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An Tottenham Hotspur gescheitert Guardiolas Erfolglosigkeit in der Champions League setzt sich fort. Ist er überschätzt?

Pep Guardiola blickt fassungslos, nachdem er wieder mit Manchester City in der Champions League gescheitert ist
Pep Guardiola blickt fassungslos. Gerade hat der Videoassistent dafür gesorgt, dass er wieder in der Champions Legaue  gescheitert ist
© Martin Rickett / DPA
Wieder ist Pep Guardiola in der Champions League gescheitert. Mit Manchester City wiederholt sich das gleiche Drama wie schon bei den Bayern - im Saisonfinale geht seinen Teams international die Puste aus. Die Ursache dafür ist schwer zu ergründen.

Im Moment der Erlösung kam der Videoassistent zum Einsatz und bereitete der Jubel-Party von Manchester City ein brutales Ende. Nur wenige Augenblicke zuvor war Trainer Pep Guardiola wie ein Derwisch an der Seitenlinie herumgetobt und die Spieler knäulten sich zu einer Jubeltraube zusammen, nachdem Raheem Sterling in der dritten Minute der Nachspielzeit das 5:3 im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinales gegen die Tottenham Hotspurs erzielt hatte - der Spielstand hätte den Einzug in das Halbfinale bedeutet.

Doch dann griff sich der türkische Schiedsrichter Cüneyt Cakir ans Ohr - der Videoassistent meldete sich und überprüfte, ob Sergio Aguero vor seinem Zuspiel auf den Torschützen im Abseits gestanden hatte. Er hatte - und die Mannschaft von Manchester City wurde schockgefrostet. Eben noch hatten sie ihre Freude über den vermeintlichen Erfolg nach einem spektakulären Spiel herausgeschrien, jetzt brach die Welt für sie zusammen.

Pep Guardiola: Ja, es ist hart

"Ja, es ist hart, es ist grausam. Aber wir müssen es akzeptieren", sagte Pep Guardiola nach diesem Wahnsinn im eigenen Stadion. Das Spiel endete 4:3 für die himmelblauen Citizens, das war zu wenig nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel. Und dass das Duell mit fünf Toren innerhalb der ersten 21 Minuten eines für die Geschichtsbücher war, tröstete die Verlierer natürlich nicht: Wie um sich selbst zu trösten, betonte der Katalane den Unterhaltungswert für die Fans im Stadion und für die Millionen Zuschauer vor den TV-Bildschirmen: " Es war für jeden ein schönes Spiel." Damit hatte er auf jeden Fall Recht. 

Guardiolas Fairness und die Tatsache, dass sein Team und die Tottenham Hotspurs an diesem denkwürdigen Abend ein großes Spektakel geliefert haben, überdecken jedoch nicht, dass der 48-jährige Trainer wieder einmal in der Königsklasse gescheitert ist. In den drei Jahren als Bayern-Coach war dreimal in Folge im Halbfinale Schluss, mit Manchester City kam das Aus einmal im Achtelfinale und jetzt zweimal nacheinander im Viertelfinale - und das, obwohl ihm jedes Mal hochkarätige Mannschaften zur Verfügung standen. Sein aktueller Kader soll mehr als 600 Millionen Euro gekostet haben und er hat ihn ganz nach seinen Vorstellungen geformt, dennoch flog er wieder vorzeitig aus dem Wettbewerb.

Der Perfektionist weiß nur zu genau, dass ihm allmählich der Makel anhaftet, seinen Teams nicht die nötige Wettkampfhärte und Ausdauer zu vermitteln, die für den Schlussspurt einer Saison auf höchsten Niveau für einen Triumph nötig sind. So lautete schon der Vorwurf zu seiner Bayern-Zeit: im Herbst in Topform und im Frühjahr geht ihm die Puste aus.

Guardiola wird an seinen Erfolgen mit dem FC Barcelona gemessen

Aufhorchen lässt auch die Kritik, die der deutsche Nationalspieler Ilkay Gündogam nach der Hinspiel-Niederlage gegen Tottenham äußerte. Dem Team fehle der Mut, sagte er: "Das darf einer großen Mannschaft nicht passieren - und deswegen sind wir noch keine." Guardiola hatte verärgert reagiert. "Ich kann ihm nicht zustimmen - absolut nicht", konterte Guardiola.

Selbstverständlich mag es auch den hohen Erwartungen liegen, dass Guardiola bei einem Klub wie den Bayern oder Manchester City nur als vollendet gilt, wenn er den größten Titel gewinnt. Aber durch seine Erfolge beim FC Barcelona hat er diese Erwartungen selbst geschürt - und gibt sie selbst immer wieder als Ziel aus, also wird er daran gemessen. Für Guardiola ist das wiederholte Aus im Viertelfinale eine schwere Niederlage.

2009 gewann er gleich in seinem ersten Jahr als Trainernovize die Champions League - das hat vor ihm keiner geschafft. Zwei Jahre später holte er sich erneut den Titel mit seinem katalanischen Herzensklub. Es war eine Jahrhundertmannschaft, der Guardiola seinen Stempel aufdrückte. Für ihn standen Genies wie Lionel Messi, Andres Iniesta oder Xavi auf dem Platz, die seine Spielphilosophie perfekt umsetzten und Guardiola wie einen Über-Trainer haben aussehen lassen.

Ein Sabbatical, zwei Teams und acht Jahre später ist Guardiola ein sehr guter Trainer. Doch die Aura des Trainer-Genies ist verflogen.

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