Nationalmannschaft Löw beendet die Ära Ballack

Jetzt ist es raus: Jogi Löw hat das Aus für Michael Ballack in der Nationalmannschaft verkündet. Ein Abschiedsspiel soll es noch geben. Die ersten Reaktionen sind verständnisvoll.

Michael Ballack gehört künftig nicht mehr zum Kader der Nationalmannschaft. Wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag auf seiner Internetseite mitteilte, plant Bundestrainer Joachim Löw nach einem Gespräch mit Ballack nicht mehr mit dem langjährigen Kapitän. Der 34-jährige Leverkusener soll aber noch sein 99. Länderspiel absolvieren.

"Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass viele junge Spieler in den Blickpunkt gerückt sind und gute Perspektiven besitzen", erklärte Löw. Mit ihnen sei die Entwicklung der Nationalmannschaft seit der WM in Südafrika absolut positiv verlaufen. "Nachdem ich diese Thematik mit Michael Ballack zuletzt bei unserem Treffen Ende März 2011 in aller Offenheit erörtert habe und wir danach mehrfach telefoniert haben, ist nun vor dem Start in die EM-Saison der Zeitpunkt gekommen, hier klar Position zu beziehen."

Es geht nur noch um einen würdigen Abschied

Ballack hatte sich im Mai 2010 durch ein Foul des Ex-Bundesligaprofis Kevin-Prince Boateng im englischen Cup-Finale mit dem FC Chelsea schwer verletzt und war für die WM ausgefallen. Sein letztes Länderspiel bestritt der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen am 3. März 2010 beim 0:1 im Testspiel gegen Argentinien. Ballack galt jahrelang als einziger deutscher Spieler von internationalem Format, war einer der torgefährlisten Mittelfeldspieler überhaupt. In seinen 98 Länderspielen traf er 42 Mal. 2002 führte er die DFB-Elf bei der WM in Japan und Südkorea zum Vizeweltmeister-Titel, verpasste wegen einer Gelb-Sperre aber das Finale gegen Brasilien. 2008 stand Ballack mit der Nationalmannschaft in Wien im EM-Finale.

Zuletzt drängten aber immer mehr junge Spieler in der DFB-Elf nach vorne. Dauerhafte Ansprüche auf die Kapitänsbinde meldete zudem Philipp Lahm an. Die Entscheidung von Löw war daher lange erwartet worden. Bei den Nominierungen zu den jüngsten Länderspielen hatte er Ballack offiziell damit vertröstet, dass dieser nach längerer Verletzung noch nicht fit sei. Nach Aussage von Löw hatte der frühere "Capitano" in den Gesprächen Verständnis für die Entscheidung.

Nun gilt es, ihm einen würdigen Abschied zu verpassen. Löw: "Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass Michael Ballack als Nationalspieler in attraktivem Rahmen verabschiedet werden soll und wir ihm ein ehrliches Dankeschön für seine großen Verdienste um den deutschen Fußball sagen wollen." Laut DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach soll Ballack am 10. August gegen Brasilien ein letztes Mal die Nationalmannschaft als Kapitän aufs Feld führen. "Wir hoffen, dass er dieses Angebot annimmt."

Zurückhaltende Leverkusener

Bei Ballacks Verein zeigt man sich durchaus verständnisvoll. "Nachdem diese Frage endgültig geklärt ist, kann sich Michael nun voll und ganz auf Bayer 04 Leverkusen konzentrieren", sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer des deutschen Vizemeisters, hätte sich eine Fortsetzung der Karriere von Ballack im DFB-Team gewünscht und "bedauert" die Entscheidung, da Ballack "nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Nationalmannschaft sein könnte". Aber Holzhäuser sagt auch: "Es ist die Entscheidung des Bundestrainers." Und gibt dem lange zögerlichen Löw doch noch einen mit. Über den "späten Zeitpunkt" der Entscheidung könne man "diskutieren".

mad

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