Klasse, einfach nur klasse. Die deutschen Wintersportler haben uns richtig viel Spaß gemacht in der ersten Olympia-Woche. Neun mal Gold, Führung im Medaillenspiegel - das war so nicht zu erwarten und es spricht für sich. Doch noch besser als die Statistik ist, wie Deutschlands Olympioniken in Pyeongchang ihre Wettbewerbe bestreiten - und gewinnen. Der kraftvolle Schluss-Sprint von Kombinierer Eric Frenzel, die Schuss-Sicherheit und Laufstärke von Biathletin Laura Dahlmeier und natürlich die Gold-Kür für die Ewigkeit des Eiskunstlauf-Paars Aljona Savchenko und Bruno Massot - nur drei herausragende Beispiele für begeisternde Leistungen genau zum richtigen Zeitpunkt.
Es muss schon einiges gut gelaufen sein, wenn die Sportler selbst während der Olympischen Spiele von einer "Medaillenflut" sprechen. Eric Frenzel, Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier, hat genau das getan und gleichzeitig beschrieben, wie sehr die frühen Erfolge die Sportler im Team D beflügelt haben. Keine Frage, es ist so richtig gut gelaufen bisher und selbst in engen Rennen konnten sich die Deutschen behaupten - auch diese mentale Stärke war zuletzt nicht immer zu beobachten.
Bilanz von Sotschi jetzt schon übertroffen
Um das Ganze kurz einzuordnen: Mit den neun Goldmedaillen haben die Aktiven des Deutschen Olympischen Sportbundes schon jetzt einen Olympiasieg mehr eingefahren als vor vier Jahren in Sotschi. Und auch die - Stand jetzt - insgesamt 15 Medaillen sind stark. 2014 reichte es (vorbehaltlich möglicher Veränderungen durch nachträgliche Dopingstrafen) für 19-mal Edelmetall - eine Zahl, die mit etwas Glück und Können noch an diesem Wochenende erreicht werden könnte. Das allein zeigt schon, welche Entwicklung der deutsche Wintersport nach den als Enttäuschung empfundenen Spielen von Sotschi genommen hat.
Natürlich hat in dieser ersten Woche fast alles gepasst - dazu gehört auch Glück. Dass Arnd Peiffer den Biathlon-Sprint gewinnt - eine Überraschung. Dass Savchenko/Massot tatsächlich noch die Weltklassekür hinlegen, die für Gold nötig war - eine Sensation. Und dass die deutschen Rodler, bis auf den unglücklichen Felix Loch, ihre Ausnahmeklasse mal wieder bestätigten - voller Respekt.

Eine weitere Woche voller Chancen
Zumindest für die Tage von Pyeongchang darf man da beiseite schieben, dass es in mancher Sportart durchaus Grund zur Klage gibt. Die einstige Stärke im alpinen Skisport ist dahin - nach Viktoria Rebensburg und dem in Korea verletzt fehlenden Felix Neureuther scheint vorerst auch kein Talent auf Weltklasseniveau nachzukommen. Im Ski-Langlauf ist weit und breit kein Jochen Behle und keine Evi Sachenbacher-Stehle in Sicht. Dass Claudia Pechstein mit ihren 46 Jahren ihr Training lieber privat organisiert, weil sie im deutschen Team zu wenig gefordert wird, spricht nicht gerade für die einst so herausragenden Eisschnelllauf-Frauen. Und mit den nicht-klassischen, sogenannten Fun-Sportarten wie Freestyle-Ski, Snowboarding oder Shorttrack tun sich die Deutschen ohnehin schwer.
Aber das sind Themen für die Zeit nach Pyeongchang. Jetzt dürfen wir uns erst einmal auf die zweite Olympia-Woche freuen. Im Biathlon, der Nordischen Kombination, Skispringen und im Bob gibt es gute Medaillenchancen. Die aussichtsreichen Staffel-Wettbewerbe sind da noch gar nicht mitgezählt. Und vielleicht gibt's ja noch eine Überraschung?
Olympia in Deutschland - wieder ein Thema?
Angesichts der Erfolge von Pyeongchang nimmt sogar das Thema Olympia in Deutschland wieder Fahrt auf. Der für den Sport zuständige Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hält das nach den Volksentscheiden gegen Olympia in Hamburg und München aber für viel zu früh. Frühestens für 2032 könnte sich die Initiative "Rhein Ruhr Olympic City" in Stellung bringen. Das ist noch etwas hin und de Maizières Skepsis verständlich. Klar ist aber auch: Wer gerne weiter Medaillen feiern will, der muss die Party irgendwann auch mal wieder schmeißen.
