Schalke-Manager Müller "Ich werde hier niemals zurücktreten"

Sportlich am Tiefpunkt, wirtschaftlich vor schwierigeren Zeiten, personell in der Zwickmühle - Schalke droht im hausgemachten Chaos zu versinken. Das Heimspiel gegen Köln am Freitag wird zum "Endspiel" für Trainer Rutten und Manager Müller. Freiwillig will der Manager aber nicht gehen.

Gleichzeitig wächst der Druck auf die Mannschaft, die jeden Beweis ihre angeblichen Klasse schuldig bleibt und das Führungsduo im Stich lässt. Eine Schlappe gegen Köln könnte das Pulverfass zur Explosion bringen. Doch an seine mögliche Ablösung denkt Rutten nicht. "Darüber ist schon einige Mal spekuliert worden. Ich habe mich daran gewöhnt und beschäftige mich nicht weiter damit", sagte der Coach am Donnerstag.

"Müller bettelt um Rauswurf", interpretierte die "Bild"-Zeitung Müllers Äußerungen nach der Pokal-"Katastrophe" (Rutten) in Mainz, nachdem er den zaudernden Aufsichtsrat zu einem klaren Wort aufgefordert hatte. Freiwillig, das machte der 46-jährige Müller im "kicker"-Interview deutlich, werde er sein Büro nicht räumen: "Eines steht felsenfest: Ich werde hier niemals zurücktreten."

Die Schockstarre nach der sportlichen Bankrotterklärung am Mainzer Bruchweg hat alle im Verein erfasst. Gefragt nach seiner Zukunft, beklagte der seit Monaten im Epizentrum der Kritik stehende Müller die fehlende Rückendeckung durch die Clubbosse. "Entweder man hat ein klares Bekenntnis zur sportlichen Führung, oder man hat keines. Alle im Verein haben die Pflicht, sich in einer solch schwierigen Situation Gedanken zu machen. Nur müssen die Gedanken irgendwann einmal auch enden. Dann muss man zu einem Ergebnis kommen und sagen, entweder machen wir mit Trainer und Manager weiter oder man zieht die Reißleine und sagt, man macht nicht weiter", so Müller.

"Betroffen über die Vorstellung in Mainz"

Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies macht - wie alle Beteiligten - eine unglückliche Figur in einem unsäglichen Spiel, das zur quälenden Hängepartie werden könnte. Weder Präsident Josef Schnusenberg, der Rutten und seinem Vorstandskollegen Müller noch vor zwei Wochen eine "Jobgarantie" über diese Saison hinaus gab, noch der mit ihm beruflich verbandelte Tönnies geben ein klares Bekenntnis.

Stattdessen gibt es nichtssagende Äußerungen. "Wirklich betroffen über die Vorstellung in Mainz" sei er, so Tönnies. "Wir im Aufsichtsrat werden uns in den nächsten Tagen genau überlegen, wie wir sportlich wieder auf die Beine kommen. An diesem Wochenende wird es keine Entscheidungen darüber geben. Alles Weitere will ich nicht kommentieren", sagte der Fleischfabrikant. Das Problem: Keiner weiß, ob eine Entlassung des Duos Rutten/Müller positive Folgen hätte. Oder ob sich ein Durchhalten am Ende noch auszahlen könnte. Zudem sind weit und breit keine adäquaten Alternativen in Sicht.

Erschwerend ist, dass sich die treuen Fans, eigentlich das höchste Gut "auf Schalke", in Scharen und mit Grausen abwenden. Der Frust über den Niedergang ist so groß, dass sogar die Lust aufs Feiern verflogen ist. So wurde eine für den 4. April geplante Riesenparty zum 30-jährigen Bestehen des Schalker Fan-Club-Verbandes (SFCV) abgeblasen. "Wir hätten sehr gerne mit den Anhängern und der Mannschaft an diesem Tag gemeinsam gefeiert", erläuterte der SFCV- Vorsitzende Rolf Rojek. "Aber uns allen ist derzeit einfach nicht zum Feiern zumute. Das ist zwar schade und traurig, aber leider die Realität." Darüber hinaus zeichnete sich am Donnerstag eine Protestaktion der "Ultras" und "Supporters" beim Spiel gegen Köln ab.

Rutten will kämpfen

"Gerade jetzt brauchen wir die Fans. Ich hoffe, sie unterstützen uns", sagte Rutten, der eine "positive Reaktion" der Mannschaft fordert. Doch wie er in dieser vergifteten Atmosphäre die von Selbstzweifeln gequälte Elf vernünftig auf die Partie vorbereiten soll, ist sogar dem Niederländer ein Rätsel. "Es ist zwar schwierig, die Mannschaft nach solch einer Enttäuschung wie in Mainz wieder auf die nächste Aufgabe in der Bundesliga vorzubereiten, aber das müssen wir", sagte Rutten. Wie Müller gibt er nicht auf: "Ich bin ein Kämpfer und sehe meine Arbeit hier noch nicht als beendet an."

DPA

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FC Schalke.04: Neuer - Rafinha, Höwedes (Krstajic), Bordon, Kobiaschwili - Jones - Rakitic, Westermann - Farfan, Kuranyi, Sanchez

1. FC Köln: Mondragon - Brecko, Geromel, Mohamad (McKenna), Matip - Petit, Pezzoni - Brosinski, Vucicevic, Ehret - Novakovic

Schiedsrichter: Perl (München)

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