Attentat auf Shinzo Abe Im Land der strengen Gesetze: Mit diesen Maßnahmen merzte Japan den privaten Waffenbesitz fast aus

Schusswaffen in Japan gibt es fast nur im Film – wie hier Takeshi Kitano in "Brother". Pro 100 Einwohner gibt es in Japan nur 0,6 Waffen – einer der niedrigsten Werte weltweit. Der Besitz von Handfeuerwaffen ist sogar gänzlich verboten.
Schusswaffen in Japan gibt es fast nur im Film – wie hier Takeshi Kitano in "Brother". Pro 100 Einwohner gibt es in Japan nur 0,6 Waffen – einer der niedrigsten Werte weltweit. Der Besitz von Handfeuerwaffen ist sogar gänzlich verboten.
© dpa-Film Advanced/ / Picture Alliance
Das Attentat auf den ehemaligen Regierungschef Shinzo Abe schockiert Japan. Nicht nur, weil ein hochrangiger Politiker erschossen wurde, sondern auch, weil es in dem Land kaum noch Schusswaffen gibt.

Das tödliche Attentat auf Shinzo Abe sorgt in Japan für Schockstarre. Der 67-Jährige wurde am Freitag am Rande eine Wahlkampfveranstaltung in Nara in der Nähe der Metropole Osaka niedergeschossen und verstarb kurz darauf in einem Krankenhaus. Ein mutmaßlicher Täter wurde vor Ort festgenommen, er soll Abe mit einer selbstgebastelten Schrotflinte erschossen haben. Fernsehbilder zeigten zwei zusammengeklebte Rohre, die der 41-Jährige für seine Tat als Schusswaffe genutzt haben soll. Dass er kein Gewehr oder andere Schusswaffe genutzt hat, dürfte auch mit den strikten Waffengesetzen im Land zusammenhängen. 

"Niemand sollte eine Schusswaffe oder ein Schwert besitzen." Die Einleitung des japanischen Waffengesetzes macht bereits unmissverständlich klar, wie ernst es der Inselstaat mit seinen Regulierungen meint. Fast nur Polizisten und Jäger besitzen in dem Land Waffen, wer dennoch eine Waffe bei sich Zuhause haben möchte, muss sich einem ausführlichen Check unterziehen. Ein Tagesseminar, ein schriftlicher Test und eine Prüfung auf einem Schießstand gehören dazu – bei letzterem muss die Trefferquote bei mindestens 95 Prozent liegen. Wer diese drei Tests besteht, hat jedoch nur den ersten Schritt zu einer Waffe getan. Im weiteren Prozess folgen unter anderem ein Test zur psychischen Verfassung des Bewerbers, ein Drogentest und ein ausführlicher Check der Polizei, ob es Verbindungen zu extremistischen Gruppen jeglicher Art gibt. Wer die Tests besteht, darf eine Schrotflinte oder ein Luftgewehr besitzen – Handfeuerwaffen wie Pistolen sind in Japan strengstens verboten.

Japan: Waffenlizenz muss alle drei Jahre erneuert werden

Wer einmal eine Waffe besitzt, muss sich auf weitere Regulierungen einstellen: So gibt es laut der "BBC" Patronen für eine Waffe nur im Austausch gegen die alten Patronenhülsen. Zudem überprüft die Polizei jährlich die Waffen. Nach drei Jahren muss eine Lizenz erneuert werden – auch hier werden wieder verschiedene Tests fällig.

Neu ist das Gesetz nicht: Bereits 1958 führten japanische Politiker die strenge Waffenkontrolle ein, bis sie jedoch durchgesetzt wurden, brauchte es auch ein weiteres Gesetz: 1992 wurden die kriminellen Gruppierungen der Yakuza in die Illegalität verdrängt, Bandenkriege, auch mit Schusswaffen, gab es bis dato noch regelmäßig. Erst mit der Einführung des Boryukudan-Gesetzes 1992 wurde auch das Vorgehen gegen Schusswaffen konsequent umgesetzt. Seitdem sind die Waffen aus dem öffentlichen Bild nahezu verschwunden. Laut der Seite Gunpolicy.org gab es 2019 noch 310.000 Schusswaffen im Privatbesitz, darunter nur 77 Handfeuerwaffen. Die Zahl der Waffen sinkt zunehmend, 2007 waren laut der Seite noch 710.000 Schusswaffen in Japan registriert.

Pro 100 Einwohner gibt es im Land nur 0,6 Schusswaffen, deutlich weniger als in Deutschland (32) oder den USA (120). Die verschwindend geringe Anzahl der Waffen führt auch zu deutlich weniger Toten durch Schusswaffen. Laut "Business Insider" gab es im vergangenen Jahr nur zehn Schießereien in Japan mit einem Todesfall. Zum Vergleich: In den USA wurden im vergangenen Jahr fast 21.000 Menschen durch Schusswaffen getötet, in Deutschland waren es 826.

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