U21-Nationalmannschaft "Keine rassistischen Ausdrücke gebraucht"

Die Spieler der deutschen U21-Nationalmannschaft haben die Rassismus-Vorwürfe der Engländer zurückgewiesen. Es habe lediglich "heftige verbale Auseinandersetzungen gegeben".

Die deutschen U 21-Nationalspieler haben bestürzt auf die gegen sie erhobenen schweren Rassismus-Vorwürfe englischer Nachwuchskicker reagiert und diese energisch zurückgewiesen. Bei einer ersten Befragung durch Trainer Dieter Eilts widersprachen alle bis zum Mittwochabend erreichbaren Akteure den englischen Darstellungen, wonach die dunkelhäutigen Spieler Micah Richards und Anton Ferdinand am Dienstagabend beim 2:0-Sieg im EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland Opfer rassistischer Schmähungen durch deutsche Spieler geworden seien.

Unter anderen wies Aaron Hunt von Werder Bremen die in englischen Medien erhobene Beschuldigung zurück, er habe Richards und Ferdinand als "Affen" beschimpft. "Ich habe keine rassistischen Ausdrücke gebraucht. Natürlich hat es in diesem Spiel von beiden Seiten einige heftige verbale Auseinandersetzungen gegeben, aber so etwas passiert in jedem Spiel", erklärte Hunt am Mittwoch. Er zeigte sich befremdet darüber, in eine rassistische Ecke gedrängt zu werden: Er habe eine Woche lang mit Kevin-Prince Boateng das Zimmer geteilt. "Er ist ein farbiger Spieler. Das sagt hoffentlich genug", erklärte Hunt.

Telefonischer Rundruf von Eilts

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte Eilts nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit einem telefonischen Rundruf beauftragt. "Wir nehmen die Vorwürfe genauso ernst wie bei anderen Vorkommnissen dieser Art und prüfen sie deshalb auf ihren Wahrheitsgehalt", erklärte DFB- Mediendirektor Harald Stenger.

Der englische Verband FA kündigte an, die Europäische Fußball- Union (Uefa) in den nächsten Tagen über die Vorkommnisse zu informieren. "Die Sache liegt in den Händen der FA. Sie wird damit in angemessener Art und Weise umgehen", sagte der bei West Ham United unter Vertrag stehende Ferdinand.

"Das muss untersucht werden. Wenn etwas vorgefallen ist, wird das Konsequenzen haben. Über eine Bestrafung muss die Disziplinar- Kommission entscheiden. Ich will nicht über das Ergebnis spekulieren. Aber Rassismus ist eine ernste Angelegenheit", sagte UEFA-Präsident Lennart Johansson dem englischen Radio-Sender BBC.

Uefa-Stellungnahme steht noch aus

Die möglichen Sanktionen bei rassistischen Vorkommnissen reichen von individueller Bestrafung über Geldstrafen bis zum Ausschluss von Mannschaften aus dem Wettbewerb. Offiziell will die Uefa zu dem Fall aber erst Stellung beziehen, wenn sie den Bericht des tschechischen Schiedsrichters Jaroslav Jara erhalten hat.

Bereits am späten Dienstagabend hatte der deutsche Kapitän Stefan Kießling nach Befragen durch DFB-Delegationsleiter Wolfgang Holzhäuser erklärt, derartige Vorfälle nicht bemerkt zu haben. Zuvor war Holzhäuser über die Rassismus-Vorwürfe der englischen Spieler informiert worden. Vor Beginn der Partie hatten sich beide Mannschaften vor einem UEFA-Transparent mit der Aufschrift "Kein Rassismus" fotografieren lassen.

In deutschen Stadien war es zuletzt mehrfach zu rassistischen Vorfällen gekommen. Nationalspieler Gerald Asamoah war im DFB- Pokalspiel mit Schalke 04 beim FC Hansa Rostock II von Fans beschimpft worden. Ähnliches spielte sich in der Bundesliga-Partie Alemannia Aachen gegen Borussia Mönchengladbach ab, in der die Spieler Kahé und Moses Sichone mit Schmährufen bedacht wurden. Der DFB hatte als Reaktion darauf Strafen gegen die Vereine verhängt und eine groß angelegte Kampagne gegen Rassismus gestartet.

DPA
Eric Dobias/DPA

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema