Neue Studie Putin-Kritiker prangert Korruption bei Olympia an

Der Kreml sieht sich vor Beginn der Olympischen Winterspiele mit neuen Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Eine Studie soll belegen, wie beim Bau der Wettkampfstätten finanziell getrickst worden ist.

Die Olympischen Winterspiele in Sotschi gelten als die teuersten Wettkämpfe aller Zeiten. Die Kosten belaufen sich auf rund 37,5 Milliarden Euro. Ein Grund: Durch mutmaßliche Korruptionsfälle sind die Ausgaben für das Prestige-Projekt von Russlands Präsident Wladimir Putin geradezu explodiert. Das jedenfalls legt eine Studie der Moskauer Stiftung für Korruptionsbekämpfung nahe.

Demnach haben viele Auftraggeber ihre anfängliche Kalkulation um ein Vielfaches überzogen. Der Bau der olympischen Sprungschanzen etwa soll 36-mal so teuer geworden sein wie ursprünglich gedacht. Auch bei den Eishockey-Arenen stiegen die Kosten auf das 25-fache. Laut dem russischen Oppositionspolitiker Alexei Nawalny, der gleichzeitig der Chef der Anti-Korruptions-Stiftung ist, werden die Spiele am Ende viermal so teuer sein wie ursprünglich geplant. Nawalny kritisiert seit geraumer Zeit mangelnde Transparenz bei den Ausgaben.

Gegenüber Radio Echo Moskwy sprach Nawalny von einem "akribischen Quellenstudium", das er und seine Mitarbeiter hinsichtlich der Kostenentwicklung eines jeden Einzelpostens der Olympia-Kalkulation verfolgt hätten. So seien immer neue Nachforderungen seitens der Auftragnehmer und Überziehungen des Zeitplans für Übergabe und Inbetriebnahme der Objekte sichtbar geworden.

Putin weist Vorwürfe als Geschwätz zurück

"Die Spiele sind nichts anderes als ein monströser Betrug", sagte auch der frühere Minister Boris Nemzow, inzwischen einer der bekanntesten russischen Oppositionellen. Er schätzt, dass rund 30 Milliarden Dollar durch Unterschlagung und Bestechung versickert sind. Putin hat Vorwürfe über Korruption bei Olympia als Geschwätz zurückgewiesen. Auch Berichte, dass seinen Judo-Partnern Arkadi und Boris Rotenberg Aufträge zugeschanzt worden seien, tat er achselzuckend ab.

Russlands Regierungschef Dmitri Medwedew sagte gegenüber CNN: "Erst wenn nachgewiesen wird, dass jemand etwas gestohlen hat, wird man von den Dimensionen der Korruption sprechen können." Der Großteil des Geldes fließe in die Infrastruktur, von der die gesamte Schwarzmeerregion Krasnodar profitiere, versuchte Medwedew die undurchsichtigen Kosten zu rechtfertigen.

Der russische Schriftsteller Viktor Jerofejew vergleicht Olympia 2014 bereits mit dem Bau von St. Petersburg im 18. Jahrhundert. Die einstige Zarenmetropole wurde mit gigantischem Aufwand, hohen Kosten und vielen Opfern einem Sumpfgebiet abgetrotzt. So schließe sich der "Kreis der russischen Geschichte", schreibt der Autor in einem Essay: Die heutigen Machthaber im Kreml hätten beschlossen, "ihr" St. Petersburg in Sotschi zu erschaffen.

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