47 Korbpunkte, 16 Rebounds und alle 17 Freiwürfe verwandelt: In einer Sternstunde von NBA-Playoff-Format hat Superstar Dirk Nowitzki Deutschlands Basketballer im bisher aufregendsten Spiel der 15. Weltmeisterschaft in Japan zum 108:103 (95:95, 83:83, 69:69, 33:30)-Sieg gegen Angola geworfen und den Löwenanteil an einem Novum gehabt. Erstmals in der 56-jährigen WM- Geschichte seit 1950 ging ein Spiel in eine dreimalige Verlängerung. Mit dem vierten Vorrundensieg sicherte sich die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes Platz zwei in der Gruppe B hinter Spanien und trifft damit im K.O.-Spiel des Achtelfinales am Sonntag in Saitama auf den Drittplatzierten der Gruppe A.
"In der NBA sind solche Spiele für mich nichts Ungewöhnliches. Aber das war schon ein Riesenkampf. Ich habe mich heute einfach gut gefühlt, war körperlich topfit und aggressiv und wollte der Mannschaft helfen, zu gewinnen", sagte der 28-jährige Matchwinner von den Dallas Mavericks, der mit seinen 47 Punkten fünftbester Korbschütze der WM-Geschichte ist. Den Rekord hält der Koreaner Jae Hua, der bei der WM 1990 in Argentinien 62 Punkte erzielte.
"Wer die Punkte macht, ist eigentlich egal. Das war heute eine riesige Teamleistung. Bei so einem Spiel dabei zu sein, machte einen Riesenspaß. Das war Emotion pur", sagte der 2,13 Meter große Würzburger. Auch Bundestrainer Dirk Bauermann lobte Nowitzki in den höchsten Tönen: "Er hat heute seine außergewöhnliche Klasse bewiesen und auch die Mannschaft fantastisch gepusht. Er ist einer der drei besten Basketballspieler der Welt, unser Superstar, um den uns alle beneiden. Wir sind stolz, dass wir ihn haben."
Nowitzki: Es ging "immer rauf und runter"
Bei allem Hype um den auch von den japanischen Zuschauern in der "Green Arena" von Hiroshima frenetisch gefeierten Matchwinner vergaß Bauermann eines nicht: "Einer allein kann keine fünf Spieler schlagen." Mit dem kämpferisch starken Kapitän Ademola Okulaja (14), Demond Greene (14), Patrick Femerling (12) und Sven Schultze (10) punkteten vier weitere Spieler zweistellig. Für den starken Afrikameister trafen Olimpio Cipriano (33), Eduardo Mingas (22) und der früher für Köln spielende Joaquim Gomes (21) hochkarätig.
Die wichtigste Rolle neben Nowitzki spielte Playmaker Mithat Demirel, der mit einem "Dreier" zum 69:69 26 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit nervenstark die erste Verlängerung und mit zwei Freiwürfen zum 95:95 die dritte Nachspielzeit erzwang. Nowitzki sorgte.0,8 Sekunden vor Ablauf der Uhr mit einem Drei-Punkte-Wurf zum 83:83 für die zweite fünfminütige Verlängerung (83:83). "Bei diesem Spiel wäre ich gerne Zuschauer gewesen", sagte der gewitzte Spielmacher Demirel nach dem zweieinhalbstündigen Basketball-Krimi, bei dem es "immer rauf und runter ging" (Nowitzki).
Bauermann hofft auf eine Initialzündung
Nowitzki erinnerte das Nervenspiel an die ebenso enge Vorrundenspartie der EM 2005 im serbischen Vrsac gegen Russland (51:50), nach der der Knoten platzte und die Mannschaft bis ins Finale von Belgrad vorstieß. "Ein Turnier dauert lange. Wichtig ist immer die zweite Woche. Ich hoffe, das wird auch bei dieser WM so sein", meinte Nowitzki. Auch Coach Bauermann hofft auf eine Initialzündung: "Die Mannschaft hat bei dieser harten Generalprobe für das Achtelfinale viel Herz und Charakter gezeigt. Das wird ihr viel Selbstvertrauen und den nötigen Rückenwind geben. Sie wird mit einem starken Rückgrat die schwere Aufgabe angehen".
Sein Superstar Nowitzki, der mit 48:51 Minuten von allen 20 eingesetzten Akteuren des Spiels am längsten auf dem Feld war, sehnte nach der Kräfte zehrenden Partie die zweitägige Pause herbei: "Jetzt wollen wir erst mal ausruhen, ein bisschen Wurftraining machen, härter trainieren und dann wieder angreifen."