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Olympische Spiele 2020 IOC streicht Ringen aus Olympia-Programm

Seit den ersten Spielen der Neuzeit gehörte Ringen zum olympischen Programm. Nun soll die Sportart 2020 gestrichen werden. Für einige stirbt mit dieser Entscheidung ein Stück olympischer Gedanke.

Die IOC-Exekutive hat beschlossen, dass Ringen aus dem Programm der Olympischen Spiele 2020 gestrichen werden soll. Die Entscheidung der Exekutiv-Kommission in Lausanne muss von der IOC-Vollversammlung im September in Buenos Aires noch bestätigt werden. Dieser Schritt gilt aber als reine Formalie. Mit Fassungslosigkeit und Enttäuschung haben die deutschen Ringer auf das wahrscheinliche Olympia-Aus für 2020 reagiert. "Ich bin geschockt, ich kann es gar nicht glauben. Wir sind ein taktisch, technischer Zweikampfsport, der es nicht zum Ziel hat, den Gegner zu verletzen. Gerade in der Gewaltprävention ist diese Sportart so wertvoll", sagte Deutschlands langjähriger Vorzeige-Ringer Alexander Leipold am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa.

Der vor wenigen Wochen zurückgetretene Freistil-Bundestrainer sieht seine jahrelange Aufbauarbeit im Nachwuchs gefährdet - selbst seine Söhne Tim und Neo gehen mittlerweile auf die Matte. "Doch wie wollen wir unseren Nachwuchs, den wir in den vergangenen Jahren in mühsamer Kleinarbeit langsam wieder an die Weltspitze herangeführt haben, dieses Olympia-Aus vermitteln? 2016 und gerade 2020 waren ihre Ziele. Für einen Sportler ist es das Größte, Olympia zu erreichen", ergänzte der 21-malige deutsche Meister. Doch der 43-Jährige, der sich selbst nach drei Schlaganfällen als Stehaufmännchen zurückkämpfte, will nicht so einfach aufgeben: "Es ist nicht das Ende des Sports, Ringen wird es immer geben."

"Man kann nicht nur aus westeuropäischer Sicht rangehen"

Leipold kann die überraschende Entscheidung der IOC-Exekutive am Dienstag in Lausanne nicht nachvollziehen. "Ringen ist Schach auf der Matte, Ringen ist die Traditionssportart, die von Anfang an dabei war. In den USA, im Iran, Aserbaidschan, Georgien, Russland oder Kasachstan sind es Volkssportarten. Man kann nicht nur aus westeuropäischer Sicht rangehen. Auch Deutschland ist da kein Maßstab", betonte der vierfache Europameister und zweimalige Weltmeister, der 2000 das olympische Turnier in der Kategorie bis 74 Kilogramm gewann. Nach einem positiven Dopingbefund wurde er gesperrt, dann wieder freigesprochen und mittlerweile rehabilitiert.

In London kehrte Leipold im vergangenen Sommer als Bundestrainer an die olympische Matte zurück. "Es waren geniale Spiele. Die Halle war voll, wir hatten eine Klasse-Stimmung und haben packende Zweikämpfe gesehen", erinnerte sich Leipold. Doch das IOC begründete seine Empfehlung unter anderem mit den niedrigen Werten, die das Ringen bei einer detaillierten Analyse aller 26 olympischen Sommersportarten bekam.

"Es stirbt ein Stück olympischer Gedanke"

Manfred Werner, Präsident des Deutschen Ringer-Bundes, reagierte am Dienstag völlig überrascht: "Das kommt für mich aus dem heiteren Himmel. Wir müssen jetzt die Reaktion des Weltverbandes FILA abwarten." Der erst im Januar dieses Jahres neu berufene DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis meinte: "Für mich ist das ein absoluter Schock, mit dieser Entscheidung stirbt ein Stück olympischer Gedanke."

Ähnlich sieht es der ehemalige Nationalmannschafts-Ringer Benedict Rehbein, heute Präsident des Ringer-Verbandes Sachsen: "Die Entscheidung des IOC hat uns sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Es ist für mich vollkommen unverständlich, wie eine der olympischen Sportarten überhaupt aus dem Programm fallen kann, ohne den Sinn dieses Sportereignisses insgesamt infrage zu stellen. Damit hat das Komitee aus meiner Sicht die Tradition und den olympischen Gedanken im wahrsten Sinne des Wortes verkauft. Klar ist: Als Kampfsportler werden wir diese Entscheidung sicherlich nicht kampflos hinnehmen."

kmi/DPA DPA

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