Für das Gewichtheben in Deutschland steht seit vier Jahren ein Name: Matthias Steiner. Der 29-Jährige hatte in Peking mit dem Gewinn der Goldmedaille und seiner rührenden Lebensgeschichte die Herzen der Menschen im Sturm erobert. Steiner war der Held des deutschen Olympia-Teams schlechthin. Kaum daheim, prasselten Preise und Auszeichnungen auf ihn ein: Sportler des Jahres, Bambi, Silbernes Lorbeerblatt und, und, und ...
Steiner reiste von Talkshow zu Talkshow und wird seither auch von jenen Leuten erkannt, die eigentlich gar nichts mit Sport am Hut haben. "Mich überrascht, dass Leute so lange Anteil an dem nehmen, was ich geleistet habe. Es sind immerhin schon vier Jahre her. Man kann sich schließlich nicht an die Sieger in allen 26 Sportarten erinnern", sagt Steiner.
Vier Jahre später kämpft der für den Chemnitzer AC startende Heidelberger um seine Form. Ein Sehneneinriss im linken Bein vor zehn Monaten durchkreuzte seinen Olympia-Fahrplan. Bei der EM im April ein Lichtblick: Steiner wurde Zweiter mit 424 Zweikampf-Kilo. In jüngster Zeit warfen ihn aber Hand- und Schulterprobleme sowie drei Infekte aus dem Rhythmus, Trainingslager fielen aus. Steiner fehlt die Zeit, auf sein einstiges Niveau zu kommen. "Ich träume von einer Medaille", sagt der gebürtige Österreicher dennoch. 450 Kilo müssen dafür in London bewältigt werden. Beim letzten Wettkampf kam er auf 410 Kilo.
Im Schatten des Olympiasiegers gehen zwei weitere Männer und zwei Frauen im ExceL Exhibition Centre für Deutschland an den Start. Der superschwere Almir Velagic und sein Speyrer Kollege Jürgen Spieß (Klasse bis 105 kg) wollen eine einstellige Platzierung. Medaillen sind von ihnen nicht zu erwarten. Velagic war in Peking Achter, vor drei Jahren Vize-Europameister. Spieß hatte es 2009 gar zum EM-Titel gebracht, war danach aber verletzt und kam lange nicht in Form. Zudem ist der Neunte von Peking in die höhere Gewichtsklasse gewechselt.
Die Frauen schafften etwas Einmaliges. Erstmals dürfen zwei deutsche Gewichtheberinnen zu Olympischen Spielen reisen. "Das entspricht unserer Leistungsfähigkeit", sagt Frauen-Bundestrainer Thomas Faselt. Julia Rohde aus Görlitz war vor vier Jahren Siebte. "Ich bin die erste deutsche Frau, die zum zweiten Mal den Olympia-Start geschafft hat", betont die 23 Jahre alte Blondine. Sie weiß aber auch, dass sie die Vormachtstellung der Asiatinnen und Türkinnen nicht brechen kann. Christin Ulrich, die für Ladenburg startende 21-jährige Thüringerin, freut sich riesig auf Olympia: "Das ist das größte sportliche Event auf der Welt."