Miroslav Klose ist niemand, der es sich leicht macht. Auch nicht mit seinem ersten Job als Cheftrainer beim kleinen SCR Altach in Österreich. In der vergangenen Saison wäre der Verein aus der 7000-Einwohner-Gemeinde fast abgestiegen. Es gibt vielversprechendere Orte, um eine Karriere als Cheftrainer zu starten, der irgendwann hoch hinaus will.
Doch Klose tickt nicht so. Das liegt vielleicht an seinem Lebensweg. Mit sieben Jahren kam er mit seiner Familie als polnischer Aussiedler nach Deutschland. Er absolvierte eine Zimmermannslehre, spielte noch mit 19 Jahren in der Bezirksliga (beim berühmten Blaubach-Diedelkopf) und schaffte mit 22 Jahren den Sprung in die Fußball-Bundesliga zum 1. FC Kaiserslautern.
Er galt als lernbegierig, als einer, der sich immer verbessern möchte, gleichzeitig als ruhiger Zeitgenosse und als Teamplayer mit einem unglaublichen Torinstinkt. Klose verkörperte das Gegenteil des Blink-Blink-Profis, bodenständig, ein Familienmensch. So legte er eine Weltkarriere hin. Er spielte für Werder Bremen, den FC Bayern und Lazio Rom und beendete erst im Alter von 38 Jahren seine Laufbahn. In dieser Zeit schoss er sich zum Rekordtorschützen der deutschen Nationalelf (71 Treffer), zum WM-Rekordtorschützen (16) und wurde im Alter von 36 Jahren Weltmeister.
In Altach kann Miro Klose in Ruhe angeln
Außerdem angelt Klose gern und braucht manchmal seine Ruhe, um abzuschalten. So gesehen passt es ganz gut, dass der 44-Jährige jetzt seinen ersten Job als Cheftrainer in der österreichischen Fußball-Provinz antritt. Beim SCR Altach wollen sie einen Neustart wagen, und das mit dem großen Namen Klose.
Klose ist immer (siehe oben) seinen eigenen Weg gegangen. Nach seinem Karriereende überstürzte er nichts, sondern plante in aller Ruhe die nächsten Schritte zum Trainerjob. Drei Jahre lang trainierte er die U17 des FC Bayern, bevor er unter Hansi Flick zum Co-Trainer wurde. Klose hätte Flick zur Nationalelf folgen können, entschied sich aber dagegen: "Co-Trainer wäre der bequemere Weg, und den will ich nicht gehen", hatte er zuletzt verkündet. Ein Jahr setzte er wegen einer Thrombose-Erkrankung ganz aus, jetzt also der SCR Altach.
Bei seiner Vorstellung in Österreich klang er sehr selbstbewusst: "Ich bin überzeugt, dass wir recht schnell nach vorne kommen werden", verkündete er: "Ich setze mich sehr unter Druck. Ich habe klare Vorstellungen."
Als neuer Chefcoach versprüht Klose viel Optimismus
Einfach dürfte sein Einstieg als Chefcoach kaum werden. Die Fast-Abstiegssaison "hat Spuren hinterlassen", räumte Altachs Geschäftsführer Christoph Längle ein. Doch Klose selbst empfindet dies weniger als Bürde denn als Motivation. Auf seiner ersten Pressekonferenz als Cheftrainer versprühte er Optimismus und klang fast schon euphorisch. "Ich bin hier und freue mich unheimlich", sagte der 44-Jährige und sprach wiederholt von einem "riesen Gefühl".
Dabei ist Klose die Wirkung seines Namens auf das Umfeld durchaus bewusst. "Ich hatte bei den Gesprächen von Anfang an ein super Gefühl. Hier wollen die Leute, dass etwas entsteht", sagte der Weltmeister von 2014.
Mit Material von DPA