Das ist der Stoff, aus dem olympische Träume sind. Simon Ammann aus der Schweiz gewinnt die erste Goldmedaille der Spiele in Vancouver und wiederholt seinen Olympiasieg aus Salt Lake City im Jahre 2002. Ich erinnere mich gut an diesen damaligen Überraschungscoup vor acht Jahren, der Simon nicht nur eine von zwei nicht unbedingt erwarteten Goldmedaillen verschaffte, sondern auch den Beinamen „Harry Potter“ - im Hinblick auf seine Ähnlichkeit mit einem gewissen Zauberlehrling.
Martina Ertl
Die ehemalige deutsche Weltklasse-Skirennläuferin Martina Ertl schreibt in ihrer täglichen Kolumne "Après Ski" auf stern.de direkt aus Vancouver von den Olympischen Winterspielen. Um die Jahrtausendwende gehörte Martina Ertl mehr als zehn Jahre zu den weltweit besten Athletinnen im alpinen Rennzirkus. Sie gewann drei olympische Medaillen und wurde zweimal Weltmeisterin. In den Jahren 1996 und 1998 konnte sie jeweils die Riesenslalom-Disziplinenwertung des Skiweltcups für sich entscheiden. Insgesamt gewann sie 14 Weltcuprennen in drei verschiedenen Disziplinen. In allen fünf alpinen Disziplinen erzielte sie mindestens einen Podestplatz.
Ja, ein Lehrling war er damals in der Tat, als ihn keiner von den Experten auf der Favoritenliste für Olympia hatte. Fast ein Jahrzehnt später einen Olympiasieg zu wiederholen, ist nur wenigen Athleten in der Geschichte der Spiele vergönnt gewesen und verdient besondere Beachtung. Die Leistung von Simon Ammann ist nicht hoch genug zu bewerten, da er diesen Erfolg in einer Sportart erringen konnte, in der sich die Rahmenbedingungen in den letzten Jahren - Material und Regelwerk- permanent geändert haben. Ich kenne keinen Skispringer, der auf Grund dieser Wirrungen nicht wenigstens kurz darüber nachgedacht hat, die langen Latten in die Ecke zu stellen. Das damit verbundene „Auf und Ab“ der eigenen Leistungen setzt den Nerven (und bekanntlich ja auch dem ganzen Körper) der Skispringer nicht unerheblich zu.
Wer also acht lange Jahre nach einem Olympiasieg sich durch alle Widrigkeiten kämpft, alle Zweifel immer wieder beiseite legt, jede Saison aufs Neue seine Grenzen auslotet, um sich dann in einem weiteren olympischen Starterfeld an dessen Spitze zu setzen, der hat ein kleines Stück Olympiageschichte geschrieben und ist wahrlich kein Lehrling mehr.
Ich verneige mich vor einem Meister.
Herzlichen Glückwunsch ,Simon Ammann!