Der unermüdliche Kampf der Mediziner um Mittelfeldchef Bastian Schweinsteiger wurde belohnt - aber auch die Rückkehr von Miroslav Klose war Gold wert. Nach seiner verbüßten Sperre schoss der 32 Jahre alte Münchner beim 4:1 (2:1)-Triumph im fesselnden Fußball-Klassiker von Bloemfontein gegen England sein 50. Tor für Deutschland und kann nun im WM-Viertelfinale sein 100. Länderspiel bestreiten. "Ich wollte es mir beweisen", sagte Klose.
Und Schweinsteiger? Der Mittelfeldchef war nach der Zitterpartie um seine Fitness der von Joachim Löw erhoffte "Motor" des deutschen Spiels. "Wir hatten eine gute Taktik, jeder hat mitgemacht", sagte der Münchner. Er bereitete zudem blendend das erste der beiden Tore des ebenfalls überragenden Thomas Müller vor. "Natürlich gibt uns das Selbstvertrauen für das nächste Spiel", sagte Schweinsteiger.
Nach seiner "dummen" Gelb-Roten Karte gegen Serbien hatte Klose beim 1:0-Zittersieg gegen Ghana als Zuschauer 90 Minuten "gelitten", wie Bundestrainer Löw beobachtet hatte. Darum war der Torjäger in einer Bringschuld gegenüber dem Team im England-Spiel, so Löw: "Er hat das sehr bereut, dass er Gelb-Rot gekriegt hatte."
Klose, der wieder für den verletzten Cacau (Bauchmuskelzerrung) in die Startelf rutschte, war hochmotiviert im Free State Stadium. Er entwischte John Terry und Matt Upson immer wieder, auch beim 1:0, als er sich nach dem langen Abschlag von Torhüter Manuel Neuer in Weltklasse-Manier durchsetzte und mit dem Außenrist einschob (20.). "Ich weiß, dass Manuel einen langen Schlag hat. Ich habe es dann gut umgesetzt", kommentierte Klose sein Tor. Elf Minuten später scheiterte er dann frei vor Torwart David James. Mit nun 12 WM-Toren könnte der 32-Jährige bei seiner dritten WM den deutschen Rekordschützen Gerd Müller (14) in Südafrika überflügeln.
Auch Schweinsteigers Einsatz war wertvoll. Das "Grüne Licht" hatte es für den 25-Jährigen Münchner nach einer Oberschenkelblessur erst kurz vor dem Anpfiff gegeben - ebenso wie bei Jérome Boateng (Wadenverhärtung), der lediglich beim 1:2 von Upson einmal patzte.
Beim Anschwitzen der Nationalspieler am Vormittag absolvierten Schweinsteiger und Boateng einen letzten Test. Ein Restrisiko blieb dennoch - wie immer bei Muskelproblemen. Aber Löw wagte das Risiko - aus gutem Grund: "Bastian ist das Herz dieser Mannschaft, der Motor im Mittelfeld", beschrieb Löw selbst die Bedeutung des Münchners.
Schweinsteiger ging beherzt in die Zweikämpfe mit dem englischen Alphatier Frank Lampard. Abmelden konnte er den starken Lampard nicht, aber er bekämpfte ihn. Wie immer hatte Schweinsteiger auch die meisten Ballkontakte. Früh leitete er die erste Großchance von Mesut Özil ein (5.), überlegt legte er Müller das Tor zum 3:1 auf (67.).
Beim 1:0 am vorigen Mittwoch gegen Ghana hatte sich Schweinsteiger am rechten Oberschenkel verletzt. Sofort setzte eine Rund-um-die-Uhr- Behandlung der Teamärzte und Physiotherapeuten ein. "Bastian ist ein großer Kämpfer", lobte Kapitän Philipp Lahm den Teamkollegen, der sogar die kompletten 90 Minuten durchhielt.
Nur ein Tor, das Klose gelang und auch er sich gewünscht hatte, blieb Schweinsteiger auch im vierten WM-Spiel versagt. Egal, nur der Sieg und das Weiterkommen zählten. "Tore müssen die Offensiv-Spieler machen." Klose, Lukas Podolski und der sogar zweimal treffende Müller erfüllten die Anweisung des Chefs.