WM-Siegerehrung Im Moment seines größten Triumphs bekommt Messi einen Umhang umgelegt – was es damit auf sich hat

WM-Finale: Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani, Fifa-Präsident Gianni Infantino, Argentiniens Kapitän Lionel Messi mit Umhang
Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani (l.), Fifa-Präsident Gianni Infantino (r.) und Argentiniens Kapitän Lionel Messi mit Umhang nach dem WM-Finale
© Clive Brunskill / Getty Images
Dem frischgebackenen Fußball-Weltmeister Lionel Messi wird vor der Siegerehrung von Katars Emir ein Umhang umgelegt – dafür gibt es reichlich Verwunderung.

Um 21.43 Uhr Ortszeit ist er zum Greifen nah: Der goldene WM-Pokal steht auf dem Rasen des Iconic Stadium in Lusail keinen Meter von Lionel Messi entfernt. Nur noch wenige Sekunden trennen den 35-jährigen argentinischen Nationalhelden von seinem größten Triumph: Die Trophäe in den Nachthimmel von Katar zu recken. Gerade hat seine Mannschaft das WM-Finale gegen Frankreich im Elfmeterschießen gewonnen.

Doch die Sekunden ziehen sich. Tamim bin Hamad Al Thani, der Emir von Katar, tritt an den 35-jährigen Weltmeister heran, legt ihm in Gegenwart von Fifa-Präsident Gianni Infantino einen schwarzen Umhang mit goldenen Elementen über die Schulterm und führt die Arme Messis in die Ärmel des Gewands.

Lionel Messi nimmt Pokal nach WM-Finale in Umhang entgegen

Messi, außerdem in blau-weißem Trikot und mit Goldmedaille um den Hals, erlebt den Beginn der Jubelfeier mit seiner Mannschaft in dem aufgedrängten Kleidungsstück – die Bilder des Superstars im Umhang gehen um die Welt.

Nicht nur ARD-Final-Kommentator Tom Bartels wundert sich in dem Moment: "Der Emir hat sich was ganz Besonderes überlegt." Auch Reporterin Esther Sedlaczek zeigt sich im Gespräch mit Experte Bastian Schweinsteiger erstaunt: "Muss man ihm dieses Gewand umlegen? Ich meine, das sind Bilder für die Ewigkeit. Da haben wir beide gerade gedacht: Muss das sein?" Der Weltmeister von 2014 pflichtet ihr bei: "Da nimmt man dem Spieler eigentlich einen ganz großen Moment. Ich fand's auch nicht gut. Ich finde, das kann man in der Kabine machen oder später. Ich glaube, das war nicht der Moment. Ich glaube auch nicht, dass er selber glücklich darüber ist. Er wollte den Pokal in die Luft strecken mit seinem Heimatland-Trikot."

In den sozialen Netzwerken kritisieren etliche Nutzerinnen und Nutzer ebenfalls das aufgezwungene Geschenk des Emirs für Lionel Messi.

Doch was hat es mit dem Umhang auf sich? Mehrere Vertreter Katars tragen am Finaltag das Gewand, bei dem es sich augenscheinlich um einen Bischt handelt, der auf der arabischen Halbinsel meist zu besonderen Anlässen getragen wird.

Es sollte vermutlich eine nette Geste des Emirs sein, vielleicht sogar eine Ehrbezeugung – mit dem Nebeneffekt, dass dieser Teil der katarischen Kultur mit den Jubelbildern Messis und seiner Teamkollegen um die Welt geht. Möglicherweise ein weiterer Baustein in der Sportswashing-Strategie des WM-Gastgeberlandes. Eine offizielle Erklärung zu dem Vorgang steht indes noch aus.

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