LEVERKUSEN Toppmöller: Mal Kumpel, mal Schweinehund

Leverkusen-Trainer Klaus Toppmöller hat es geschafft, in kurzer Zeit aus einer »Verlierer-Mannschaft« ein Spitzenteam zu machen. Die Spieler loben vor allem seinen Teamgeist.

Er ist der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die überraschende Erfolgsgeschichte des Titelfavoriten Bayer Leverkusen ist eng verknüpft mit Trainer Klaus Toppmöller, der den Club erstmals zur deutschen Meisterschaft führen kann. Nach der Kokain-Affäre und dem Skandal um Christoph Daum, dem farblosen Gastspiel von Berti Vogts und der »Schmach von Unterhaching«, wo der Titel im letzten Moment verspielt wurde, hat der 50 Jahre alte Pfälzer aus Verlierern innerhalb kürzester Zeit ein Spitzenteam geformt. »Wir spielen die beste Saison, seit ich in Leverkusen bin. Und daran hat der Trainer wesentlichen Anteil«, schwärmte Manager Reiner Calmund.

Vom Sprücheklopfer zum fähigem Trainer

Toppmöller, der am Anfang seiner Trainer-Karriere nur als Sprücheklopfer auffiel, hat sich in Leverkusen eher zum Leisetreter entwickelt und seine beruflichen Fähigkeiten eingebracht. Der frühere Torjäger ist nach wie vor ein »Motivationskünstler«, glänzt aber vor allem durch akribische Arbeit. »Er hat Führungs- und Fachkompetenz, wie sie kaum zu finden ist«, befand Kapitän Jens Nowotny. »Er gibt jedem das Gefühl dazuzugehören«, erklärte Neu-Nationalstürmer Thomas Brdaric, der lange Zeit nicht zur Startformation zählte. »Er macht nichts hintenherum, spricht alles offen an und hat keine Lieblinge. Das kommt bei den Spielern gut an«, sagte Torwarttrainer Toni Schumacher.

Spieler blühen unter Toppmöller auf

Spieler wie der heiß umworbene Zé Roberto, der unter Toppmöller seine beste Saison in Leverkusen spielt, blühen förmlich auf. »Der Trainer hat nicht nur Ordnung in die Mannschaft gebracht, auch der Ton in der Kabine ist anders als früher«, sagte der früher oft eigenwillige Brasilianer, der heute mit 15 Assists in der Bundesliga der mit Abstand beste Vorbereiter ist.

Die Spieler loben ihn in höchsten Tönen, die Fachwelt staunt. Wo liegt das Geheimnis? »Im Teamgeist. Mannschaftsführung gehört zu meinen Stärken. Für mich ist es der größte Erfolg, die Truppe so hingekriegt zu haben, dass sie ein Team geworden ist. Früher waren das lauter Individualisten, Stars und Cliquen. Da war nichts Gemeinsames. Daran sind sie auch gescheitert«, verriet Toppmöller jüngst in einem Interview mit der »Frankfurter Rundschau«. Manager Calmund bezeichnete das Erfolgsgeheimnis auf seine Art: »Er ist mal Kumpel und mal Schweinehund«

»Ich musste mir alles hart erarbeiten«

Vor seinem Engagement in Leverkusen, das erst im zweiten Anlauf und mit mehrmonatiger Verspätung zu Stande kam, hatte Toppmöller in Bochum und zuletzt Saarbrücken mit viel Mittelmaß und Existenzsorgen zu kämpfen. Spitzen-Fußball gab es oft nur im Fernsehen in der heimischen Kneipe in Rivenich an der Mosel. Den Lockruf aus Leverkusen begriff der ausgebildete Diplom-Ingenieur als große Chance. »Ich musste mir alles hart erarbeiten, bin Tausende von Kilometern gefahren und habe mir in den unteren Klassen die Spieler angeguckt. Ein Matthias Sammer setzt sich in Dortmund auf den Chefsessel. Die einen kriegen das in die Wiege gelegt, ich habe mich hochdienen müssen«, sagt Toppmöller.

Akribische Arbeit statt kerniger Sprüche

Auf dem Weg zum Titel, dem größten Erfolg in seiner Karriere, scheint sich die akribische Arbeit auszuzahlen. Nicht wie einst in Frankfurt mit einem lebendigen Adler oder kernigen Sprüchen aus seiner »Sturm- und Drangzeit«, sondern mit vier Punkten Vorsprung schickt Toppmöller sein Team in den Endspurt der Meisterschaft. Kesse Sprüche verkneift sich der Bayer-Coach in diesen Tagen: »Bei uns sagt keiner, wir werden deutscher Meister - aber wir wollen es gerne.«

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