Julian Draxler machte ein ziemlich sauertöpfisches Gesicht. Nach dem Schlusspfiff im Prinzenpark-Stadion in Paris stand der deutsche Nationalspieler vor dem Fanblock und klatschte nur sehr zögernd in die Hände. Draxler hatte gerade mit seiner Mannschaft Paris Saint-Germain im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid 1:2 verloren, was das Aus in der Königsklasse bedeutete und das Ende aller Träume vom wichtigsten Klub-Titel der Welt.
Danach begab sich er sich ins ZDF-Studio zu Moderator Oliver Welke und Experte Oliver Kahn, stellte sich mit dem Mikrofon in der Hand zwischen die beiden und beklagte sein Leid. Besser gesagt: Der Frust brauch aus ihm heraus über das klägliche Scheitern der Multi-Millionen-Truppe: "Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir so sang- und klanglos ausgeschieden sind", moserte der 24-Jährige. Die logische Frage von Welke nach einem bevorstehenden Umbruch des aus Katar finanzierten Spitzenkaders nervte Draxler. "Umbruch ist immer so ein Wort. Wir haben im Sommer schon 400 Millionen in die Hand genommen", erinnerte er an die Mega-Investitionen der Franzosen, die zumindest in dieser Saison nicht den gewünschten internationalen Erfolg gebracht haben. Für Trainer Emery Unai - im Vorjahr im Achtelfinale beim legendären 1:6 in Barcelona schon gescheitert - brechen auf jeden Fall schwere Zeiten in Paris an.
Joachim Löw wunderte sich über taktische Ausrichtung
Bundestrainer Joachim Löw wunderte sich schon in der Halbzeitpause über die taktische Ausrichtung der Pariser, mit drei eher defensiven Mittelfeldkräften. Die Offensivabteilung, ohne den verletzten Neymar, aber mit Edinson Cavani, Angel de Maria und Kylian Mbappé immer noch sehr prominent besetzt, bekam wenige Zuspiele.
Titelverteidiger Real musste nach dem 3:1 daheim im Rückspiel nicht an seine Grenzen gehen. Die Tore von Superstar Cristiano Ronaldo (52.) und Casemiro (80.) waren logische Konsequenz eines souveränen Auftritts der Königlichen. "Wir sind sehr zufrieden. Das war eine große Partie von uns" sagte Real-Kapitän Sergio Ramos. "Wir hatten eine gute Ausgangsposition, aber wir haben auch gut gespielt. Ich würde sagen: Madrid ist zurück. Aber gewonnen haben wir noch nichts", blickte der Verteidiger dann doch schon ein wenig Richtung Finale am 26. Mai in Kiew.
Julian Draxler spricht Mitspielern Willen zur Wende ab
Draxler gestand: "Jeder hat gespürt, dass das Spiel nicht mehr kippen wird." Auch nicht nach dem Ausgleich von Cavani (72.). Er konnte nicht verstehen, dass seine schon avisierte Einwechslung kurz nach dem Treffer so lange auf sich warten ließ. "Ich war überrascht und ein bisschen sauer". Er habe "auf die Tube drücken wollen". Doch seinen Kollegen sprach er den großen Willen zur Wende ab. "Alle haben das Spiel gesehen. Wir haben uns den Ball ordentlich hin und her geschoben. Aber dafür kannst du dir nichts kaufen."