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Presseschau: Merci la France! Frankreich attackiert Islamisten in Mali

In Mali kämpft die frühere Kolonialmacht Frankreich gegen vorrückende Islamisten. Rückendeckung bekommen die Franzosen nicht nur von London und Washington, sondern auch von der einheimischen Presse.

Seit Freitag kämpfen französische Soldaten auf der Seite der malischen Regierungstruppen, um den Vormarsch der Islamisten in dem westafrikanischen Mali zu stoppen. Der ehemalige Vorzeigestaat soll vor einem Abrutschen zu einem terroristischen Regime gerettet werden.

Im Kampfeinsatz gegen die islamistischen Rebellen erhält Frankreich Unterstützung von westlichen Staaten. Großbritannien kündigte am Samstagabend an, logistische Hilfe zu leisten. Britische Flugzeuge sollen Truppen und Ausrüstung nach Mali transportieren. Auch die USA haben Unterstützung angeboten.

Französische Kampfjets konnten bei ihrem Einsatz bereits die islamistischen Rebellen zum Rückzug aus der Stadt Konna zwingen. Im Zuge der Kämpfe um die strategisch wichtige Stadt gab es jedoch sowohl auf der Seite der Regierungstruppen als auch in den Reihen der Rebellen Verluste. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Mali sagte der Nachrichtenagentur Reuters, es gebe "viele Tote auf beiden Seiten". Mehr als 100 Menschen sollen bei den Luftangriffen getötet worden sein.

Trotz der Verluste begrüßt die französische Presse den Militäreinsatz. Auch die Schweiz ist von der neuen französischen Rolle als Weltpolizist angetan. Das ungewisse Schicksal der französischen Geiseln bleibt jedoch ein Wermutstropfen.

Frankreich: "Libération"

Die linksliberale Pariser Zeitung "Libération" kommentiert am Samstag die Entsendung französischer Truppen nach Mali im Kampf gegen islamistische Rebellen:

"Dies kann ein Wendepunkt in der fünfjährigen Amtszeit von François Hollande sein. Er hat mit der Entscheidung über eine Militäraktion in Mali die Gelegenheit genutzt, um sich an der außenpolitischen Front entschlossen zu zeigen. In Mali schwebt die Bevölkerung in großer Gefahr, da islamistische Rebellengruppen bereits zwei Drittel des Landes kontrollieren. Im Herzen Afrikas könnte ein terroristischer Staat entstehen. Hollande hat angesichts dieser Bedrohung nicht gezögert. Er hat sich damit in spektakulärer Weise die Unterstützung fast der gesamten internationalen Gemeinschaft gesichert. Afrika, Europa, die USA und sogar Russland haben die Entschlossenheit Frankreichs begrüßt."

Frankreich: "Dernières Nouvelles d'Alsace"

Die französische #link;http://www.dna.fr/actualite/2013/01/13/raids-aeriens-francais-en-cours-contre-les-islamistes-au-mali;Regionalzeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace"# (Straßburg) kommentiert am Sonntag den französischen Militäreinsatz in Mali:

"Die Intervention Frankreichs ist legitim und wird international fast einhellig begrüßt. Ohne die bereits gestarteten Offensiven wären die Islamisten bereits auf dem Weg nach Bamako. Dies wäre eine Bedrohung für ganz Westafrika. Nachbarstaaten wie Niger und Burkina Faso haben das begriffen und deshalb angekündigt, Kampftruppen zu entsenden. Keine Antwort gibt es bisher auf die Fragen, wie lang der französische Einsatz dauern soll, welche weitere Mittel dafür einsetzt werden sollen und auf welche Unterstützung Paris rechnen kann. Hoffentlich wird der Preis nicht zu hoch, den die französischen Soldaten für den Einsatz im Kampf gegen den Terrorismus zahlen müssen."

Frankreich: "Le Monde"

Die unabhängige französische #link;http://www.lemonde.fr/;Tageszeitung "Le Monde"# kommentiert am Sonntag das Schicksal französischer Geiseln in Mali angesichts des Militäreinsatzes Frankreichs:

"Der französische Militäreinsatz in Mali wurde durch die Staatsräson vorgegeben. Die Gründe dafür sind verständlich. Angesichts der Bedrohung für das Land gab es wohl keine Alternative. Doch dabei geriet das Schicksal der sieben französischen Geiseln, die in Mali festgehalten werden, in den Hintergrund. Die vorherigen Bemühungen um ihre Freilassung gegen ein Lösegeld wurden wohl fallengelassen. Hat man die Geiseln einfach ihrem Schicksal überlassen? Man kann nur bedauern, dass nicht alles für ihre Freilassung unternommen wurde, bevor über den Militäreinsatz entschieden wurde."

Schweiz: "Neue Zürcher Zeitung am Sonntag"

Die "Neue Zürcher Zeitung am Sonntag" kommentiert den französischen Militäreinsatz in Mali:

"Die Gefahr besteht, dass sich die der Kaida nahestehenden Rebellen in der ganzen Sahelzone festsetzen könnten und so ein "Somalia in der Sahara" schaffen: ein unkontrolliertes Territorium, das Terroristen als Basislager dient. Der Weg von dort nach Europa ist kurz: Ein Katzensprung nach Nordafrika, eine Bootsfahrt bis Italien, und schon sind die Übeltäter in Europa. Dass Frankreich jetzt offenbar gewillt ist, die Rolle des Weltpolizisten in dieser Region zu übernehmen, ist erfreulich. Auch die Schweiz darf sagen: Merci la France!"

Ellen Ivits mit DPA/Reuters Reuters

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