Er ist der große Triumphator: Der dänische Radrennfahrer Jonas Vingegaard hat die 11. Etappe der Tour de France gewonnen und das Gelbe Trikot des Gesamtführenden von Tadej Pogacar übernommen. Der Slowene, der auch die vergangenen zwei Frankreich-Rundfahrten gewann, brach auf der ersten Bergetappe in den Alpen komplett ein und verlor 2:51 Minuten auf Vingegaard. Der Däne führt im Gesamtklassement jetzt mit 2:16 Minuten vor Romain Bardet, Pogacar fiel auf den dritten Platz zurück.
Lennard Kämna fällt aus taktischen Gründen zurück
Der deutsche Hoffnungsträger Lennard Kämna fiel, wie zu erwarten war, bei der ersten Hochgebirgsetappe der 109. Tour in der Gesamtwertung zurück – auch aus taktischen Gründen. So hat der Fahrer vom Team Bora-hansgrohe die Chance, noch eine Etappe zu gewinnen, weil er nicht mehr in Konkurrenz zu den Führenden fährt. Einen Tag nach seiner langen Flucht und dem Sprung auf Platz zwei des Klassements musste der 25-Jährige auf der 151,7 Kilometer langen Etappe zum Col du Granon am Mittwoch schon früh abreißen lassen und verlor mehrere Minuten.
Aus deutscher Sicht rettete immerhin Simon Geschke einen weiteren Tag sein Bergtrikot über die Hochgebirgs-Riesen hinweg. Für das famose Spektakel sorgten die Stars der Branche bei rund 30 Grad - und da erlebte die Tour eine riesengroße Überraschung.
4,5 Kilometer vor dem Ziel attackiert Jonas Vingegaard das Gelbe Trikot
4,5 Kilometer vor dem Ziel attackierte Vingegaard. Pogacar versuchte noch zu kontern, aber nichts ging mehr bei dem scheinbar Unbesiegbaren. Geraint Thomas, Romain Bardet, David Gaudu oder Nairo Quintana - alle Mitfavoriten ließen Pogacar am Berg förmlich stehen. Der Slowene taumelte bedenklich, das Trikot komplett aufgerissen. Es war die größte Niederlage in seiner noch jungen Karriere. 2:22 Minuten liegt Pogacar in der Gesamtwertung nun als Dritter hinter Vingegaard, der die Etappe im Alleingang vor Altstar Quintana und Bardet gewann. Gesamtzweiter ist nun Bardet 2:16 Minuten hinter dem Mann aus Hillerslev im hohen Norden.
"Ich gebe nicht auf. Ich werde versuchen, so lange wie möglich dranzubleiben", hatte Kämna vor dem Start in der einstigen Olympia-Stadt Albertville gesagt. Doch schon am Col du Télégraphe gut 67 Kilometer vor dem Ziel war das Unterfangen beendet. Schweren Trittes ließ Kämna die Favoriten ziehen, beim Anstieg zum 2642 Meter hohen Col du Galibier hatte der Norddeutsche bereits mehr als vier Minuten Rückstand. "Es ist halt schwer, wenn du vorher in den Ausreißergruppen warst. Das verbraucht viel Energie", meinte Kämna.
Große Vorstellung von Routinier Simon Geschke
Der 25-Jährige war daher beim großen Spektakel ganz vorne gar nicht mehr in Sichtweite. Nachdem Pogacar von seinen Teamkollegen isoliert war, startete das Jumbo-Visma-Team den großen Angriff auf den Tour-Patron. Immer wieder attackierten Primoz Roglic und Vingegaard abwechselnd das Gelbe Trikot, doch Pogacar ließ sich zu der Zeit einfach nicht abschütteln. Stattdessen musste Roglic selbst dem Tempo Tribut zollen und fiel zurück.
Eine couragierte Vorstellung lieferte einmal mehr Routinier Geschke ab. Der 36 Jahre alte Berliner war erneut in der Ausreißergruppe vertreten, kämpfte sich als Dritter über den Télégraphe und als Zweiter über den Galibier. Das reichte, um sein begehrtes weißes Dress mit den roten Punkten erfolgreich zu verteidigen.
Damit darf Geschke am Donnerstag die 21 berühmtesten Serpentinen der Welt im Bergtrikot in Angriff nehmen, wenn es zur legendären Skistation Alpe d'Huez hinaufgeht. Hunderttausende Fans werden an dem 13,8 Kilometer langen Schlussanstieg mit durchschnittlich 8,1 Prozent Steigung wieder Spalier stehen und für ein Tollhaus sorgen. Aber auch schon vorher hat es die Etappe in sich. Nach dem Start in Briancon geht es wieder über den Galibier sowie den Col de la Croix de Fer, allesamt Berge der höchsten Kategorie.
Am Donnerstag steht am französischen Nationalfeiertag die Etappe nach Alpe d'Huez an.