Vielleicht ist Tennis-Profi Naomi Osaka ihrem Turnier-Ausschluss nur zuvor gekommen. Aber mit einer Botschaft auf Twitter hat sie selbst ihren Rückzug vom Grand-Slam-Turnier verkündet und auch mit erstaunlicher Offenheit begründet. Mit ihrer öffentlichen Stellungnahme wurde auch klarer, warum sie in der vergangenen Woche angekündigt hatte, während der French Open nicht mit der Presse reden zu wollen. Ihr Boykott der Medienrunden hatte für viel Kritik gesorgt, nach einer Geldstrafe hätten Osaka bei weiteren ausgelassenen Pressekonferenzen härtere Sanktionen bis hin zum Ausschluss vom Turnier gedroht.
Osaka leidet unter depressiven Phasen
Mit ihrer Stellungnahme macht sie ihre Beweggründe öffentlich: "Hallo allerseits, dies ist eine Situation, die ich mir nie vorgestellt oder gewünscht habe, als ich vor ein paar Tagen etwas gepostet habe. Ich denke, das Beste für das Turnier, die anderen Spieler und meine psychische Gesundheit ist es, wenn ich mich zurückziehe, sodass sich alle wieder auf das Tennis in Paris konzentrieren können."
Sie entschuldigt sich für das nicht optimale Timing ihres Posts zur Nichtteilnahme an Pressekonferenzen und schreibt dann: "Die Wahrheit ist, dass ich seit den US Open 2018 unter langen depressiven Phasen gelitten habe und lange gebraucht habe, damit zurechtzukommen." Sie sei eher introvertiert und trage oft Kopfhörer, die ihr helfen, ihre Sozialphobie zu dämpfen. Obwohl die Tennis-Presse immer gut mit ihr umgegangen sei, sei sie niemand, dem öffentliches Sprechen leicht falle, und bevor sie mit der internationalen Presse spreche, überfluteten sie Wellen von Angst.
Osaka verkündet vorerst Abschied vom Tennis-Court
"Hier in Paris habe ich mich verletzlich und ängstlich gefühlt, sodass ich dachte, es sei besser auf mich aufzupassen und die Pressekonferenzen auszulassen." Sie habe auch der Turnierleitung geschrieben, weil sie einige Regeln des Turniers als altmodisch empfinde und wolle nach dem anstrengenden Turnier dieses Thema weiter besprechen, erklärt Osaka auf Twitter. Doch dazu kommt es wohl vorerst nicht: "Ich nehme mir jetzt eine Auszeit vom Court, aber wenn der richtige Zeitpunkt kommt, arbeite ich wirklich gern mit der (ATP-)Tour, um die Dinge für Profis, Presse und Fans zu verbessern."
Serena Williams will Osaka "einfach umarmen"
Obwohl Osaka wollte, dass ihr Rückzug den Blick aller wieder auf Tennis freimacht, ist er weiter das alles bestimmende Thema bei den French Open. Anfangs war Osaka von vielen für ihren Medien-Boykott kritisiert worden. Nachdem sie nun öffentlich gemacht hat, harte Depressionsphasen durchlebt zu haben, gibt es vor allem viel Sympathie und Unterstützung für die 23 Jahre alte Japanerin. So hat etwa Tennis-Superstar Serena Williams ihr Mitgefühl mit Osaka ausgedrückt: "Ich wünschte, ich könnte sie einfach umarmen, weil ich weiß, wie es sich anfühlt", sagte die 39 Jahre alte Amerikanerin am späten Montagabend in Paris. Sie habe in der Vergangenheit auch solche Phasen erlebt, gestand Williams. Wichtig sei, dass man jemanden habe, mit dem man reden könne. Williams zeigte Respekt für das Vorgehen von Osaka. "Man sollte sie mit den Dingen so umgehen lassen, wie sie es möchte und wie es für sie am besten ist", sagte die frühere Nummer eins der Welt.
Auch Gilles Moretton, Präsident des französischen Tennisverbands FFT, reagiert mit einem versöhnlichen Statement: "Zuallererst tut es uns leid und ist traurig für Naomi Osaka. Das Ergebnis von Naomis Rückzug aus Roland Garros ist unglücklich. Wir wünschen ihr das Beste und die schnellstmögliche Genesung, und wir freuen uns darauf, Naomi nächstes Jahr bei unserem Turnier zu haben." Zugleich kündigt er an, weiter an Verbesserungen für die Profis beim Turnier zu arbeiten: "Wir sind weiterhin sehr um das Wohlergehen aller Athleten bemüht und versuchen, jeden Aspekt der Erfahrung der Spieler bei unserem Turnier zu verbessern, auch im Hinblick auf die Medien, so wie wir es immer angestrebt haben."
Weitere Quellen:Osaka auf Twitter, "The Guardian", Statement Turnier-Leitung Roland Garros.