Die deutschen Leichtathleten kommen in Fahrt: Bei der Europacup-Qualifikation in Schönebeck und Regensburg fielen die Normen für die Europameisterschaften in Göteborg (7. bis 13. August) wie reife Früchte. Für den Spitzenwert sorgte die zweimalige Diskus- Weltmeisterin Franka Dietzsch aus Neubrandenburg, die sich mit 68,51 Metern an die Spitze der Weltjahresbestenliste setzte und ihre EM- Medaillenansprüche anmeldete. "Ich bin happy über die Weite. Die Bedingungen waren absolut top, endlich mal kein Regen", sagte die 38- Jährige. Sie entschied damit das Fernduell gegen Olympiasiegerin Natalja Sadowa bei den russischen Titelkämpfen in Tula (66,55) klar zu ihren Gunsten.
"Das war ein richtig gutes Wochenende mit Spitzenleistungen am laufenden Band. Wir haben in vielen Disziplinen Fortschritte gesehen", sagte der Leitende Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Jürgen Mallow. In Regensburg erfüllten die Männer neun Mal die EM-Norm, die Frauen sieben Mal - davon ein Quartett im Stabhochsprung. Hallen-Europameister Tobias Unger (Kornwestheim-Ludwigsburg) lief über 200 m in 20,65 Sekunden exakt die EM-Norm. "Ich hatte noch ein hartes Training in den Beinen. Wenn ich ausgeruht bin, sind noch drei, vier Zehntel drin", sagte der Siebte der Olympischen Spiele und Weltmeisterschaften von Helsinki.
Qualifikation geschafft
Ronny Ostwald (Wattenscheid) steigerte sich über 100 m nach 10,30 im Vorlauf im Finale auf 10,24 Sekunden und sicherte sich das Ticket für den Europapokal vom 28. und 29. Juni im spanischen Malaga. Über die Stadionrunde gelang dies auch Sebastian Gatzka in 45,88 Sekunden. "Auf so eine Zeit habe ich schon lange gewartet", sagte der Frankfurter. Europameister Ingo Schultz (Leverkusen) dagegen musste als Fünfter in 46,55 Sekunden seinem hohen Anfangstempo auf der Zielgeraden Tribut zollen. Hürdensprinter Thomas Blaschek (Leipzig/13,54) und 800-m-Läufer René Herms (Pirna/1:45,82) unterstrichen ihre Spitzenstellung.
Im Stabhochsprung behaupteten sich Nastja Ryshich (Ludwigshafen) mit der persönlichen Bestleistung von 4,60 Meter und der EM-Zweite Lars Börgeling (Leverkusen/5,75) vor Fabian Schulze (Kornwestheim- Ludwigsburg/5,70) und Tim Lobinger (Köln/5,65). Die EM-Zweite im Cross, Sabrina Mockenhaupt (Köln), lief über 10 000 m bei den Männern mit und erreichte in 31:44,12 Minuten die weltweit fünftbeste in diesem Jahr gelaufene Zeit.
Werfer in Top-Form
Die starken deutschen Werfer imponierten in Schönebeck auf breiter Front: Neben Dietzsch bestätigte auch der fünffache Diskus- Weltmeister Lars Riedel (Chemnitz) mit 68,09 m seine gute Form. Das gelang im Hammerwerfen auch Rekordhalterin Betty Heidler (Frankfurt/ 74,08) sowie Marcus Esser (Leverkusen) mit der persönlichen Bestleistung von 81,06 m. Der WM-Dritte Ralf Bartels übertraf im Kugelstoßen mit 21,01 m erstmals in diesem Sommer die 21-m-Marke, U23-Europameisterin Petra Lammert (beide Neubrandenburg) steigerte ihre Saisonbestweite auf 19,64 m. Nur die WM-Zweite und Europarekordlerin Christina Obergföll (Offenburg) stand im Speerwerfen als Dritte mit 56,49 m neben sich (Siegerin Annika Suthe (Leverkusen 60,17).
International ragten die 1:44,93 Minuten von Mohamed Al-Salhi (Saudi-Arabien) über 800 m in Rabat/Marokko heraus. Noch schneller war in Kaserani/Kenia Ismael Kombich in 1:44,3 Minuten. Beim Europacup blieben am ersten Tag Top-Leistungen aus: In Prag sorgten die WM-Dritte Vera Cechlova-Pospilova (Tschechien) im Diskuswerfen (63,49) und deren Landsfrau Barbora Spotakova im Speerwerfen (64,68) für gute Ergebnisse. Hammerwerfer Primoz Kozmus (Slowakei) erzielte in Thessaloniki 80,38 m.
Ursula Kaiser und Peter Juny/DPA