Ein gewohnt treffsicherer Dirk Nowitzki, ein spielfreudig wirkender Chris Kaman und ein auch größentechnisch weit unterlegener Gegner: Die deutsche Nationalmannschaft hat den Start der EM in Litauen mit einem erwarteten Sieg gestaltet und sich dabei Selbstvertrauen für kommende Aufgaben geholt.
Das erste Spiel ist immer das schwerste - diese alte Binsenweisheit sollte sich zum EM-Auftakt der deutschen Nationalmannschaft gegen Israel nicht bewahrheiten. Nach schleppendem Anfang fand das von Dirk Nowitzki Nowitzki und Chris Kaman angeführte Team zu seinem Spiel und sorgte für einen souveränen 91:64-Erfolg zum Turnierbeginn.
Dabei glänzten die beiden NBA-Spieler in Reihen des DBB-Teams. Nowitzki lieferte mit 25 Punkten und einer Wurfquote von 71,4 Prozent eine gewohnt gute Leistung ab, die mit dem MVP-Titel für das Spiel gewürdigt wurde. Kaman wirkte daneben ebenso agil und auf den Punkt fit 18 Punkte und zehn Rebounds sprachen eine deutliche Sprache. Ebenso zeigte sich auch der Rest der Mannschaft in guter Verfassung gegen den wohl schwächsten Gegner der Vorrundengruppe B.
Ein typischer Auftakt?!
Dem ersten Korb von Kaman folgte zunächst eine kurze Findungsphase, unsichere Pässe, unnötige Ballverluste und taktische Mißverständnisse bestimmten das deutsche Spiel. Langsam aber sicher wurde jedoch vor allem Dirk Nowitzki warm, der seinen persönlichen Sechs-Punkte-Lauf hinlegte. David Blu hielt auf der anderen Seite mit zwei Dreiern dagegen nach sieben Minuten stand es 11:11. Das knappe 15:14 zur ersten Viertelpause ließ Coach Dirk Bauermann wissen: Da war noch Luft nach oben.
Im zweiten Abschnitt bestätigte sich dieser Eindruck weiter. Gut, so musste das DBB-Team denken, dass mit den Israelis ein dankbarer Gegner zum einspielen auftrat. Mit einer Trefferquote von 30 Prozent hielt sich der Schrecken der deutschen Abwehr bei gegnerischen Angriffen in Grenzen. Knapp blieb es trotzdem, stotterte doch der DBB-Motor an vorderster Front ähnlich.
Fleiß- und auch sonstige Punkte verdiente sich bei Bauermanns Spielern vor allem Kaman, der sehr agil wirkte und sowohl punkte- als auch rebound-technisch gut da stand. Der Rest passte sich dem Center nach und nach an. Die Dreier, bis dahin nicht das Prunkstück des deutschen Spiels, fanden plötzlich ebenfalls ihr Ziel. Ein beruhigender 40:26-Halbzeitstand war die logische Folge. Kaman wirkte auf den Punkt fit, Nowitzki war trotz einiger Flüchtigkeitsfehler in Halbzeit eins mit 13 Punkten bester Werfer vor dem NBA-Kollegen (12).
Selbstbewusstsein aufgetankt
Dank des Vorsprungs lief nun die deutsche Maschinerie während sich die Gegner in Dreiern versuchten, die selten ihr Ziel fanden. Schnell war der Vorsprung auf 20 Punkte angewachsen. Ebenso deutlich wuchs auch die Überlegenheit am Brett, in allen Belangen hatte die DBB-Auswahl jetzt die Nase vorne.
Die Überlegenheit wurde schließlich für die kommenden Aufgaben genutzt Nowitzki und Kaman setzten mehr und mehr ihre Mitspieler ein, selbst wenn sie die Chance auf die Punkte hatten. Schließlich sollte das Selbstbewusstsein der meist jungen Mitspieler weiter aufgebaut werden. Mit 22 Punkten in Vorlage ging es in die letzten zehn Minuten.
Pause für die Starting Five
Der Vorsprung schrumpfte jedoch merklich, und dies vor allem deshalb, weil Bauermann Nowitzki, Kaman und andere Spieler der Starting Five zunächst auf der Bank ließ. Als Jan Hendrik Jagla jedoch erst nach knappen drei Minuten die ersten deutschen Punkte holte, ließ der Coach seine NBA-Stars wieder von der Leine.
Und so knüpften sie wieder an das dritte Viertel an, die Punkte fielen vorne, während sie hinten die Israelis im Griff hatten. So verfuhren die Deutschen nach dem Motto: Wenn es läuft, dann richtig. So fielen wirklich fast alle Wurfgelegenheit zum souveränen 91:64-Auftaktsieg.
Der Auftakt in das Kontinentalturnier ging somit souveräner aus, als von vielen erwartet. Ein Sieg war jedoch bereits vor der Partie als erstes Ziel ausgegeben worden und so enttäuschte die DBB-Auswahl nicht. Besonders Chris Kaman zeigte sich in glänzender Spiellaune und lässt so die Hoffnungen für die zweite, als weitaus schwerere Partie geltenden Begegnung mit den Italienern steigen.
Sven Kittelmann