Dank ihres Superstars Dirk Nowitzki stehen Deutschlands Basketballer bei der 33. Europameisterschaft in Schweden im "kleinen Endspiel" um den Gruppensieg der Vorrunde. Mit 32 Korbpunkten hatte der überragende NBA-Profi von den Dallas Mavericks in Norrköping den Löwenanteil am hart umkämpften 94:86 (48:41)-Sieg über Lettland. Sollte die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) an diesem Sonntag (15.15 Uhr/ARD) auch ihre dritten Vorrundenspiel gegen Litauen gewinnen, würde sie als ungeschlagener Gewinner der Gruppe B direkt ins Viertelfinale (Mittwoch) in Stockholm einziehen. Als Gruppenzweiter müsste die Mannschaft von Bundestrainer Henrik Dettmann am Montag (20.30) in Norrköping ein Qualifikationsspiel gegen den Dritten der Gruppe A bestreiten.
"Können uns noch weiter steigern"
Dazu will es Matchwinner Nowitzki gar nicht erst kommen lassen. "Wenn wir jetzt das kleine Endspiel gewinnen, haben wir ein Freilos fürs Viertelfinale und einen Tag mehr Pause. Das wäre optimal", strahlte Nowitzki, der nach der deutlichen Steigerung gegenüber dem mühevollen 86:81-Auftaktsieg gegen Israel wie befreit wirkte. "Jetzt sind wir richtig drin im Turnier. Wir können uns noch weiter steigern und unser ganzes Potenzial abrufen. Wir sind eine Turniermannschaft", meinte der 2,11 Meter große Würzburger, mit dem die langen Deutschen langsam in ihre vorgegebene Mitfavoritenrolle wachsen.
Berg- und Talfahrt
Der von dem für Bamberg spielenden Uvis Helmanis (16 Punkte) nur mit Fouls zu stoppende Nowitzki machte den Unterschied in der Partie, in der das Dettmann-Team allerdings wieder eine Berg- und Talfahrt - diesmal auf höherem Niveau - hinlegte. Nach klaren Führungen - 22:8, 27:14, 33:21 oder 70:54 (29.) - ließ es die Mannschaft erneut an Konzentration mangeln und die nie aufsteckenden Letten immer wieder herankommen. Am dichtesten beim 85:81 (38.), als der Sieg noch stark auf der Kippe stand.
"Wir hatten eben keinen Nowitzki"
In dieser packenden Schlussphase behielt ausgerechnet der mit 1,80 Metern kleinste deutsche Spieler kühlen Kopf: Berlins "Basketballer des Jahres" Mithat Demirel traf mit einem "Dreier" und verwandelte anschließend wichtige Freiwürfe. Er durfte zu Recht auch sich selbst gemeint haben, als er feststellte:"«Dirk hat heute ein Superspiel gemacht, aber andere waren auch nicht schlecht." Das galt neben Demirel (18 Punkte) auch für Spanien-Profi Ademola Okulaja (Unicaja Malaga/16). Auch Lettlands Coach Armands Kraulins lobte den deutschen Superstar: "Wir hatten eben keinen Nowitzki, den besten europäischen Spieler."
Dettman gewohnt vorsichtig
Obwohl ihm ein großer Stein vom Herzen fiel, hielt Bundestrainer Henrik Dettmann sich zurück. "Das war ein normales Spiel für Dirk. Sehr erfreulich war unsere deutliche Steigerung, aber wir müssen noch Konzentrationsfehler vor allem in der Deckung abstellen. Ich hoffe, dass wir in diesem Turnier noch lange leben", meinte der 45-jährige Finne, der wie gewohnt vor dem nächsten Gegner warnte: "Litauen spielt den gleichen Stil wie Lettland und hat ebenso gefährliche Distanzwerfer." Die Bilanz spricht vor dem Duell des WM-Dritten Deutschland gegen den Olympia-Dritten Litauen deutlich für die Balten, die von 11 Spielen 9 gewannen, darunter die beiden bisherigen EM-Spiele gegeneinander.