Betroffenheit im WM-Land Südafrika Die Kolonialmächte sind zurück

Bei der ersten Fußball-WM in Afrika stehen mit Spanien und Holland zwei Länder mit problematischer Kolonialgeschichte im Finale. Im WM-Gastland löst diese Kombination besonderes Unbehagen aus. Vor mehr als 350 Jahren leiteten Holländer dort die weiße Besiedlung ein.

Es hätte so schön kommen können: Ein siegreiches afrikanisches Team stemmt nach dem Finale der ersten Fußball-Weltmeisterschaft in Afrika den goldenen FIFA-Pokal in die Höhe. So hatten es sich die Gastgeber erträumt. Doch nun sind nicht nur alle kontinentalen Pokalträume verpufft, sondern aus afrikanischer Sicht auch noch zwei Teams mit problematischer Kolonialvergangenheit im Finale. Spanien und die Niederlande werden am Sonntag um den Titel kämpfen. "Mein Gott - ich habe gerade erst verstanden, wer da bei uns im Finale steht!", entfuhr es einer schwarzen südafrikanischen Rundfunk-Moderatorin.

Denn die Beziehungen zwischen Südafrikanern und Holländern reichen lange zurück und waren nicht immer konfliktfrei. Immerhin stammt ein Großteil der weißen Bevölkerung Südafrikas von niederländischen Siedlern ab, und die standen am Anfang der weißen Besiedlung Afrikas. Der Holländer Jan van Riebeeck hatte 1652 im heutigen Kapstadt einen Stützpunkt für die Flotte der niederländischen Ostindien- Handelskompagnie gegründet. Daraus entwickelten sich später Siedlungen, deren Bewohner sich aus Holländern, Deutschen und Franzosen zusammensetzten - die Buren.

Ihre Sprache Afrikaans ist noch heute weit verbreitet im Land und wird von einem Großteil der Bevölkerung gesprochen. Doch eben diese Sprache war es auch, die einst zum Schüleraufstand in Soweto führte - dort, wo heute mit dem Soccer City-Stadion der Schauplatz des WM- Finales steht. Die Jugendlichen hatte sich mit ihrem Protest gegen die verbindliche Einführung der verhassten Sprache des Apartheid- Systems an ihren Schulen gewehrt - es war die Geburtsstunde des Aufstands gegen die institutionalisierte Rassentrennung. Die Buren und die Apartheid-Ära sind in den Köpfen vieler Südafrikaner bis heute noch untrennbar verknüpft.

Fan-Banner wie: "Die Kaap is weer oranje" - "das Kap ist wieder orange" lösen daher vor allem bei der älteren schwarzen Bevölkerung Unbehagen aus. Die Vorstellung, dass wahrscheinlich sogar Volksheld Nelson Mandela den früheren Kolonisatoren den WM-Pokal überreichen könnte, wird als besonders pikante Note der Geschichte gesehen. Während die Spanier eine lange Kolonialgeschichte in Lateinamerika haben, gelten sie aus afrikanischer Sicht jedoch noch eher als eine Art entfernte Verwandte. Sie sind geografisch dem Kontinent am nächsten und hätten historisch auch zahlreiche Berührungspunkte mit Afrika gehabt. Zudem, so gaben südafrikanische Berichterstatter zu bedenken, haben sie auch einen dunkleren Teint als andere Europäer.

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Ralf E. Krüger, DPA

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