Wieder war es eine lange Nacht. Erst musste Argentinien gegen die Schweiz nachsitzen, um den Einzug in das Viertelfinale perfekt zu machen. Dort trifft die Albiceleste auf Belgien, das gegen die USA ebenfalls mehr als 90 Minuten brauchte. Die Amerikaner kämpften aufopferungsvoll und machten es am Ende nochmal richtig spannend. Die Bilanz der Achtelfinals sind eindeutig: Alle Gruppenersten setzten sich durch. Übrigens: Fünf Verlängerungen in einem WM-Achtelfinale gab es zuletzt 1938. Auch in diesem Punkt ist Brasilien also ein außergewöhnliches Turnier.
So liefen die Spiele
Argentinien - Schweiz 1:0 n. V. - Hier geht's zum Spielbericht
Belgien - USA 2:1 n. V. - Hier geht's zum Spielbericht.
Dieses (Nicht-)Tor sollten Sie (nochmal) sehen
Diesmal gibt es in dieser Kategorie kein Tor, sondern nur ein Fast-Tor. Denn es war schon ein ganz besonderes Pech, als der Schweizer Nationalspieler Blerim Dzemaili in der Nachspielzeit der Verlängerung den Ball nur an den Pfosten köpfte statt ins Tor der Argentinier. Der verpasste Ausgleich besiegelte endgültig das Ende einer großen Trainerkarriere. Denn mit dem Aus für die Schweizer endet die Laufbahn von Nationalcoach Ottmar Hitzfeld, der sich in den Ruhestand verabschiedet. Mehr dazu weiter unten.
Der Aufreger des Abends
Ach, die Aufregung war in den letzten Tagen groß in Brasilien. Der Oberschenkel! Das Knie! Wie geht es Neymar, dem brasilianischen Volkshelden und mit Abstand wichtigsten Spieler der Seleção? Auch am Dienstag trainierte er nicht mit der Mannschaft. Dafür planschte er entspannt im Pool und radelte gut gelaunt mit Kumpel Marcelo durch die Gegend. Also, was denn nun? Alles gar nicht so schlimm, vermeldeten die Brasilianer schließlich. Angeblich soll er am Mittwoch wieder voll ins Training einsteigen. Wir lassen uns überraschen.
Gewinner des Abends
Ganz klar: Tim Howard. Auch wenn er mit seinen Jungs das Spiel gegen Belgien verlor und aus dem Turnier flog - der Mann lieferte einen hinreißenden Auftritt. Vollkommen zu Recht wurde er zum Man of the Match gekürt. Der Mann mit dem Tourette-Syndrom trieb die Belgier fast bis zur Verzweiflung und ließ die Herzen der Fußball-Fans weltweit höher schlagen (außer die der Belgier). Ihm war es zu verdanken, dass sich die USA in die Verlängerung retteten. Mit Romelu Lukaku, dem Torschützen zum 2:0, spielt Howard zusammen beim FC Everton in der Premier League. Der wusste also, wie schwer es gegen den 35-Jährigen werden würde. Nach dem Schlusspfiff gab es eine herzliche Umarmung.
Verlierer des Abends
Dass seine große Karriere mit einer Niederlage enden würde, davon war auszugehen. Ansonsten hätte Ottmar Hitzfeld der Schweiz mindestens Platz drei oder den WM-Titel schenken müssen. Doch dieses 0:1 gegen Argentinien in der 118. Minute war ein trauriger Abgang für den großen Trainergeneral. Zwei Champions-League-Titel, 1997 mit Borussia Dortmund und 2001 mit dem FC Bayern, Meisterschaften und Pokalsiege – nun ist die Karriere Hitzfelds beendet. Der 65-Jährige fühlte sich angesichts der Dramatik an das Champions League Finale 1999 erinnert, als er mit Bayern in den letzten Sekunden 1:2 gegen Manchester United verloren hatte. "Das war heute ähnlich", meinte Hitzfeld. "Jeder Moment bleibt in Erinnerung, solche Emotionen erlebt man nur im Fußball. Aber heute war ein gewaltiger Moment. So kann man sich erhobenen Hauptes von der Fußball-Bühne verabschieden." Da stimmen wir zu! Hitzfeld ist zwar Verlierer des Abends, dennoch ein großer Gewinner. Auf Wiedersehen, Ottmar!
Das sagt das Stern_Sofa
So hat das Stern_Sofa die Begegnungen im WMWohnzimmer gesehen.
Bild des Abends
Die Begeisterung über den Einzug ihres Teams kannte in den USA keine Grenzen. In Chicago entschlossen sich die Behörden dazu, die Fanmeile fürs Public Viewing kurzfristig ins Soldier Field zu verlegen. In dem Stadion spielen die normalerweise die Football-Profis der Chicago Bears. Es passen knapp 60.000 Menschen hinein. Am Ende mussten die Fans dann doch das Ausscheiden ihres Teams in der Verlängerung verwinden. Platz genug dürften sie gehabt haben.
Tweet des Abends
Projekt Eistonne, die erste! Per Mertesacker, dem sein pampiges ZDF-Interview zu neuer Popularität verholfen hat, lässt seinen Worten Taten - und auch einen Tweet folgen.
Wie läuft's bei Deutschland?
Ruhig. Der Tag nach dem Achtelfinale gegen Algerien stand ganz im Zeichen der Regeneration. Kein Training, keine Taktikbesprechung, einfach mal runterkommen und das Weiterkommen genießen. Zusammen mit Freunden und der Familie, denn am Pflegetag öffnete der DFB das Campo Bahia auch für die Begleiter der Spieler. Wie Per Mertesacker den Tag verbracht hat, wissen wir ja bereits (siehe oben).
In der Nacht zum Donnerstag bricht das Team von Bundestrainer Joachim Löw dann schon wieder zum Finalort Rio de Janeiro auf. Im Maracanã-Stadion wartet am Freitag Viertelfinalgegner Frankreich.
Zuvor steht leichtes Regenerationstraining auf dem Programm. "Wir müssen mehr als hundert Prozent geben, um die Franzosen schlagen zu können", sagt Torhüter Manuel Neuer, der heute gemeinsam mit André Schürrle auf dem DFB-Presse-Podium Platz nimmt.
Das dürfen Sie heute nicht verpassen
Das Abendessen mit ihrer Frau. Den Film im Kino an der Ecke. Das Konzert im Club auf dem Kiez ... In Sachen Fußball zumindest gibt es nichts, was sie verpassen könnten. Die WM macht zwei Tage Pause bis zu den Viertelfinalspielen. Am Freitag trifft dann Deutschland auf Frankreich und Brasilien spielt gegen Kolumbien. Samstag heißt es Argentinien gegen Belgien und die Niederlande erwartet Costa Rica.
Alle Spiele können Sie im stern-Liveticker und mit dem Stern_Sofa verfolgen.