Leroy Sané ist im Anflug auf die Säbener Straße, dort, wo der FC Bayern seine Heimstätte hat. Der Flügelstürmer soll zum Medizincheck schon in München weilen und im Anschluss den fertigen Fünf-Jahres-Vertrag unterschreiben. Schenkt man Medienberichten Glauben, soll der 24-Jährige knapp unter 20 Millionen Euro bei den Münchnern verdienen und etwa 50 Millionen Euro an Transferablöse kosten. Dabei profitieren die Bayern vom durch die Coronakrise verursachten Preisverfall. Vor einem Jahr, als es erste Überlegungen gab, Sané zu verpflichten, hätte er noch mehr als 100 Millionen kosten sollen. So gesehen ist der Transfer des Angreifers ein echtes Schnäppchen.
Für Hasan Salihamidzic bedeutete der Sané-Coup einen erfreulichen ersten Arbeitstag als neuer Sportvorstand des FC Bayern. Und er erfüllte Trainer Hansi Flick einen großen Wunsch. Der Trainer, der am Mittwoch schon ganz in Gedanken beim Pokalfinale am Samstag in Berlin gegen Bayer Leverkusen war, hatte wiederholt auf den Engpass im Kader hingewiesen. Ein neuralgischer Punkt waren die Außenbahnen. Es wäre "schon gut, ein bisschen mehr Breite in der Qualität" zu haben, sagte Flick. "Ich glaube, da würde uns Tempo auch noch gut tun, dass wir nachlegen könnten."
Tuchel bedauert Weggang von Kouassi
Mit der Sané-Verpflichtung haben die Bayern ihren Königstransfer getätigt. Er soll ein wichtiger Baustein für die neue "Bayern-Ära" sein, wie es Uli Hoeneß ausdrückte. Hoeneß spielte damit natürlich auf die Zeit von Franck Ribéry und Arjen Robben an, die über ein Jahrzehnt die Mannschaft des FC Bayern prägten. Neben Serge Gnabry und Kingsley Coman haben die Münchner nun ein ein Top-Trio auf den Außenbahnen, dem ähnliche Fähigkeiten zugetraut wird wie einst "Robbery". Möglicherweise wird Ivan Perisic nach dem Leihgeschäft mit Inter Mailand länger verpflichtet.
Zudem setzen die Bayern-Bosse mit den aktuellen Transferplanungen auf den von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge propagierten Kurs der "Nachhaltigkeit". Neben Stars müsse man auch "Spieler wie Alphonso Davies zum FC Bayern holen", lautete eine Vorgabe.
Dazu passt die Verpflichtung des französischen Nachwuchstalent Tanguy Kouassi von Paris Saint-Germain. Dass er ein vielversprechender Spieler ist, lässt sich an der Reaktion von PSG-Trainer Thomas Tuchel ablesen, der den Abgang des 18-Jährigen beklagte: "Er war wirklich ein Schlüsselspieler, im Alter von 17, 18. Ich kann es nicht verstehen. Ich bin traurig, aber so ist es nun mal", sagte Tuchel. Das sieht man in München ähnlich: "In unseren Augen ist er eines der größten Talente in Europa", sagte Salihamidzic. "Wir sind sicher, dass er bei uns eine große Karriere machen wird und eine absolute Verstärkung ist."
Zukunft von Thiiago und Alaba bleibt offen
Die dritte Neuverpflichtung bislang ist der Schalker Keeper Alexander Nübel, die schon im Winter bekannt wurde und damals bei Schalke wie auch bei den Bayern für Unruhe gesorgt hatte, weil nicht ganz klar ist, welche Rolle Nübel neben Manuel Neuer spielen wird.
Nach den Vertragsverlängerungen von Kapitän Neuer, Thomas Müller (jeweils bis 2023) und Saison-Aufsteiger Alphonso Davies (bis 2025) nimmt die Mannschaft der Zukunft konkrete Formen an. Dennoch mahnte der künftige Vorstand Oliver Kahn: "Es ist eine Zeit, in der man gerade wirtschaftlich sehr vorsichtig agieren muss.“ Übersetzt heißt das, dass der Zugang des Leverkuseners Kai Havertz nach einem Sané-Transfer unwahrscheinlicher ist.
Das Projekt-Kaderplanung ist nicht abgeschlossen: Ungeklärt ist die Zukunft der Leistungsträger David Alaba und Thiago. Flick will die Spieler unbedingt halten. "Ich weiß nur, dass der Verein unheimlich um ihn kämpft, dass alle - von Trainer über Präsidium bis zum Aufsichtsrat - alle wollen, dass David in München bleibt", sagte Hoeneß über die Personalie Alaba im BR-Fernsehen.
Quellen: DPA, "Süddeutsche Zeitung", "Kicker"