Es war schon ein fauler Kompromiss, und nun soll es nicht einmal den geben. Die Fußballverbände aus England, Deutschland, der Niederlande, Belgien, der Schweiz und Wales knicken vor der Fifa ein und haben ihre Kapitäne gebeten, bei der WM in Katar nicht mit der "One Love"-Armbinde aufzulaufen.
In einem gemeinsamen Statement kritisieren die Verbände den Druck der Fifa als "beispiellos". Demnach hat der Weltverband klar gemacht, dass ein Tragen der Binde sportliche Konsequenzen haben werde. Der DFB und die anderen Länder seien zwar zu Geldstrafen bereit gewesen, heißt es in dem Statement. Man könne den Spielern aber nicht abverlangen, Gelbe Karten oder gar Platzverweise für das Tragen einer bestimmten Kapitänsbinde hinzunehmen.
Das ist aus Sicht der nationalen Verbände nachvollziehbar. Wem ist geholfen, wenn Harry Kane, Manuel Neuer und Co. gesperrt werden, weil sie mit einer bunten Armbinde auflaufen? Lächerlich aber macht sich damit die Fifa, die offenbar bereit war, den seit Tagen öffentlich ausgetragenen Streit maximal eskalieren zu lassen. Sportliche Konsequenzen anzudrohen, für eine harmlose Kapitänsbinde. Unfassbar!
"One Love"-Binde war schon Kompromiss
Dabei war die "One Love"-Binde schon ein fauler Kompromiss, ein Einknicken davor, dass im homofeindlichen Emirat die Farben des Regenbogens unerwünscht sind. Kurzerhand wurde eine Ersatzbinde entworfen, offiziell, um auch noch Meinungsfreiheit, Frauen- und Arbeitnehmerrechte mit in die Gleichung aufzunehmen. Offensichtlich wollten die Verbände aber der Fifa und insbesondere Katar entgegenkommen. Kein Protest, nur noch ein Protestchen sollte es werden. Aber nicht einmal den wird es jetzt geben. Weil sich die Fifa allen Ernstes die Blöße gibt, gegen ein buntes Herzchen auf der Armbinde eines (!) Spielers auf dem Platz vorzugehen.
Hätte sie die Spieler einfach das Herzchen tragen lassen, schon bald hätte niemand mehr darüber gesprochen. Es war eine ohnehin schwache Geste, und geändert hätte das Ganze an der Situation in Katar ohnehin nichts. Nun aber macht die Fifa aus einer bunten Mücke einen riesigen Elefanten.
Das Thema kocht seit Tagen in der Öffentlichkeit. Die Fifa müsste eigentlich wissen, was sie damit auslöst. Es scheint, als sei das den Funktionären rund um den realitätsfernen Gianni Infantino schlicht egal. Das Einzige, was zählt, sind die Befindlichkeiten des rückständigen, intoleranten Gastgeberlandes Katar. Und um die Scheichs nicht zu verärgern, ist sich der Weltverband offensichtlich für nichts mehr zu schade.