Vor einem Jahr verloren die Bayern das Champions-League-Finale gegen Inter Mailand mit 0:2. In diesem Jahr treffen die beiden Mannschaften schon im Achtelfinale (ab 20.45 Uhr im stern.de-Liveticker und auf Sat.1) der Königsklasse des Fußballs aufeinander. Vor der Final-Revanche von 2010 beantworten wir fünf Fragen, die die Fans bewegen.
Wie sieht die Taktik der Bayern aus?
Hinten reinstellen und über Robben und Ribéry kontern -oder Druck machen und die eigene Defensive stärken, indem man Inter möglichst wenig Ballbesitz lässt? Trainer Louis van Gaal wird sich eher für die zweite Variante entscheiden, zumal auch Inter zuletzt nicht sicher stand und überflüssige Gegentore kassieren musste. Und selbst, wenn die Bayern mit maximal einem Tor Unterschied verlieren sollten, aber selber eines schießen, hat man immer noch gute Chancen, ins Viertelfinale einzuziehen.
Hält die wacklige Bayern-Abwehr?
Das ist die Gretchenfrage in diesem Champions-League-Achtelfinale. Louis van Gaal hat nach zwei Dritteln der Saison immer noch keine Stammformation für seine Viererkette gefunden. Vor allem auf der linken Seite drückt es. Hier muss Neuzugang Luiz Gustavo regelmäßig aushelfen, obwohl der sich im defensiven Mittelfeld wohler fühlt. Rechts verteidigt der seit Wochen formschwache Philipp Lahm. Das Hauptproblem befindet sich aber in der Mitte. Anatoliy Tymostchuk grätscht zwar wie Dieter Eilts, ist aber zu langsam. Völlig von der Rolle ist derzeit Holger Badstuber, der sowohl in Köln als auch beim 3:1-Auswärtserfolg der Bayern in Mainz patzte. Vor allem die Innenverteidigung muss sich steigern.
Steht die Erfahrung im Tor - oder das Talent?
Thomas Kraft soll trotz seiner im Spiel gegen Mainz erlittenen Schädelprellung gegen Inter spielen. "Er ist unsere Nummer eins, nicht Jörg Butt", erklärt Louis van Gaal. Aber ist der 22-Jährige dem Druck auch gewachsen? Es wird der erste große Auftritt für diesen jungen Keeper, der in Rom und Basel zwar die Champions League schon kennenlernte, nun aber erstmals in ein K.-o.-Spiel geht. Vor allem gute Reflexe zeichnen ihn aus. Beim Herauslaufen und bei hohen Bällen offenbart Kraft aber immer wieder Schwächen, wie es typisch ist für viele Nachwuchskeeper. Kraft braucht in Mailand gute Nerven, eine überdurchschnittliche Leistung und vielleicht auch etwas Glück. Zweifel bleiben.
Wer spielt neben Schweinsteiger im defensiven Mittelfeld der Bayern?
Drei Kandidaten kommen in Frage: Danijel Pranjic, Andreas Ottl sowie Toni Kroos. Zuletzt vertraute Louis van Gaal dem Kroaten Danijel Pranjic, aber eine Dauerlösung kann das eigentlich nicht sein. Der Dauerläufer gewinnt kaum Zweikämpfe und kann ein Spiel nach Balleroberung von hinten nicht aufbauen, geschweige denn lenken. Auch Andreas Ottl ist, anders als Bastian Schweinsteiger, spielerisch arg limitiert und eher ein Zerstörer. Vieles spricht deshalb für den wiedergenesenen "Kreativen" Toni Kroos, der in Mainz sein Comeback feierte und beim Coach höchste Wertschätzung genießt. "Egal wo - für mich ist Kroos ein Stammspieler. Er ist auf vielen Positionen einsetzbar, am stärksten sehe ich ihn im defensiven Mittelfeld", sagt Louis van Gaal. Aber vielleicht kommt der Einsatz im Guiseppe-Meazza-Stadion nach seiner Verletzung noch zu früh. Dann wäre Folgendes denkbar: Luiz Gustavo und Danijel Pranjic tauschen die Positionen. Schon gegen Mainz beorderte der Trainer den Brasilianer nach 30 Minuten von links in die Mitte - Gustavo lieferte sein bestes Saisonspiel für die Bayern ab.
Wer ist entscheidend - Ribéry oder Robben?
Arjen Robben wurde im Finale von Madrid wechselweise von Chivu bzw. Cambiasso über die gesamte Spieldauer permanent attackiert. Das war damals ein einfaches, aber effektives Rezept. Franck Ribéry war im letzten Champions-League-Endspiel wegen einer umstrittenen Roten Karte gesperrt. Umso mehr dürfte der Franzose brennen - und die Bayern brauchen seine Genialität in diesem Spiel vielleicht sogar noch ein Stückchen mehr als Robbens High-Speed-Dribblings, auf den sich Inters Verteidigung bereits eingestellt hat. Chivu und Cambiasso spielen auch diesmal. Ribéry, gegen Mainz bester Bayern-Spieler, ist endlich wieder ganz fit - und Inter hat möglicherweise noch kein Rezept gegen ihn. Aber seit zwei Jahren hat er nun international schon keine Bäume mehr ausgerissen. Er muss endlich wieder "liefern".
Auf wen müssen die Bayern besonders achten?
Diego Milito, Doppeltorschütze aus dem Champions-League-Finale 2010, fehlt, aber das bedeutet für die Bayern keine Entwarnung. Inters Trainer Leonardo setzt auf Kameruns Nationalstürmer Samuel Eto'o als einzige Spitze. Mit 15 Toren in 23 Serie-A-Spielen und einer grandiosen Champions-League-Bilanz von sieben Toren in sechs Einsätzen ist der 1,80 Meter große Angreifer in dieser Saison mit großem Abstand Inters Stürmer Nummer eins. Neben Eto'o gilt es für die Münchener Defensive, Inters Mittelfeldstar Wesley Sneijder in den Griff zu bekommen. Über den niederländischen WM-Star läuft jeder Angriff, Sneijders Standards sind darüber hinaus sehr gefährlich. Apropos Standards: Obacht vor den Freistößen von Dejan Stankovic.