Aldi drückt mächtig auf Tempo: Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Discounterbrüder aus Nord und Süd ein Gemeinschaftsunternehmen auf die Beine stellen wollen. Hintergrund der Aktion: Die jahrzehntelange Spaltung soll überwunden werden. Denn was Anfangs zumindest für die Erben des Handelsimperiums noch notwendig war, steht heute dem Wachstum des Lebensmittelhändlers im Wege. Günstiger Wareneinkauf, gemeinsames Marketing: All das spart Geld und Ressourcen. Und macht Aldi zu einem großen Gesamtplayer auf dem Markt. Nicht nur in Deutschland.
Das Spanien- und das Portugal-Geschäft werden jetzt auch direkt für einen Testballon genutzt. Dort will Aldi Nord (die Discounterbrüder haben die ganze Welt unter sich aufgeteilt. Aldi Nord hat Spanien und Portugal bekommen) nun in Barcelona und Lissabon jeweils fünf Märkte auswählen, von denen aus Ware direkt zum Kunden geliefert werden soll, berichtet die "Lebensmittelzeitung". Dieser Test soll noch im April starten.
Die Lieferungen übernehmen soll das Unternehmen Glovo, mit dem Aldi Nord eine strategische Partnerschaft eingegangen ist. Über die App von Glovo können Kunden bestellen und erhalten ihre Lieferung innerhalb von 30 Minuten. "Aldi verfolgt auf diesem Weg seinen Anspruch, alle Menschen immer und überall mit dem zu versorgen, was sie zum täglichen Leben brauchen", ließ der Discounter die "LZ" wissen. Glovo ist ein spanisches Start-up, das 2015 gegründet wurde und bislang Waren von lokalen Geschäften und Händlern zu den Kunden bringt. Mit Aldi hat das junge Unternehmen einen strategisch wichtigen Kunde gewonnen.
Und auch für Aldi ist dieser Schritt besonders, denn der Discounter gibt nur ungern sein Geschäft in die Hände. Doch der Test im Süden Europas hat für Aldi gleich mehrere Vorteile.
Aldi will im Ausland wachsen
So sollen künftig die Auslandstöchter stärker zum Wachstum des deutschen Discounters beitragen. Zuletzt konnte sich Aldi Nord zwar auf dem Heimatmarkt wieder etwas berappeln, aber die roten Zahlen, in die der Discounter vor einigen Jahren aufgrund von teuren Umbaumaßnahmen gerutscht war, wirken noch nach. Inzwischen ist Aldi Nord zurück in der Gewinnzone, aber: Die fetten Jahre scheinen vorbei. Da versprechen die Auslandsmärkte stärkeres Wachstum.
Ein weiterer möglicher Vorteil: Aldi sammelt Erfahrungen mit dem Liefergeschäft. In der Corona-Pandemie ist die Lieferung von Waren zu einem wichtigen Baustein für Unternehmen geworden, abseits von Ladengeschäften ihre Kunden zu erreichen.
Auch in Deutschland will Aldi künftig neue Wege gehen. Dafür wurde das Gemeinschaftsunternehmen von Aldi Nord und Süd gegründet, um künftig zusammen in den Onlinehandel mit Lebensmitteln einzusteigen. Erkenntnisse zu Lieferungen sind da sicherlich willkommen.