Talkshow-Skandal Ullrich wollte "Beckmann" zensieren

Jan Ullrich hat vor der Ausstrahlung der Talkshow "Beckmann" versucht, Einfluss auf den Inhalt zu nehmen. Nach Angaben des NDR habe das Management des ehemaligen Radprofis nach der Aufzeichnung verlangt, den kompletten Fragenkomplex zum Thema Doping aus der Sendung zu schneiden.

Ullrichs Sprecher Michael Lang bestätigte am Donnerstag, dass Ullrich und sein Management nach der Aufzeichnung in Hamburg den Wunsch geäußert hätten, Teile der Sendung zu schneiden. Die Redaktion lehnte die Forderungen aber ab.

Der NDR wies außerdem den von Ullrichs Anwalt Marcus M. Hotze laut "Bild"-Zeitung (Donnerstag) geäußerten Vorwurf zurück, Moderator Reinhold Beckmann habe sich nicht an im Vorfeld getroffene Absprachen gehalten. "Mit Herrn Ullrich ist lediglich der bei Talksendungen übliche Vertrag geschlossen worden", sagte NDR-Programmdirektor Volker Herres. Es seien weder bestimmte Themenkomplexe für tabu erklärt, noch sei ein "Gegensehen" vor der Ausstrahlung vereinbart worden. "Herr Ullrich wusste, worauf er sich einließ", sagte Herres.

Wiederholung der Sendung auf 3sat

Laut Ullrich-Sprecher Lang habe es eine Vereinbarung gegeben, wonach der Ex-Profi und seine Frau Sara die einzigen Studiogäste sein würden. "Mit Befremden stellten wir fest, dass dann ein Studiogast zugeschaltet wurde", sagte Lang zu der Einblendung des Gesprächs mit Seppelt. Der Redaktion von "Beckmann" sei nach der Sendung ein Schreiben zugestellt worden, in dem sie an ihre Zusagen erinnert worden sei. In dem Brief sei zudem der Wunsch geäußert worden, auf Wiederholungen zu verzichten. Dies lehnte der NDR jedoch ab. Wie geplant, werde die Sendung am Freitag auf 3sat wiederholt.

In der Sendung war Studiogast Ullrich unter anderem ausführlich zum Thema Doping befragt worden. Der Tour-de-France-Sieger von 1997 steht nach seiner Suspendierung unmittelbar vor der Tour 2006 unter Dopingverdacht. Ullrich hatte am Montag seine Radprofi-Karriere offiziell beendet.

DPA/kbe

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