Cristiano Ronaldo wechselt zum saudischen Klub Al-Nassr FC, bei dem er einen Vertrag für zweieinhalb Jahre unterschrieben hat. Das kolportierte Jahresgehalt soll unglaubliche 200 Millionen Euro betragen, Werbeeinnahmen sind da mit eingerechnet. Das ergibt ein Gesamtvolumen von einer halben Milliarde Euro. Ronaldo lässt sich das letzte Stück Weg seiner ruhmreichen Karriere mit einer irrwitzigen Summe vergolden.
Das kann man unanständig finden oder schulterzuckend hinnehmen. Tatsache ist, dass Ronaldo dem reichen Saudi-Arabien so viel wert ist. Welchen Ruf der Portugiese in der arabischen Welt besitzt, konnte man bei der Weltmeisterschaft in Katar sehen. Jedesmal wenn der Bankdrücker Ronaldo bei den Spielen Portugals eingewechselt wurde, ging ein Raunen durch das Stadion. Dass er in Europa bei keinem Spitzenklub mehr untergekommen ist, weil er seinen sportlichen Zenit überschritten hat, bedeutet nicht, dass sein Ruhm, global betrachtet, verblasst ist.
Würdeloses Verhalten am Ende seiner Karriere
Ronaldo beendet mit dem Wechsel auf die arabische Halbinsel zudem das würdelose Geschehen rund um seine Person, an dem er größtenteils selbst Schuld war. Bei Manchester United spielte er zuletzt keine Rolle mehr, was er wiederum mit peinlichen Auftritten und kindischem Gehabe quittierte. Seiner Suche nach einem neuen Klub im vergangenen Sommer haftete etwas Verzweifeltes an. Da suchte ein alternder Star noch einmal die große Herausforderung, ohne zu erkennen, dass er sportlich längst abgeschrieben war und kein Verein mehr bereit war, ein entsprechendes Gehalt zu zahlen.
Selbstverständlich werfen Kritiker Ronaldo nun vor, dass ein Karriereende in einer sportlich unbedeutenden Liga würdelos sei, zumal er das vor wenigen Jahren für sich selbst ausschlossen habe. Doch die Zeiten ändern sich. So gesehen ist ihm kein Vorwurf zu machen. Am Ende siegte die Einsicht, dass der große Fußball für ihn vorbei ist. Er ist auch nicht der erste, dem es schwerfällt, einfach so mit dem Fußballspielen aufzuhören.
Gier und Skrupellosigkeit
Eine andere Frage betrifft das Thema Sportswashing. Das lässt sich auch im Fall Ronaldo nicht einfach als bedeutungslos aus der Welt reden. Saudi-Arabien fährt wie das kleine Katar eine Strategie, den Ruf des Landes durch sportliche Großereignisse aufzupolieren. Die Formel 1 findet schon längst statt, eine große Golfserie mit einigen Stars wurde aus der Taufe gehoben und jetzt Ronaldo – Saudi -Arabien arbeitet nach Kräften an einem besseren Image. In diesem Lichte betrachtet war das Interview Ronaldos, das er dem Journalisten Piers Morgan gab und das zu seiner Entlassung bei Manchester United führte, möglicherweise eine gezielte Aktion, um den lukrativen Vertrag in Saudi-Arabien zu unterschreiben.
Der Fußballer dürfte eine der Vorzeigefiguren der Bewerbung Saudi-Arabiens für die Weltmeisterschaft 2030 werden (falls sich das Land bewirbt). Lionel Messi steht ebenfalls auf der Gehaltsliste der Saudis. Der Argentinier ist das Gesicht einer Tourismus-Kampagne. In diesem Fall ziehen die ewigen Rivalen also an einem Strang und sind Brüder im Geiste, was Geldgier und Skrupellosigkeit angeht. Das darf und muss man ihnen vorwerfen.