fantastischer Spieler''
Und dennoch nahm Mancini Balotelli, den er 2010 von Inter Mailand für umgerechnet 29 Millionen Euro zu City geholt hatte und schon als 17-Jährigen kannte, wieder in Schutz. "Ich liebe ihn als Kerl, weil ich ihn kenne", sagte er. "Er ist jung und könnte mein Sohn sein. Er ist kein Bad Guy. Er ist ein fantastischer Spieler."
Mancini spricht derzeit bei jeder Pressekonferenz über Balotelli und ergänzte: "Ich habe Spieler wie ihn erlebt, die all das Talent haben, und nach zwei oder drei Jahren erledigt sind." Immerhin hat Balotelli in dieser Spielzeit wieder 13 Tore erzielt.
Aber der Italiener, der wegen seiner Unberechenbarkeit fürs eigene Team zuletzt von seinem Nationaltrainer Cesare Prandelli aus dem Kader gestrichen wurde, hatte eben auch noch zu viel Zeit nebenher, um Hahnenkamm-Mützen zu tragen oder 48 Stunden vor einem wichtigen Spiel einen Nachtclub unsicher zu machen. Oder beim Hantieren mit Feuerwerkskörpern im Badezimmer sein Haus in Brand zu setzen.