Sie durften nur kurz von einer Sensation träumen, doch am Ende war Weltmeister Jugoslawien für die deutschen Korbwerfer erwartungsgemäß eine Nummer zu groß. Im letzten Vorrundenspiel der Gruppe C unterlag die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) dem ungeschlagenen Gruppensieger mit 73:86 (26:41). Während die Jugoslawen sich wie die anderen Gruppensieger Türkei, Russland und Frankreich damit direkt für das Viertelfinale qualifizierten, muss die Mannschaft von Bundestrainer Henrik Dettmann als Gruppenzweiter nun den Weg über die Zwischenrunde gehen. Nächster Gegner ist Griechenland.
Volles Risiko
Bereits vor dem Spiel hatte Dettmann den Weltmeister zum klaren Favoriten erklärt: »In hundert Spielen muss einmal alles stimmen, um die Jugoslawen zu schlagen«. Auch die Bilanz spricht eine deutliche Sprache: Im 33. Vergleich war es der 31. Sieg für die Ballkünstler vom Balkan. »Wir spielen volles Risiko und auf Sieg, um das Unmögliche möglich zu machen und schonen uns nicht für das Zwischenrundenspiel am Montag«, gab sich der 41-jährige Finne dennoch kämpferisch.
Leichte Ballverluste
Der Wille seiner Schützlinge war vorhanden, doch nach ausgeglichenem Beginn nutzte der Weltmeister leichte Ballverluste, um binnen 60 Sekunden auf 12:4 und bis zur 7. Minute gar auf 20:7 davonzuziehen. Da saß der von seinem NBA-Kollegen Predrag Drobnjak (Seattle) abgemeldete deutsche Top-Werfer Nowitzki (Dallas) schon mit zwei Fouls und ohne Wurferfolg auf der Bank.
Familienduell
Auch für die übrigen Spieler gab es gegen die jugoslawische Betondeckung kein Durchkommen. Marko Pesic stand im Familienduell gegen seinen auf der gegnerischen Trainerbank sitzenden Vater Svetislav in der Anfangsformation, hatte aber als Bewacher des NBA-Stars Stojakovic einen schweren Stand. Dennoch fand das deutsche Team auch ohne »Leitwolf« Nowitzki ins Spiel. Vorwiegend Okulaja sorgte dafür, dass sich der Rückstand nach dem ersten Drittel (13:22) in erträglichen Grenzen hielt.
Nowitzki als Impulsgeber
Der erste Feldkorb von »Wunderkind« Nowitzki wirkte wie ein Signal für einen furiosen Zwischenspurt. Die Deutschen legten eine blitzsaubere 11:0-Serie aufs Parkett und verkürzten den Rückstand von 31:48 auf 42:48. Doch ausgerechnet Nowitzki, der gerade seine Wurfsicherheit gefunden hatte, musste anschließend mit dem 4. Foul auf die Bank. Dennoch ging ein Ruck durch das Team, das sich durch das Handicap und einen 42:52-Rückstand nicht aus der Ruhe bringen ließ. Was folgte, war ein spannungsgeladener Schlagabtausch, in dem Demirel mit zwei Dreiern die Akzente setzte. Belohnt wurde dieser Kraftakt mit der Verkürzung des Rückstands bis zur letzten Viertelpause auf 54:58.
Aber die Kräfte zehrende Aufholjagd beantworteten die in der Abwehr nicht zimperlich agierenden Jugoslawen vor allem mit den Präzisionswürfen des kaltschnäuzigen Bodiroga. Als Nowitzki beim Stand von 59:68 in der 34. Minute sein fünftes Foul kassierte, war der Traum von der Sensation endgültig dahin.